Vor dem Königsbau bleibt die Terrasse leer Foto: dpa

Von wegen Wonnemonat: Stuttgarter Wirte klagen über einen "total verregneten" Mai.

Stuttgart - Der Wonnemonat Mai war "katastrophal", "total verregnet" und "denkbar schlecht". Das sagen die Wirte, die im Mai eigentlich schon mit vollen Biergärten gerechnet hatten. Von 31 Tagen des Monats hat es an 25 geregnet - in einem normalen Mai sind es gerade einmal 14 Tage.

 

Die Sonnenschirme hängen schlaff herunter, auf den Bierbänken glänzen große Wasserpfützen. Wo sich sonst die Gäste zuprosten und das schöne Wetter genießen, ist es ruhig, ein kalter Wind weht über die Biertische. In den Stuttgarter Biergärten herrscht Leere.

Ähnlicher Umsatz wie im letzten Jahr

Die Mai-Bilanz von Sabine Merz, der Geschäftsführerin des Biergartens im Schlossgarten, klingt mehr feucht als fröhlich: "Wir hatten bestimmt 50 Prozent weniger Gäste als im Jahr zuvor." Auch ihr Kollege Reinhold Unterkofler, der Betreiber des Katzenbacher Hofs in Vaihingen, spricht von einem katastrophalen Mai. Zwar sei es wenigstens an Pfingsten schön gewesen, "aber ein Wochenende alleine rettet nicht einen ganzen Monat".

Dabei bietet der Mai genügend Möglichkeiten, freie Zeit im Biergarten zu verbringen. "Normalerweise gibt es an Tagen wie dem 1. Mai, an Vatertag oder an Pfingsten keinen freien Platz mehr bei uns", so Sonja Merz.

Nicht ganz so schlecht beurteilt Oliver Wilhelm, der Geschäftsführer vom Neckarbiergarten in Bad Cannstatt, die Lage. "An den Tagen, an denen es schön war, lief das Geschäft deutlich besser als im vergangenen Jahr." Deshalb kann er mit ähnlichen Umsatzzahlen wie im letzten Jahr aufwarten. "Ich glaube, trotz des schlechten Wetters sind wir ganz gut rausgekommen", beurteilt er.

Deutlich schlechter fällt das Urteil von Andreas Göz aus. "Bisher war das noch gar nichts", sagt der Leiter des Biergartens beim Schweinemuseum in Gaisburg, der erst seit ein paar Wochen offen ist. An Pfingsten sei zwar einiges los gewesen, insgesamt war es aber auch bei Göz sehr ruhig.

Außengastronomie wird immer wichtiger

Aufgrund des verregneten Mais kamen mit 1,25 Millionen Besuchern auch weit weniger Besucher auf das Frühlingsfest als erwartet.

Der Mai war deutlich zu kalt, bestätigt auch Christel Postuwka-Schluck vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart: "Die Temperaturen lagen mit 11,9 Grad Celsius zum Teil bis zu zwei Grad unter der langjährigen Tagesdurchschnittstemperatur." Doch zum kältesten Mai fehlt noch ein wenig. Der wurde 1987 registriert und brachte es auf eine Mitteltemperatur von gerade einmal 10,7 Grad Celsius.

Das letzte Mal, dass es einen Mai mit ähnlich vielen Regentagen gegeben hat, liegt bereits 30 Jahre zurück. Insgesamt hat es in diesem Mai an 25 Tagen geregnet, der Durchschnitt liegt hier normalerweise bei 14 Tagen.

Außengastronomie wird immer wichtiger

Viel Regen, das bedeutet viele Wolken, und das wiederum wirkt sich auf die Sonnenscheindauer aus. Die Sonne zeigte sich gerade einmal rund hundert Stunden, normal für den Monat Mai ist knapp das Doppelte. "Seit Beginn der Aufzeichnung der Sonnenscheindauer 1951 ist das der niedrigste Wert", gewinnt Christel Postuwka-Schluck dem Mai 2010 einen negativen Superlativ ab.

Dagegen wird der Mai den Opfern des Tornados, der am 27. Mai im Rems-Murr-Kreis Schäden in Höhe von 200.000 Euro angerichtet hatte, nicht gut in Erinnerung bleiben.

Betrachtet man jedoch den gesamten Frühling, also den Zeitraum von März bis Mai, ist die Bilanz gar nicht so schlecht. Vielmehr gab es in sogar 30 Prozent weniger Niederschläge als normal in diesem Zeitraum. Und das, obwohl es sogar einen Tag mehr geregnet hat. Die Anzahl der Sonnenstunden dagegen liegt genau im Durchschnitt.

Doch mit einem durchschnittlichen Sommer lässt sich der dank des schlechten Mais ausgebliebene Umsatz nicht nachholen, meinen die Wirte der Biergärten. "Mittlerweile haben wir die Anzahl an schlechten Tagen hoffentlich aufgebraucht", sagt deshalb auch Andreas Göz und spricht damit aus, was wohl viele seiner Kollegen denken.

Denn die Außengastronomie gewinnt mehr und mehr an Bedeutung für die Gastronomiebranche, wie Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband bestätigt. "Die Menschen wollen im Freien sitzen, das ist wichtiger geworden, als es noch vor 30 Jahren war." Dementsprechend problematisch ist es, wenn das Wetter dann nicht mitspielt. Dennoch glaubt er, wie viele Wirte auch, mit der Fußball-Weltmeisterschaft die Verluste ausgleichen zu können. "Wir hoffen, dass der Juni kompensiert, was der Mai uns schuldig geblieben ist", so Ohl.