Petra Reski wirft der deutschen Politik große Versäumnisse im Umgang mit der Mafia vor. Foto: dpa/Jens Kalaene

Viele schreiben über die Mafia, sie kennt sich wirklich aus: Petra Reski. Das wird nun mit einem großen Preis gewürdigt.

Darmstadt - Die in Venedig lebende Autorin und Mafia-Expertin Petra Reski erhält den Ricarda-Huch-Preis 2021 der Stadt Darmstadt. „Die Publikationen zur Mafia haben ihr Prozesse und massive Drohungen der Mafia eingebracht“, sagte der Jury-Vorsitzende, Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne). „Petra Reski gehört zu den wenigen Mafia-Experten, die sich nicht einschüchtern lassen, nicht ablassen und nicht abtauchen. Sie beweist einen ganz besonderen Mut und eine bewundernswerte unbeugsame Haltung.“ Der alle drei Jahre ausgelobte und mit 10 000 Euro dotierte Preis wird am 3. Oktober verliehen.

Die Autorin stand phasenweise unter Polizeischutz. Außerdem wehrten sich in ihren Büchern Benannte vor Gericht. Daher schreibt sie inzwischenin Romanform über die Mafia. Reski kritisiere, so Partsch, auch die liberale Haltung der deutschen Politik gegenüber den Mafiaaktivitäten in Deutschland. Mit ihrem neuesten Buch „Als ich einmal in den Canal Grande fiel“ (2021) lege die Autorin erneut den Finger in eine Wunde und thematisiere die negativen Auswirkungen des Massentourismus für die Stadt Venedig.

Reski kommt vom „Stern“

Die im Ruhrgebiet aufgewachsene Petra Reskistudierte Romanistik und Sozialwissenschaften, besuchte die Henri-Nannen-Schule für angehende Journalisten und arbeitete als Redakteurin beim Magazin „Stern“. Seit 1991 lebt sie in Venedig und schreibt Romane, Sachbücher und Reportagen. Von ihr erschienen: „Der Italiener an meiner Seite „(2006), „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ (2008), „Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland“ (2010), die Krimireihe um die Ermittlerin Serena Vitale: „Palermo Connection“ (2014), „Die Gesichter der Toten“ (2015) und „Bei aller Liebe“ (2017) sowie der Band „mafia“ (2018).

Die Stadt Darmstadt verleiht die Auszeichnung seit 1978 alle drei Jahre in Erinnerung an die deutsche Dichterin und Schriftstellerin Ricarda Huch (1864-1947). Geehrt werden Persönlichkeiten aus Kunst oder Literatur, Wissenschaft oder Politik, „deren Wirken in hohem Maß bestimmt ist von unabhängigem Denken und mutigem Handeln“. Preisträger waren unter anderen Marcel Reich-Ranicki, Herta Müller, Martin Walser, Adolf Muschg, Orhan Pamuk, Hanna Krall, Sibylle Lewitscharoff und zuletzt Ferdinand von Schirach. Das Preisgeld wird vom Lions-Club gestiftet.