Probenszene aus „My Name Is Love“ mit Clara Palau y Herrero. Die Theaterperformance mit Spiel, Tanz und Figurentheater feiert am 28. November Premiere im Landesmuseum in Stuttgart. Foto: Felicitas Straka

Was der einbeinige Soldat und die Ballerina aus Andersens „Der standhafte Zinnsoldat“ mit der Diskussion um Migration zu tun haben, will der Regisseur Bernhard Eusterschulte mit „My Name Is Love“ im Landesmuseum untersuchen.

Stuttgart - Der Stuttgarter Regisseur Bernhard Eusterschulte (57) bringt für Zuschauer ab zwölf Jahren ein Mächen von Hans Christian Andersen auf die Bühne. Erarbeitet wurde die Produktion „My Name Is Love“ von der freien Gruppe Tart Produktion, dem Figurentheater Fitz, der Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg, Blomst!Gug und dem Produktionszentrum Tanz und Performance. Die Premiere findet am 28. November im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart statt.

Herr Eusterschulte, „My Name Is Love“ basiert auf Hans Christian Andersens Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“, was interessiert Sie daran?

Andersen hat zum Protagonisten einen Zinnsoldaten gewählt, der sich von seinen Kameraden darin unterscheidet, nur ein Bein zu haben. Bei seiner Herstellung ist das Material ausgegangen. Er wird trotz seiner Benachteiligung – oder gerade ihretwegen – fahnenflüchtig und zum Flüchtling der Gesellschaftsordnung. Er verliebt sich in eine Tänzerin aus Papier, die auch auf einem Bein steht. In der Inszenierung wird das Auf-einem-Bein-Stehen zur zentralen Metapher.

Inwiefern?

Schließlich handelt es sich um eine fragile Körperhaltung, der jederzeit der Sturz droht. Mit dem „Nicht-auf-einem-Bein-stehen-Können“ thematisiert die Inszenierung auch Fragestellungen der Migration und des Umgangs mit Migranten und Migrantinnen als Teil einer gesellschaftlich polarisiert geführten Auseinandersetzung: Auf einem Bein in einer Kultur und mit dem anderen in einer anderen Kultur zu stehen ist eine Form der Standhaftigkeit und eine Chance der Vielfalt.

Welcher Teil der Geschichte wird übernommen, was kommt hinzu?

Erzählte Passagen werden Teil der Inszenierung sein. Sie sind eingebettet in eine Rahmenhandlung, die ihren Anfang an einem Strand nimmt. Der Zinnsoldat fällt bei Anderson aus dem Fenster, muss eine Fahrt im Rinnstein überstehen, eine Ratte will seinen Pass sehen, und sein Boot kentert. In der Theaterinszenierung wird die Figur des Love an einem Strand angeschwemmt. Sie trägt den Namen ihrer Motivation – Liebe –, und dies ist der Ausgangspunkt für die Spieler und Spielerinnen. Es wird eine genreübergreifende Arbeit. Figurenspiel, Schauspiel, Tanz, performative Spielweise ergänzen sich.

Welchen Raum nehmen Figurenspiel und Tanz ein?

Eine Figur entwickelt sich teils aus ihrem Eigenleben, etwa der Materialbeschaffenheit, teils im spielerischen Dialog mit den Spieler und Spielerinnen. Aus dieser Spannung gewinnt sie ihre Kraft und öffnet Räume des Spiels und der Reflexion. Der Tanz liegt in diesem Fall auch deshalb nahe, da in der Erzählung Andersens die Frau, in die sich der Zinnsoldat verliebt, eine Tänzerin ist, die auf einem Bein zu stehen vermag: ein Kunststück.

Das Stück richtet sich an Zuschauer ab zwölf Jahren, was ist beim Inszenieren für das junge Publikum besonders zu beachten?

Ich unternehme den Versuch, das Stück für Zuschauer ab zwölf Jahren und gleichwertig für Erwachsene jedweden Alters zu erzählen. Dabei geht es um die künstlerische Transformation von Fragestellungen, die für ein breites Zuschauerspektrum von Bedeutung sein können.

Info

Premiere ist an diesem Donnerstag um 20 Uhr im Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss. Weitere Vorstellungen: 29. und 30. November, je 20 Uhr, 1. Dezember um 17 Uhr. Karten an der Kasse oder per Email: tickets@landesmuseum-stuttgart.de