Der Autozulieferer Mahle will in Deutschland einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Foto: dpa

Der Stuttgarter Kolbenhersteller Mahle sichert für alle 30 Standorte in Deutschland die Beschäftigung. Für die gut 14.000 Beschäftigten hat das nicht nur Vorteile.

Stuttgart - Beim Zulieferer Mahle wird es bis Ende 2019 keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Darauf haben sich Geschäftsleitung und die Vertreter der Arbeitnehmer geeinigt. Die Regelung gilt für alle 14 000 Mitarbeiter in Deutschland an allen 30 Standorten. Im Gegenzug für die Sicherheit werden den Mitarbeitern Zugeständnisse abverlangt. Die Beschäftigten wurden am Montag per Flugblätter über die Einigung informiert.

Hart trifft es die 259 Beschäftigten in Leibertingen/Baden-Württemberg, ein Mahle-Problemstandort. Dort soll die wöchentliche Arbeitszeit zunächst um drei Stunden ohne Lohnausgleich auf 38 Stunden erhöht werden; schrittweise wird sie dann in den nächsten Jahren wieder gesenkt werden. Zudem werden künftige Tariferhöhungen um sechs Monate verschoben, erläuterte Michael Glowatzki, in der Mahle-Geschäftsführung zuständig für Personal und Recht. Auch die Beschäftigten in Wustermark/Brandenburg müssen deutlich den Gürtel enger schnallen.

Allen Beschäftigten hierzulande wird mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit abverlangt. „Wir können die wöchentliche Arbeitszeit im Bedarfsfall relativ schnell auf 30 Wochenstunden ohne Entgeltausgleich absenken, was unsere Reaktionsgeschwindigkeit erhöht und unseren Handlungsspielraum erweitert“, erläuterte Glowatzki. Die Regelung für Mehrarbeit bleibt unverändert. Geregelt ist auch die Ergebnisbeteiligung der Beschäftigten, die bei 7,5 Prozent des operativen Gewinns liegt. Der Höchstbetrag ist auf 900 Euro pro Beschäftigten gedeckelt.

Mahle sagt Investitionen zu

Mahle sagt Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe in Deutschland zu. Ein Schwerpunkt dabei wird der Problemstandort Leibertingen sein, an dem die Fertigung von Nockenwellen ausgebaut wird und etwa 100 neue Arbeitsplätze entstehen. Auch in Rottweil soll die Stahlkolbenproduktion ausgeweitet werden.

Der Zulieferer bleibt bei der Entscheidung, den Bereich Industriefiltration mit weltweit 885 Mitarbeitern, davon 458 in Deutschland, zu verkaufen. Darüber hinaus soll der Standort Schwäbisch Hall stillgelegt und die Aktivitäten innerhalb Deutschlands verlagert werden; den 85 Beschäftigten werden alternative Stellen angeboten. Auch in den Hohenlohe-Kommunen Gaildorf und Öhringen stehen Einsparungen an. Nach Angaben des Betriebsrates dürfte es insgesamt um den Abbau von 500 Mitarbeitern gehen; da Kündigungen ausgeschlossen sind, wird etwa die Fluktuation genutzt. Glowatzki wollte diese Zahl aber nicht bestätigen.

Der Arbeitsdirektor ist zufrieden

Der Mahle-Geschäftsführer ist mit dem Ergebnis der Verhandlungen, die sich über eineinhalb Jahre hingezogen hatten und zeitweise von massiven Protesten begleitet wurden, sehr zufrieden. Dies verbessere die Wettbewerbsfähigkeit des Zulieferers.

Die IG Metall spricht von einer erfolgreichen Zukunftssicherung. „Niemand verlässt das Unternehmen gegen seinen Willen bis Ende 2020“, kommentierte Uwe Meinhardt, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart. Damit weist Meinhardt – neben der Vertragslaufzeit bis Ende 2019 – darauf hin, dass der Kündigungsausschluss „im Einzelfall mit Hilfe von Transfergesellschaften bis zum 31. Dezember 2020 verlängert werden kann“, steht in der Mitteilung der IG Metall. „Jetzt kommt es darauf an, die kommenden vier Jahre zu nutzen, um Zukunftsthemen zu verhandeln . Nur so können wir als Zulieferer über 2020 hinaus die Arbeitsplätze sichern“, sagte Uwe Schwarte, der Vorsitzende des Mahle-Gesamtbetriebsrates.