Lachen trotz schwieriger Bedingungen: Kinder - wie hier im Dorf Sekara - sind die Zukunft Malawis. Foto: Monika Hippe

Malawi? Kaum jemand kennt das afrikanische Land zwischen Mosambik, Tansania und Sambia. Dabei schlägt hier das „warme Herz Afrikas“ und der Tourismus ist gerade erst am Erblühen.

In Wickelröcken stehen die Frauen am Steintrog und zerstampfen darin Hirse zu Brei. „Scht, scht, scht“. Dazu singen sie im Rhythmus ihrer Arbeit ein altes Erntelied. Catherine Banda hält inne und lächelt schüchtern. Dann spuckt sie in die Hände und fährt fort mit dem Stampfen. Dutzende Kinder wuseln um sie herum. Mit großen schwarzen Augen schauen sie die Fremden neugierig an. Catherine und ihr Mann haben sechs Kinder und leben in einer kleinen Ziegelhütte mit Palmblätterdach im Dorf Sekera in der Nähe des Majete-Wildnisreservats in Malawi in Südostafrika. Auf dem Land ist vieles noch wie vor hundert Jahren. Das Wasser wird aus dem Dorfbrunnen gezapft, die Wäsche im Fluss gewaschen. Am Abend spendet eine Öllampe Licht. Die meisten Menschen laufen barfuß. Frauen tragen auf dem Kopf Eierpaletten, Wasserschüsseln, Heuballen und Baumstämme.

 

Das friedliebende Volk in Malawi

Malawi gehört zu den am dichtesten besiedelten Ländern in Afrika. „Das warme Herz Afrikas“ nennt sich das Land zwischen Tansania, Mozambique und Sambia. „Die Malawier sind ein sehr friedliebendes Volk mit viel Empathie. Sie vermeiden Konflikte“, sagt Pater Bouché. Der 73-jährige gebürtige Kanadier mit einem weiß-grauen Rauschebart kam 1967 als Künstler das erste Mal nach Malawi. Damals knatterte er mit seinem Moped über die Sandpisten. Er schlief bei Einheimischen auf dem Fußboden und zeigte ihnen, wie man aus Holz Figuren schnitzt. Schließlich wurde er Pfarrer und leitet bis heute mit viel Feingefühl die Mua-Mission bei Salima. In einem Museum kann man die Skulpturen der Künstler, die er ausgebildet hat, bestaunen. Eine davon hat es schon bis in den Buckingham-Palast geschafft.

Am Nachmittag versammelt sich das ganze Dorf unter schattenspendenden Bäumen. „Moni onse“, begrüßt der Chief die Ehrengäste aus Deutschland in der Sprache der Chichewa. Sie dürfen auf Holzstühlen Platz nehmen. Eine „Vorgruppe“ aus Frauen rückt in die Mitte. Sie singen lachend und wedeln mit den Armen, als ob sie Hühner wären, die gern fliegen wollen. Im Hauptpart springen drei Männer herbei. Verkleidet mit Maske, behängt mit Holzlocken turnen sie unter Trommelwirbel wie Akrobaten durch den Staub. Die Kinder schauen ehrfürchtig bis ängstlich zu. Einer hält sich am Rockzipfel der Mutter fest. Der „Gule Wamkule“ ist der beliebteste Tanz des Chichewa-Volkes. Die Masken repräsentieren dabei bis zu 150 unterschiedliche Charaktere aus der Geisterwelt, die dem Publikum Tugend und Moral vermitteln sollen. „Die Malawier haben etwas, das in den westlich zivilisierten Kulturen im Konsumdenken verloren ging: eine reiche Spiritualität und einen großen Sinn für Gemeinschaft. Ein Kind im Dorf hat nicht nur eine Mutter, sondern viele. Dieser innere Reichtum gibt ihnen Hoffnung“, sagt Pater Bouché.

Besondere Erlebnisse

Für Urlauber ist der Malawisee eine der größten Attraktionen. Er gehört mit knapp 24 000 Quadratkilometern zu den zehn größten Seen der Erde. Auf der Landkarte hat er die Form einer nach Süden kriechenden Raupe - in Deutschland würde sie von Lüneburg bis München reichen. Das Wasser glitzert, als wären Tausende Sterne vom Himmel gefallen. Dieses Funkeln verpasste dem See den Spitznamen „Lake of Stars“ und gab Anlass zu einem jährlichen Festival am Ufer. Inmitten der Sterne liegt das Urlauber-Paradies Mumbo Island, ein beliebtes Ziel für Ruhebedürftige und Honeymooner. Manche mieten gleich die ganze Insel. Nach einer Stunde kennt jeder jeden, denn nur 14 Personen können hier in sieben Zelten auf einem vorgelagerten Felsen übernachten. Es gibt keine Straßen, keine Autos, keine Elektrizität, nicht mal Geld. Kristallklares Wasser schwappt an den puderfeinen Strand. Beim Tauchen und Schnorcheln begegnet man Mini-Waranen und leuchtenden Tropenfischen. Der südliche Teil des Sees wurde von der Unesco zum ersten Süßwassernationalpark der Welt gekürt. Hier leben über 800 Arten von Buntbarschen. Fast alle Buntbarsche aus privaten Aquarien weltweit stammen aus dem Malawisee.

Ein besonderes Erlebnis ist auch eine Safari per Boot auf dem Shire-Fluss im Liwonde-Nationalpark. Bei Sonnenaufgang baden die Nilpferde mit ihren Jungen im Wasser, Elefanten grasen im Uferschilf und meterlange Krokodile liegen auf den Sandbänken. Abends am Lagerfeuer quaken die Frösche in den Nachthimmel. Die Warzenschweine grummeln sich in den Schlaf und Grünmeerkatzen rascheln in den Bäumen. Der große Stolz des Nationalparks sind die Spitzmaulnashörner. Nachdem es Ende der neunziger Jahre nur noch vier Exemplare gab, konnte mit Hilfe eines Imports aus Südafrika die Population wieder auf 14 erhöht werden.

Für ein Leben in der Wildnis haben sich die Südafrikaner Guy und Maureen Pickering entschieden. Sie betreiben die Kumbali Lodge bei Lilongwe mit einer 1500 Hektar großen Farm. Dort bauen sie Kohl, Spinat, Tomaten, Bohnen und Kürbis an. Die 16 Zimmer hat Guy selbst gebaut. Etwa einmal im Jahr wird die Zufahrtsstraße gesperrt. Dann kommt die Popikone Madonna und verbringt ihren Urlaub hier. „Wir sind alle begeistert von ihr“, sagt Maureen. „Sie hat so viel für das Land getan.“ Sie unterstütze Schulen, Kranken- und Waisenhäuser. Jedes Jahr bringt sie nach Möglichkeit ihre aus Malawi adoptierten Kinder mit. Neben bequemen Hotelzimmern mit dunklen Holzmöbeln bieten Maureen und Guy auch Abenteuerschlafen in afrikanischen Rundhütten an. Statt Fernseher steht eine Kerze neben dem Bett, nachts lauscht man den Erzählungen der Wildnis - hier ein Rascheln, dort ein Lachen der Hyänen. Der Brunnen liefert das Wasser für die Freiluft-Dusche. Fehlt nur noch ein Trog zum Stampfen der Hirse für das Frühstück am Morgen.

Infos zu Malawi

Malawi

Allgemein

Allgemeine Auskünfte unter www.visitmalawi.mw und www.malawitourism.com

Anreise

Z. B. mit Ethiopian Airlines von Frankfurt über Addis Abeba nach Blantyre. www.ethiopianairlines.com

Wohnen & Schlafen

Das Pauschalpaket auf Mumbo Island kostet inklusive Nationalparkgebühren, drei Mahlzeiten, alkoholfreien Getränke und Aktivitäten wie Schnorcheln und Kanufahren inkl. Ausrüstung ab 210 Euro pro Person und Nacht. www.mumboisland.com
Die Übernachtung in der Kumbali Lodge wird mit ca. 110 Euro pro Person berechnet, in den Rundhütten mit ca. 26 Euro. www.kumbalilodge.com

Essen & Trinken

In den gehobeneren Hotels werden köstliche Gerichte mit Wild- und Rindfleisch oder Fisch zubereitet, dazu gibt es Süßkartoffeln oder Reis. Für viele Einheimische besteht dagegen jede Mahlzeit aus Maisbrei (Nshima). Wer will, probiert mal geröstete Mopanewürmer. Auf manchen Märkten werden auch geräucherte Fledermäuse verkauft, die als Spezialität gelten, aber inzwischen unter Naturschutz stehen.

Veranstalter

Robin Pope Safari bietet z. B. ein siebentägiges Pauschalpaket mit Übernachtung in Luxuslodges ab 2645 Euro an (ohne internationalen Flug). www.ropinpopesafaris.net

Ausflugstipps

Für den Besuch des Kungoni Centres in der Mua-Mission im Dedza District sollte man genügend Zeit einplanen. Das Non-Profit-Unternehmen verkauft auch Schnitzereien der Künstler. Es gibt eine Lodge und ein Restaurant. www.kungoni.org
Im Satemwa Tea Estate kann man durch die ältesten Teeplantagen Malawis spazieren und sich die Produktion zeigen lassen. Das liebevoll restaurierte Herrenhaus aus den 1930er Jahren bietet Zimmer und Speisen an. www.huntingdon-malawi.com

Literatur

Viele Informationen über Geschichte, Flora und Fauna im Reiseführer „Zambia und Malawi“, Ilona Hupe Verlag, ISBN (13): 978-3-932084-50-8, 25,90 Euro. www.hupeverlag.de