Die Milaneo-Baustelle. Klicken Sie sich durch die Baustellenbilder und Fotos des künftigen Mailänder Platzes/Europaviertels. Foto: Max Kovalenko

6,6 Millionen Euro fließen in Umbauten für den zusätzlichen Verkehr im Bereich Europaviertel. Die Deutsche Bahn muss davon 3,74 Millionen bezahlen.

Stuttgart - Die Stadt wappnet sich für die Auswirkungen des Städtebauprojekts Stuttgart 21 auf den Straßenverkehr. Von Mai an werden die Heilbronner Straße und die Wolframstraße für rund 6,6 Millionen Euro ausgebaut. Das soll sie fit dafür machen, Teil des Cityrings zu werden und den zusätzlichen Verkehr durch das neue Einkaufszentrum Milaneo sowie die Wohnungen und Büros im Europaviertel hinter dem Hauptbahnhof zu verkraften.

Am Donnerstag wird die Vollversammlung des Gemeinderats den Baubeschluss fassen. Am Dienstag gab der Ausschuss für Umwelt und Technik eine entsprechende Empfehlung ab – aber nicht ohne Diskussionen über den Autoverkehr. Die Grünen und SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker enthielten sich bei der Abstimmung.

Die gute Nachricht: Im Fall der Schillerstraße, die bisher mit sechs Spuren den Beginn der Einkaufsmeile Königstraße vom Bonatz-Bau des Hauptbahnhofs und vom dahinter liegenden neuen Stadtzentrum trennt, herrscht im Rathaus weitgehend Eintracht. Für die Fußgänger soll die bisher unüberwindliche Barriere durch einen Fußgängerüberweg passierbar werden. Auf längere Sicht wird die Straße zurückgebaut auf drei Spuren, vielleicht auf zwei. Darüber hatten sich die Stadträte bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit unterhalten. Am Dienstag brachten die Grünen das Thema auch in die Öffentlichkeit. Mit einem Zielbeschluss wollten sie bereits festlegen, was in anderthalb Jahrzehnten nach den Arbeiten für den neuen Bahnhof ausgeführt werden kann. Den Rückbau könne man noch später beschließen, meinte die Konkurrenz.

Heilbronner Straße mit rund 25 Prozent mehr Verkehr

Speziell der Übergang aber, sagte Städtebaubürgermeister Matthias Hahn, könnte schon 2014 realisiert werden – wenn die Fraktionen bei den Haushaltsberatungen im Herbst das Geld dafür bereitstellen.

Dem späteren Rückbau der Schillerstraße steht auch die CDU aufgeschlossen gegenüber – „wenn die Leistungsfähigkeit des Knotens Heilbronner Straße/Wolframstraße und der Umgebung stimmt“, wie Alexander Kotz warnend hinzufügte. Wenn diese Straßen ausgebaut sind, kann die Schillerstraße als Teil des Cityrings entfallen.

Wie gut der neue Knoten Heilbronner Straße/Wolframstraße für den Verkehr gerüstet werden soll, ist freilich umstritten. Die Planer rechnen auf der Heilbronner Straße mit rund 25 Prozent mehr Verkehr als im Jahr 2011, auf der bisher deutlich geringer belasteten Wolframstraße mit rund 40 Prozent mehr.

Kritik an Grünen

Grünen-Stadtrat Michael Kienzle kritisierte solche Vorkehrungen. Nicht 25 Prozent mehr Verkehr abzuwickeln müsse das Ziel sein, sondern die Verringerung des Verkehrs im Talkessel um 20 Prozent – was der neue Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zu seinem Ziel erklärt hatte. Noch dazu handle es sich beim A1-Gebiet von Stuttgart 21 mit dem Milaneo um das vermutlich am besten mit dem öffentlichen Verkehr erschlossene Viertel in ganz Europa, von dem man zum Shoppen mit dem Zug bis Bratislava reisen könne, sagte Kienzle.

Die Grünen wurden allerdings heftig kritisiert. Man solle sich nicht bemühen, noch zusätzliche Staus und Feinstaub zu produzieren, sagte Alexander Kotz. Auch Günter Stübel warnte, die Stadträte sollten sich Kuhns Wort von den 20 Prozent nicht zu eigen machen „um den Preis einer Behinderung des Verkehrs“. Roswitha Blind (SPD) wies darauf hin, dass an der Heilbronner Straße auch viel für Radfahrer und Fußgänger getan werde. Man brauche einen leistungsfähigen Cityring, sagte Joachim Fahrion (Freie Wähler). Gegen die Maßnahmen stimmten die Grünen und die SÖS dann aber nicht.

Die Stadt wird von den Kosten knapp 2,9 Millionen Euro übernehmen. 3,74 Millionen Euro muss der Bahnkonzern bezahlen.