Mando-Diao-Frontmann Björn Dixgård Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Mando Diao bleiben bei ihrem Auftritt im LKA ein gutes Stück hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Stuttgart - Wenn man nach einem Konzert mit dem Gefühl nach Hause geht, nicht nur eine, sondern sozusagen drei, vier verschiedene Bands gehört zu haben, ist das eigentlich eine feine Sache. Wer der Diktatur des Viervierteltaktes mit musikalischer Vielfalt begegnet, macht schon mal vieles richtig. An der klanglichen Diversifikation lag es also nicht, dass der Auftritt von Mando Diao im ausverkauften LKA zwiespältige Eindrücke hinterließ.

Ob in klassischen Rockgefilden mit einer schönen Prise Krach im Sound oder in gedrosselten Tempi mit psychedelischen bis leicht bluesigen Untertönen, ob mit kantigen Gitarrenachteln in bester Indierock-Manier oder etwas Elektronik in den Arrangements: Formal war alles vorhanden, was man sich von einem Auftritt dieser Band wünschen könnte. Und ein ganze Reihe an exzellenten Songs für eine zünftige Sause haben die Schweden, nach diversen Umbesetzungen inzwischen als Quintett unterwegs, ja allemal an Bord.

Keine furiose Party

Zu oft aber fand im LKA die Publikumsanimation auf verbalem anstatt auf musikalischem Weg statt, zu viele Mätzchen verstellten den Weg hin zu einer furiosen Party – Resultat einer Karriere mit vielen Auf und Abs, deren Verwerfungen bis heute nachzuhallen scheinen. Und es liegen ja auch Welten zwischen einem Gastspiel bei „Wetten dass ...“ und einem Auftritt in einem Rockschuppen wie dem LKA – Welten, in denen man schon ein wenig die Orientierung verlieren kann. 2009 war’s, als die Schweden mit ihrem Album „Give me Fire!“ und dem Hit „Dance with Somebody“ zur international gefeierten Topband avancierten und bis hin in die ehemals gute Stube der deutschen Fernsehunterhaltung tüchtig herumgereicht wurden. Anstatt ihre Musik aber punktgenau als das zu spielen, was sie in ihrem Kern zumeist verkörpert – richtig guten Rock ‚n’ Roll nämlich – kämpfen Mando Diao seither immer wieder vergeblich gegen die Versuchung, das ganze als Event zu inszenieren. Exemplarisch zu besichtigen gab es all das im Finale dieses einhundertminütigen Auftritts.

Erwartungsgemäß markierte „Dance with Somebody“ den Schlusspunkt dieses Abends, aber anstatt sie punktgenau und in angemessenem Tempo abzufeuern, wird diese nach wie vor großartige Dancerock-Hymne mit unnötigen Breaks und albernem „bitte alle mal hinsetzen“-Intermezzo auf fast zehn Minuten Länge ausgewalzt. Dass Sänger Björn Dixgård nach dem Ausstieg des langjährigen Co-Frontmannes Gustav Norén 2015 die Rolle des Bandleaders alleine stemmen muss, verkompliziert die Sachlage zusätzlich. Dixgårds Showbiz-Gesten wirken eher hölzern als souverän, zumal sie auf Kosten einer kompakten Inszenierung gehen.

An ähnlichen Symptomen kranken zuvor auch Songs wie „Down in the Past“, „Gloria“, „God Knows“ oder „The Band“. Dixgårds durch ausgiebigen Rock’n’Roll-Lifestyle hart erarbeitetes Raspeltimbre klingt zwar schön kernig und herb, doch dem Bandsound fehlt jener Schuss an Schärfe, Biss und kompakter Dringlichkeit, der den Unterschied zwischen Konzertroutine und echtem Rockfeuerwerk ausmacht. So erlebten die 1500 Gäste einen zwar großzügig dimensionierten Auftritt, bei dem ein Plus an Länge die fehlende Intensität allerdings nicht ersetzte.