Vielen Vaihingern gefällt der Blumenkelch besser als die neue Blümchen-Optik. Foto: privat/Stadt Vaihingen

Rund 40 Jahre lang hat der Blumenkelch mit stilisiertem V als Logo für den Vaihinger Maientag gedient. Die Stadt hält das Emblem für überflüssig. Stimmt das eigentlich?

Vaihingen/Enz - Es sind Formulierungen wie „Tradition“, „. . . auch in diesem Jahr“ oder „wie gewohnt“, die der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch an diesem Mittwoch beim Pressegespräch am häufigsten benutzt. Es geht um den Vaihinger Maientag, der am Pfingstwochenende beginnt – ein Fest, das schon seit mehr als 300 Jahren in ähnlicher Form in der Stadt gefeiert wird. „Der Maientag kann sich schon weiter entwickeln, aber immer behutsam“, sagt der Rathauschef. Beim Logo, mit dem für das Fest geworben wird, sieht das aber anders aus.

Hier hat die Stadt vor drei Jahren einen radikalen Schnitt vollzogen, der einem harten Kern von Vaihinger Bürgern bis heute nicht einleuchten will: Der bunte Blumenkelch mit einem stilisierten V, der 40 Jahre lang das Erkennungszeichen des Traditionsfestes war, wurde abgeschafft. Seitdem gibt es nur noch einen blauen Schriftzug auf graubraunem Hintergrund mit einem stilisierten Blümchen. Warum eigentlich?

Der Rathauschef reagiert pikiert

Der Oberbürgermeister reagiert leicht pikiert auf die Nachfrage: „Ein Engagement beim Mastklettern für Kinder hilft dem Maientag mehr als eine Kelchdiskussion.“ Im Übrigen handle es sich nicht um ein neues Logo, vielmehr sei das bisherige Emblem der Corporate Identity angepasst worden– Farben und Gestaltung städtischer Broschüren sind ähnlich und dadurch leicht erkennbar. Zudem: „Jedes Unternehmen verändert mal sein Gesicht.“

Noch kurz nach der Abschaffung, beim Maientag 2013, wurde das Thema heiß diskutiert. Eine Gruppe mit Blumenkelch-T-Shirts lief beim Umzug mit, es wurden Wimpel verteilt, eine Facebook-Gruppe gegründet, sogar eine Online-Petition gab es – allerdings mit magerer Beteiligung. Doch alles half nichts. Dass die Sache etwas eingeschlafen ist, muss nicht bedeuten, dass es niemanden mehr gibt, der es schöner gefunden hätte, den Kelch in das Corporate Design der Stadt einzubinden.

„Wiedererkennungswert ist unverzichtbar“

Die Sache hat eher persönliche Gründe: Die treibende Kraft hinter der Initiative und Facebook-Gruppe „Unser Maientagslogo“ war die Vaihingerin Sibylle Randoll. Die 26-Jährige ist kürzlich nach Amerika aufgebrochen, um auf den Spuren ihres Großvaters die USA zu erkunden. „Ich finde es schade, dass man den Kelch nicht überarbeitet und behutsam modernisiert hat“, sagte sie noch kurz vor der Abreise.

Auch anderswo in der Region wird Maientag gefeiert, etwa in Nürtingen vom 3. bis 6. Juni. Dort allerdings gibt es kein Logo, was man im Rathaus sehr bedauert. „Ein Symbol mit Wiedererkennungswert ist bei der Werbung nahezu unverzichtbar“, findet Clint Metzger, der Pressesprecher der Stadt.

„Menschen können Markenzeichen richtig lieb gewinnen“

Auch aus fachlicher Sicht gilt die Abschaffung eines bewährten Logos nicht als optimal. Radikale Veränderungen gebe es sehr selten, „außer man hatte mit dem alten Logo Probleme“, sagt Britta Bergemann, Dozentin an der Fakultät für International Business an der Hochschule Heilbronn. Meist würden Embleme behutsam angepasst, „um nicht altmodisch zu wirken“, denn: „Menschen können solche Markenzeichen richtig lieb gewinnen.“