Akrobatik, Zauber und Vampirjagd - Mehr Eindrück bekommen Sie in der Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Es ist ein Programm mit Biss. Und ein komisches. Doch am Ende werden Tränen fließen. Denn „Magic Vampires“ wird das letzte Programm sein, das das Friedrichsbau Varieté an seinem angestammten Spielort zeigt. Ende des Jahres ist wohl Schluss in der Rotunde.

Stuttgart - Gegen Vampire helfen Knoblauch, Kreuze und ein Pflock, den man den Untoten ins Herz rammt. Gegen kaltherzige Banker ist dagegen kein Kraut gewachsen. Die L-Bank wird das Varieté im neuen Jahr nicht mehr unterstützen, und sie möchte die Kleinkünstler nach 19 Jahren auch nicht mehr in ihrer Rotunde haben. Man kann also nicht über das neue Programm des Friedrichsbau Varietés schreiben, sich über Jongleure, Magier und Trapezkünstlerinnen auslassen und den Kampf von Raymond gegen Vampire, ohne zunächst auf den Kampf des Varietés einzugehen – es geht hierbei nicht um das ewige Leben, sondern um das bloße Überleben.

Rettung bringen soll die Umfirmierung in eine gemeinnützige Gesellschaft zum 1. Januar 2014. Etwa 20 Gesellschafter sollen mit je mindestens 15 000 Euro das Stammkapital aufbringen. Der Unternehmer Walter Feucht wird sich beteiligen, auch Peter Schwenkow, Chef der Deutschen Entertainment AG, der bisherigen Besitzerin des Varietés. Auch das Theaterhaus werde Gesellschafter, sagt Varieté-Chefin Gabriele Frenzel. Im Vorgriff auf gute Nachbarschaft. Denn in die Nähe des Theaterhauses auf dem Pragsattel möchte das Varieté ziehen, auf einer städtischen Brache möchte man ein Zelt aufbauen. Zwei Alternativen prüft man derzeit: zur Miete in ein Zelt ziehen, das einem Haus ähnelt. Oder eines kaufen, „modern und linsenförmig“ mit 40 Meter Durchmesser und zehn Meter Höhe. In beiden Zelten sollen 299 Zuschauer Platz finden, 300 dürfen es nicht werden, weil man sonst deutlich mehr Gebühren an die Gema zahlen müsste.

Varieté verabschiedet sich wohl am 31. Januar

Die Pachtverträge habe die L-Bank zum 31. Januar 2014 gekündigt. Zwar verhandle man derzeit um Aufschub, sagt Frenzel, schön wäre es, man könne bis Ende Mai bleiben, noch ein Programm spielen und in der Sommerpause den Umzug auf den Pragsattel bewerkstelligen. So man genügend Geld auftreiben kann. Doch nach momentanem Stand verabschiedet sich das Varieté am 31. Januar vom Friedrichsbau – nach 19 Jahren in der Rotunde und nach 113 Jahren Theater an diesem Ort.

Zum Abschied wird es blutig. Die Conférenciers und Magier Jorgos und Raymond reisen nach Transsylvanien. Denn Graf Vlad Draculea soll Raymonds Verlobte entführt haben. Die junge Dame spielt übrigens ganz in unschuldigem Weiß die Trapezkünstlerin Vanessa Lee, die Tochter des Stuttgarter Comedians Roland Baisch. Selbstverständlich ist der Graf ein Vampir und hat allerhand merkwürdige Gestalten um sich geschart, die merkwürdigen Hobbys frönen. zaubern, sich verbiegen, mit Ringen tanzen oder jonglieren. So vertreiben sie sich die Zeit im Schattenreich, bis sie ihren Blutdurst stillen können. Besonders freuen sie sich über Besucher mit der Blutgruppe B, ist zu erfahren. Vorsicht vor den Untoten. Und man muss zugeben, wie Tigris mit seinem Körper bis zu fünf Hula-Hoop-Reifen ins Schwingen bringt, das ist nicht von dieser Welt. Man sollte also dringend Knoblauch und Kruzifixe mitbringen, das hilft zwar nicht gegen kaltherzige Banker, aber doch gegen Vampire.