Die sogenannten Rollfiets kamen gut an. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Beim inklusiven Mädchenaktionstag ist einer der Höhepunkte ein Fahrrad-Parcours mit Tandem und Rollfiets gewesen.

Bad Cannstatt - Stoppzeichen, Anweisungen für Fahrtrichtungen und ein Schild, das auf einen Radweg hinweist: Bettina Szotowski, Bildungsreferentin beim Stadtjugendring für internationale Jugendbegegnungen und Mädchenarbeit, hält große, laminierte Karten hoch. Sie spielt mit einigen Mädchen Verkehrszeichen-Memory. Derweil fahren andere über den Schulhof des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Bad Cannstatt. Sie kurven durch einen Fahrrad-Parcours, umrunden Verkehrshütchen, schieben sich im Rollstuhl an, treten schwungvoll in die Pedale von Einzelrädern, betreiben im Team ein Parallel-Tandem oder lenken sogenannte Rollfiets. Letzteres ist ein Rad mit anmontiertem Rollstuhl. Das hat Thomas Szotowski, Projektleiter von „Radautonomie – alles inklusive“, aus zweiter Hand aufgetan und – neben vielen anderen Zutaten das Thema Mobilität betreffend – zum inklusiven Mädchenaktionstag mitgebracht.

Dieser wird jährlich vom Stadtjugendring in Kooperation mit der Evangelischen Jugend (EJUS), der Sportkreisjugend, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Dialog- Forum, der „Offenen Hilfen“ der Diakonie Stetten und anderen organisiert. Mit im Boot sind etwa auch der Verein Lagaya, die Hörgeschädigtenseelsorge Stuttgart und der Württembergische Behinderten- und Rehabilitationssportverband.

Der Aktionstag, der unter anderem im Zebra des EJUS stattfand, zeigt beispielhaft, wie Inklusion funktionieren kann: Mädchen mit und ohne Behinderungen hatten wieder gemeinsam so viel Spaß, in allerlei Workshops und offenen Angeboten zu verschiedenen Themen wie Trickfilm, Malen, Basteln oder Parkour, dass jegliches Handicap in den Hintergrund trat.

Auch Kinder aus Flüchtlingsunterkünften waren dabei

Zu den Höhepunkten gehörte die Fahrrad-Aktion unter dem Motto „Mobilität per Rad für alle“. „Das macht echt Spaß“, sagte ein Mädchen. Andere pflichteten ihr bei: „Am besten sind das Tandem und das Rollstuhlfahrrad.“ Beim gemeinsamen Radeln könne jeder seine Stärken einbringen, betonte Thomas Szotowski, der den Fahrrad-Parcours betreute und auch allerlei zum Thema vermittelte. „Der eine lernt vom anderen, beispielsweise wie es ist, mit einem Rollstuhl unterwegs zu sein.“

Szotowski weiß, wovon er spricht. Auch in seinem Projekt „Radautonomie-alles inklusive“, das sich aus einem „Inklusiven Radlabor“ entwickelte und von der Freien Evangelischen Schule Stuttgart (FES), der Margarete-Steiff-Schule (MSS) und dem Körperbehindertenverein Stuttgart getragen wird, lernen Schüler mit und ohne Behinderungen alles über das Rad, von der Pflege, der Reparatur bis zur Verkehrssicherheit – und machen gemeinsam Ausflüge und Rad-Freizeiten, etwa auf die Schwäbische Alb. Mittlerweile hat sich daraus die Schülerfirma bike@school entwickelt, die Mädchen und Buben der FES und MSS betreiben.

Eine Idee, die gut ankommt, wie auch der Mädchenaktionstag. In diesem Jahr nahmen insgesamt mehr als 60 Acht- bis Vierzehnjährige teil. „Viele freuen sich jedes Jahr darauf“, betonte Marianne Demuth von den offenen Hilfen der Diakonie Stetten, die seit zehn Jahren Kooperationspartner sind. Das bestätigte auch Bettina Szotowski vom SJR. So seien auch wieder Mädchen aus Cannstatter Flüchtlingsunterkünften dabei gewesen. Beim ersten Mal hätte man sie abgeholt, so Szotowski. Nun seien sie schon sehr firm gewesen und hätten sich selbst organisiert. „Es hat super geklappt“, so Szotowski. „Sie waren pünktlich da.“