Ermittler legen mafiösem Netzwerk im Schwarzwald das Handwerk: Polizei stellt die bei Durchsuchungen am 21.06.2017 im Großraum Tuttlingen sichergestellten Waffen und Munition vor. Foto: Polizeipräsidium Tuttlingen

Zwei Italiener sollen über Jahre hinweg ein kriminelles Netzwerk in Süddeutschland unterhalten haben. Ermittler ließen die Gruppe auffliegen. Doch die Mafia hat noch viele Männer im Südwesten.

Stuttgart - Bestätigt sich das aktuelle Bild der Ermittler, dann hat Deutschlands Mafia-Problem eine neue Qualität. Dass eine Gruppe mutmaßlicher Mafiosi in Baden-Württemberg auffliegt und dingfest gemacht wird – das hat es immer mal wieder gegeben. Außerdem zeichnet sich seit etwa sieben Jahren deutlich ab, dass die italienische organisierte Kriminalität den Südwesten aktiv als Operationsgebiet nutzt. Aber dass eine Mafia-Gruppe von Deutschland und nicht von Italien aus geführt wird – das wäre in der Tat neu und alles andere als beruhigend.

Verbindungen zur Cosa Nostra

Es ist genau dieses Bild, das baden-württembergische und sizilianische Ermittler nach ihrem jüngsten Fahndungserfolg zeichnen. Demnach bilden die 17 mutmaßlichen Mafiosi, die vor zwei Wochen in Baden-Württemberg und in Italien gefasst wurden und denen von versuchtem Mord bis Drogenhandel zahlreiche Delikte zur Last gelegt werden, im Grunde eine deutsche Zelle. Eine, die zwar angeblich Verbindungen zur sizilianischen Cosa Nostra aufweist, die aber von Donaueschingen und Rottweil aus geführt wurde.

Italienisches Vorbild

Noch beunruhigender ist: Was da sichtbar wird, ist nur die Spitze des Eisbergs, denn Grundmotiv aller Mafia-Aktivitäten in Deutschland bleibt, möglichst unerkannt möglichst große, kriminell erworbene Vermögen in legale Wirtschaftskreisläufe zu schleusen. Und genau dieses Betätigungsfeld der Mafia bleibt hierzulande völlig im Dunkeln.

Was Anlass gibt zu mehr Wachsamkeit. Ebenso zu der Einsicht, dass manche Befugnisse von Ermittlern und Regelungen des Strafrechts endlich nach italienischem Vorbild so anzupassen sind, dass Polizei und Justiz auch in Deutschland die Mafia wirksamer bekämpfen können.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de