Am 17. Juli 2010 haben sich Aktivisten zu einer politischen Versammlung gegen Stuttgart 21 zusammen gefunden. Die sogenannte Mahnwache gegen Stuttgart 21 ist seitdem ununterbrochen besetzt. Nun feiert sie ihr achtes Jubiläum.
Stuttgart - Im Zelt der Mahnwache gegen Stuttgart 21 auf dem Arnulf-Klett-Platz gegenüber des Stuttgarter Hauptbahnhofs ist es am achten Jahrestag schon mittags drückend heiß.
Peter Müller und Hanna Maria-Gschwend, beide langjährige Mitglieder der Protestbewegung gegen Stuttgart 21, sitzen auf zwei Campingstühlen im Inneren des Zeltpavillons. „Ich bin seit Oktober 2010 dabei“, erinnert sich Maria-Gschwend. „Damals stand unser Zelt noch am Nordausgang des Hauptbahnhofs. An Ostern 2012 mussten wir an den Arnulf-Klett-Platz umziehen, weil am alten Standort der Bau des unterirdischen Technikgebäudes begann.“ Die Dauer des Umzugs, etwa eine dreiviertel Stunde, wäre der einzige Zeitraum gewesen, in dem die Aktivisten ihre Mahnwache unbesetzt gelassen hätten, so Maria-Gschwend.
Mahnwache ununterbrochen besetzt
Seit dem 17. Juli 2010 sei die Mahnwache ununterbrochen mit drei Mann besetzt gewesen, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr berichtet Müller sichtlich stolz. Das ist auch nötig, die Mahnwache ist eine angemeldete politische Versammlung und steht unter dem Schutz des Versammlungsrechts. Die Schichten werden von ehrenamtlichen Mitgliedern absolviert, 230 Mitglieder stehen auf der Verteilerliste der Aktivisten. „Davon stehen aber nicht alle im Zelt und leisten einen Dienst, das ist nur der harter Kern. Wie viel dazu gehören, lässt sich nicht so genau sagen, jeder hilft so wie er kann“, sagt Müller. Finanziert wird die Mahnwache durch Spenden.
Angriffe gegen Aktivisten
Dass das Thema polarisiert, zeigt sich auch durch Angriffe auf die Aktivisten, körperliche und verbale. „Einmal wollten sie uns sogar das Zelt anzünden“, erzählt Müller. Ein Taxifahrer wäre auf die Unbekannten aufmerksam geworden und hätte die Aktivisten gewarnt, so konnte Schlimmeres verhindert werden. Nach solchen Vorfällen sei man auch mit einer innerlichen Anspannung zur Schicht gegangen, so Müller.
Ziel ist das gleiche geblieben
In den acht Jahren Mahnwache hat sich das Ziel der Ehrenamtlichen nicht verändert: Die Öffentlichkeit soll über die Nachteile von Stuttgart 21 und über alternative Möglichkeiten der Bahninfrastrukturgestaltung informiert werden, wie etwa den Umstieg 21. „Falls das S21-Projekt gestoppt wird machen wir trotzdem weiter. Dann informieren wir die Menschen über den Fortschritt des neuen Projekts“, erklärt Müller.