Bei Classic-Line in Kirchheim im Kreis Ludwigsburg können Kunden Autos von der Insel warten und reparieren lassen oder erwerben. Darunter sind teils auch Schmuckstücke, die für Otto Normalverbraucher unerschwinglich sind.
Austin-Healey, Jaguar oder Morgan. Bei Liebhabern britischer Automobile hüpft wahrscheinlich das Herz höher, wenn sie solche Markennamen hören. Sie denken an die inseltypische Mischung aus Noblesse und Lässigkeit, an guten Stil und vielleicht auch ein wenig an Verspieltheit. Michael Schmidt gehört zu jener Spezies, die ein Faible für Land und Leute und vor allem Karossen britischer Provenienz haben. Er schwärmt auch von den Farbkombinationen und davon, dass spannende Erzählungen dahinter stecken. „Eigentlich hat fast jedes Auto irgendwo seine Geschichte“, sagt er. Sein Glück ist, dass er zu den Wenigen gehört, die diese Leidenschaft auch tagtäglich im Beruf ausleben können.
Schmidt führt in Kirchheim das Unternehmen Classic-Line, das sich als Partner für britische Automobile versteht, was Wartung, Service und Reparatur anbelangt. Der Familienvater hat damit eine Nische besetzt. „Ich bin der Einzige, der sich ausschließlich nur auf diese Fahrzeuge spezialisiert hat in der Region“, erklärt Schmidt. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand. „Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt. Und mit dem Auto ist es genauso. Wenn ich ein englisches Auto habe, gehe ich damit in eine Fachwerkstatt, die nur britische Fahrzeuge macht“, erläutert der Kfz-Mechaniker, dessen Firma heuer das 25-Jahr-Jubiläum feiern kann.
Die Liebe zu Rover, Mini, Morgan und Co. wurde Schmidt quasi in die Wiege gelegt. Schon die Eltern führten ein Autohaus in Sachsenheim, in dem Modelle von British Leyland und Gefährte von Alfa Romeo das Portfolio bestimmten. Dort ging er auch zur Lehre, startete später ebenfalls mit einem italo-englischen Produktmix in Bietigheim in die Selbstständigkeit, konzentrierte sich aber schnell auf die Fabrikate von der Insel. Seit 2013 empfängt der Betrieb seine Besucher in Kirchheim.
Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt darauf, Fahrzeuge wieder in Schuss zu bringen oder zu pflegen. „Groß geworden ist die Firma mit Oldtimern. Das ist auch unser Hauptthema“, sagt Schmidt. Doch inzwischen übernehme man ebenso die Wartung für Neuwagen von Jaguar und Land Rover. Ein weiteres Standbein ist die Vermittlung von Fahrzeugen an Kunden. Auf Wunsch wickelt Schmidt dabei auch den Kauf einer Karosse ab, die gerade erst vom Band gerollt ist. Aber hauptsächlich streckt er seine Fühler nach Modellen aus, die schon zu den Liebhaberstücken gezählt werden können, also ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. „Das ist ein interessantes Geschäft“, betont er. „Man kann da ja kein Auto bestellen wie aus dem Katalog heraus“, gibt er zu bedenken. Insofern begleite man den Kunden mit der eigenen Expertise, unterstütze ihn oder sie bei der Suche nach einem bestimmten Modell. Es komme auch vor, dass Interessenten schon ein ganz bestimmtes Auto im Blick haben, aber beim Kauf nicht auf die Einschätzung eines Fachmanns verzichten wollen.
Die Klientel ist breit gefächert, stammt aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. „Das reicht vom Großindustriellen, der hier eine große Firma hat, bis zum kleinen Studenten und dem Lehrer. Ich mache da keine Unterschiede“, sagt er. Für das teuerste Auto, das Schmidt jemals vermittelt hat, hätte man sich ein Häuschen gönnen können. „Das war ein 1967er Jaguar E-Type für 250 000 Euro“, sagt Schmidt. Beim Käufer habe es sich um einen „Großindustriellen aus dem Kreis Ludwigsburg“ gehandelt.
Ersatzteile für die britischen Wagen bezieht Classic-Line aus England, aber auch oft aus Deutschland. Zudem sei die Szene in den Niederlanden und der Schweiz sehr groß. „Manche Teile haben wir vorrätig, aber das Meiste besorgen wir“,so Schmidt. Bei den Vehikeln selbst hat der 52-Jährige ebenfalls ein starkes Auge auf die genannten Länder auf dem Festland, dazu teilweise auf Italien. Der Markt in den USA sei hingegen schwierig geworden. Die Amerikaner hätten den Wert der Fahrzeuge erkannt – was den Preis in die Höhe getrieben habe. Es ist kein Zufall, dass Schmidt in der Aufzählung das Mutterland England selbst nicht erwähnt. Die direkt von dort stammenden Autos haben aus resteuropäischer Sicht einen gravierenden Nachteil, sind deshalb hierzulande nicht so stark nachgefragt: das Lenkrad sitzt auf der rechten Seite. „Das will der Deutsche nicht unbedingt fahren. Außer es ist etwas ganz Besonderes“, erklärt der Fachmann.
Schmidt navigiert sich durch den hiesigen Verkehr selbstverständlich ebenfalls mit britischen Modellen. Für den Alltagsgebrauch dreht er den Schlüssel bei seinem Land Rover um. Wenn er eine Spritztour mit einem Oldtimer unternehmen möchte, kann er zwischen einem Mini, einem Land Rover und einem Jaguar wählen. Der Stil der Briten hat es ihm einfach angetan. „Das ist charmant und sehr lieblich. Schaut man bei einem deutschen Auto in den Innenraum, denkt man, man blickt ins Büro eines Steuerberaters. Bei einem Januar meint man, ins Wohnzimmer einer alten englischen Oma zu blicken.“
Spezialist für britische Oldtimer
Pflege
Die Firma Classic-Line aus Kirchheim am Neckar hat sich der Reparatur und der Pflege von britischen Fahrzeugen verschrieben. Der Betrieb ist nach eigenen Angaben spezialisiert auf die Marken Austin Healey, Jaguar, Land Rover, MG, Mini, Morgan, Rover und Triumph.
Kerngebiete
Geschäftsführer Michael Schmidt und sein Team von acht Angestellten kümmern sich nicht nur, aber insbesondere um Oldtimer, übernehmen dabei auch Restaurierungen. Die Vermittlung von Fahrzeugen hat sich das Unternehmen ebenfalls auf die Fahne geschrieben.