Auf diesem Foto aus dem Jahr 2011 gab es beim MGV Berg noch ausreichend Männerstimmen. Das war 2019 anders. Foto: /MGV

Nach der Auflösung des traditionellen Männerchors muss sich der MGV Berg nun auch von dem Vereinsheim trennen

S-Ost - Zuerst war da kein Glück, und dann ist noch viel Pech hinzugekommen: Mit dieser ziemlich schrägen Fußballer-Weisheit muss nun leider auch in diesem Jahr der Männergesangverein Stuttgart-Berg zurecht kommen. Ganz konkret: Mit Ende dieses Jahres hat der MGV keinen Männergesang mehr. Und auch das Vereinsheim am Rande des Berger Parks gehört zum 31. Dezember 2019 nicht mehr dem Verein. Da passiert nun erst mal eine ganze längere und unbestimmte Zeit mit dem Berger Plätzle gar nichts.

Künftige Proben im Parkheim

Was bleibt, ist beispielsweise der gemischte Chor Vokal Total. Der nimmt seine Probenarbeit wieder am Montag, 13. Januar, 19.30 Uhr, auf. Dann im Parkheim Berg, Ottostraße 10, also unmittelbar neben dem bisherigen Vereinsheim im Hans-Volkart-Saal. Und was bleibt, sind die engen Bindungen im Stadtteil Berg, in dem ja auch die meisten Vereinsmitglieder leben. „Als Verein mit unseren Chören werden wir uns auch in den nächsten Jahren im Stadtbezirk Stuttgart-Ost mit öffentlichen Auftritten und Konzerten auf hohem musikalischem Niveau engagieren“, sagt Brian Krause, der Erste Vorsitzende.

Eine Zukunft in der Villa Berg

Und was bleibt, ist der Hoffnungsschimmer Villa Berg. Da gibt es heute belastbare Aussagen, dass im kommenden Frühjahr die sich daneben befindenden Fernsehstudios im Park abgerissen werden. Und dann wird auch mit der Sanierung und dem Umbau der Villa begonnen, damit dort endlich die umfangreich diskutierten Nutzungskonzepte umgesetzt werden. Krause: „Als bürgerschaftliches Haus für Musik wird der MGV Stuttgart Berg als ortsansässiger und der Musik verpflichteter Verein dieses Haus gerne für Proben und Chorkonzerte in der Zukunft nutzen.“

Keine Männer mehr für einen Männerchor

Nun der Reihe nach: Dass Männer nur sehr zögerlich Mitglieder von Chören werden, ist nicht nur ein Problem der Berger. Wenn es aber wie hier tatsächlich noch einen reinen Chor ausschließlich von singenden Männern gibt, trifft diesen das umso härter. Eine richtige Auftrittsgröße für ein Konzert wurde schon lange nicht mehr erreicht. Daran änderte sich auch nichts, als sich dieses Traditionsensemble für Frauen geöffnet hat. Deshalb gab es im Mai 2019 einen offiziellen letzten Auftritt des Männerchors und des Projektchors Männer mit Frauen in Botnang.

Dann scheiterte der Versuch, freitags ein offenes Singen im Stadtteil zu etablieren. Ebenso misslang das Bemühen, einen Pächter für das Vereinsheim zu finden. Und damit war auch die Idee gescheitert, diesen Ort auf der Basis eines Genossenschaftsmodells zu betreiben.

Als Konsequenz hat der Verein alle laufenden Verträge für Vereinsheim und Garten zum 31. Dezember 2019 gekündigt. Das Gebäude und das umgebende Gelände hat die evangelische Heilandsgemeinde Stuttgart-Berg übernommen, die schon bisher einen Anteil von 60 Prozent bei den Sängern hatte. Als unmittelbarer Nachbar betreibt sie auf diesem Grundstück ihr Gemeindezentrum sowie einen Kindergarten. Auch da wird schon länger über neue Nutzungskonzepte diskutiert. Diese Überlegungen stehen angesichts der aktuellen Entwicklungen unter einem neuen Licht.

Zu den Hoffnungsschimmern gehört noch der nach wie vor vorhandene Gemeinschaftsgeist der verbliebenen Vereinsmitglieder. Viele haben mit Tatkraft und finanziell geholfen, dass zumindest noch in diesem Jahr die Proben, Versammlungen und Stammtische im Berger Plätzle stattfinden konnten. Und einige der singenden Männer finden jetzt hoffentlich ihren Weg zu Vokal Total, dem verbleibenden Chor, dem einige tiefere Stimmen als Fundament sehr gut tun würden.

Einige der singenden Männer, vor allem jene, denen das traditionellere Liedgut ein Anliegen ist, haben inzwischen den Weg stromabwärts zum Gesangverein Hofen gefunden. Dort treffen sie auch den MGV-Dirigenten Dimitri Prokhorenkho wieder.