Idris Elba spielt Nelson Mandela. Foto: Senator

Überwältigendes Kino: Justin Chadwick erinnert in seinem Drama „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ an den großen südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit"

Robben Island. Ein Name wie ein Fluch. Vier Quadratmeter Lebensraum. Einzelzelle, Arbeit im Steinbruch, menschenverachtendes Bewachungspersonal. Die Kamera fährt über schweißige Häftlingsgesichter, fast alle von schwarzer Hautfarbe, bleibt haften an Idris Elba. Der 40-jährige Brite afrikanischer Abstammung spielt Nelson Mandela, eine Ikone der Freiheit, Hoffnung von Millionen Menschen weltweit. Doch jetzt sitzt Mandela fest auf Robben Island. Lebenslänglich – nie wieder werde er eine Frau oder ein Kind berühren, prophezeite bei der Urteilsverkündung der Richter. Doch er irrte: 1994 wurde „Madiba“, wie ihn Familie und Freunde nannten, zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. 1993 erhielt er gemeinsam mit Frederik Willem de Klerk den Friedensnobelpreis. Am 5. Dezember 2013 starb Nelson Mandela – schwarze und weiße Südafrikaner trauerten gemeinsam.

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Wie Regisseur Justin Chadwick in seinem Mammutwerk eine Zeitspanne von mehr als 50 Jahren bespielt, das ist schon überwältigendes Kino – und Idris Elba in der Rolle Mandelas eine darstellerische Sensation. Natürlich können Maske, Prothetik, Kostümbildner und die Schönheit dieses afrikanischen Landes als Kulisse Kreatives leisten, die entscheidende Leistung kommt von den Darstellern.

Der junge Mandela, eloquent als Anwalt, für die Frauenwelt ein Womanizer: Elba (immerhin schon 40) überzeugt. Als Mandela Winnie trifft, seine spätere zweite Frau, prallen zwei Naturgewalten aufeinander, in der Realität und auf der Leinwand. Wortgefechte, politisches Engagement, Liebesfeuer – Naomie Harris („Skyfall“) ist umwerfend in der Rolle der Winnie, umwerfend auch dann, als sie Jahrzehnte später ihren inzwischen befreiten Mann außer sich anschreit: „Ich war zu lange allein.“ Mandela, erschöpft von über 20 Jahren Haft, entgegnet sanft, leise: „Ich war auch zu viel allein.“ Diese Szene ist eine der berührendsten zwischen den Liebenden, die für ihren politischen Kampf einen hohen persönlichen Preis zahlen mussten.

Nelson Mandela ist auf Robben Island ein Mann des Widerstands gegen die rohe Gewalt geworden. Chadwick zeigt sie in Massenszenen mit Laiendarstellern sowie mit dokumentarischem Material auf der Leinwand. Die Wut seiner Frau Winnie auf das weiße Apartheidssystem eskaliert – das Paar wird sich trennen. Es ist eine klassische Liebes- und Heldengeschichte, und als solche ist sie erstaunlich konventionell erzählt. Vermutlich wird sie aber gerade dieses Stils wegen auch nach Jahren noch anschaubar sein.

34 Drehbuchversionen hat Autor William Nicholson in 16 Jahren erarbeitet. Die Gründlichkeit der Recherche tat dem Film auch deshalb gut, weil im Drehbuch nicht nur Mandelas autobiografische Daten verarbeitet werden konnten, sondern auch politische Fakten und private Anekdoten enger Vertrauter.

Eine Szene, so leise wie explosiv, ist spannender Geschichtsunterricht: Der einst populärste politische Gefangene Südafrikas wird zu konspirativen Verhandlungen gebracht mit Frederik Willem de Klerk, dem amtierenden Präsidenten Südafrikas – gedreht wie ein Thriller. Im Rahmen von Reformen hatte de Klerk das Verbot des African National Congress (ANC) aufgehoben, dessen Präsident Mandela 1991 wurde. Für Mandela ein Signal – er antwortetet mit einem offiziellen Gewaltverzicht. 1994 löst Mandela de Klerk in den ersten freien Wahlen Südafrikas als Präsident ab. Es ist eine politische wie menschliche Sensation, die die Leinwand ausfüllt.

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