Die Figuren Roger Sterling, Peggy Olson, Don Draper, Joan Holloway und Pete Campbell (v.li.) arbeiten in der New Yorker Werbeagentur Sterling Cooper Foto: ZDF/Lions Gate Television Inc.

Das wurde aber auch Zeit. Endlich startet die Serie "Mad Men" im deutschen Fernsehen.

Das wurde aber auch Zeit. Endlich startet die Serie "Mad Men" im deutschen Fernsehen. In der Werbeagentur in New York geht es sexistisch und hysterisch zu. Geraucht wird immer und überall. Das ist herrlich anzuschauen.

Am Ende der zweiten Staffel zitiert Don Draper aus einem Buch. Es ist ein Gedichtband des Autors Frank O'Hara. Heute ist er ein völlig unbekannter Poet. Fünfzig Jahre war das Buch in Vergessenheit geraten. Aber nur einen Tag nach Ausstrahlung der "Mad Men"-Folge im amerikanischen Fernsehen findet sich das Buch auf einem der vorderen Plätze bei Amazon wieder.

Diese kleine Anekdote zeigt, welchen Stellenwert die Serie in den USA hat. Diesen Sommer hat sie den Emmy - den Oscar für Serienproduktionen - als beste Drama-Serie bekommen, auch andernorts heimst sie einen Preis nach dem anderen ein. Insgesamt erhielt die Serie 13 Emmys und vier Golden Globes. Mit "Mad Men" gab es zum ersten Mal ein Format, das dreimal in Folge als beste Drama-Serie ausgezeichnet wurde.

In "Mad Men" wird ständig und überall geraucht

Dabei geht es doch bloß um Werbung. Zumindest auf den ersten Blick. "Mad Men" spielt im New York der frühen sechziger Jahre und erzählt vor allem die Geschichte um Don Draper, Kreativchef der fiktiven Werbeagentur Sterling Cooper. Er hat es ganz nach oben geschafft und lebt genau das, was man wohl als American Dream bezeichnen könnte. Er ist jung, erfolgreich, führt ein Leben draußen in der Vorstadt mit seiner bildhübschen Frau Betty und zwei Kindern. Schon nach wenigen Folgen wird aber klar, dass Draper nicht der ist, für den man ihn hält. Er hat eine dunkle Vergangenheit und eine Affäre mit einer Frau, die das Gegenteil des sonst gängigen Bildes zeichnet. Sie ist burschikos und trägt kurze Hosen, während im Büro alle auf die richtige Rocklänge achten.

Don Drapers Weg in sein Büro an der Madison Avenue in New York geht regelmäßig vorbei an Sekretärinnen, er reicht seiner Vorzimmerdame Peggy seinen Trenchcoat, schenkt sich einen Whiskey ein und greift zur Zigarette in der Hemdentasche. Überhaupt: In "Mad Men" wird ständig und überall geraucht. Selbst der Gynäkologe bei der Untersuchung. Einer der wichtigsten Kunden von Sterling Cooper ist Lucky Strike. Die Zigarettenmarke hat mit der Erkenntnis zu kämpfen, dass dummerweise eine Studie veröffentlicht wurde, dass Rauchen schädlich ist.

Die Frauen in "Mad Men" sind entweder gelangweilte Hausfrauen, die ab und an ausgeführt werden, oder unterwürfige Sekretärinnen, die darauf hoffen, einen Mann zu finden. Vor allem Drapers Ehefrau, eine Version von Grace Kelly, geht zu Hause an ihrer Depression kaputt. Die große Ausnahme ist Joan Holloway, die rothaarige Chefin aller Sekretärinnen, die ein unabhängiges Leben mit Affären zu führen scheint und die kontrolliert, ob die anderen Damen verschwiegen sind. Die Welt der "Mad Men", der verrückten Männer, ist eine bigotte Scheinwelt. Und eine, die sehr gut aussieht.

Produzent Matthew Weiner, der bereits mit "The Sopranos" TV-Geschichte schrieb, setzt auf Detailtreue: Radios, Möbel und Bleistiftröcke - alles ist den sechziger Jahren nachempfunden. Vor allem aber sind die Schauspieler großartig. Das Mauerblümchen Peggy etwa, das sich traut, mehr als bloß Sekretärin zu sein. Dann sind da noch die vielen Männer, die zwischen charismatischen Typen (Don Draper) und unsympathischen Lackaffen (Pete Campbell) changieren. "Mad Men" ist ein großes Glück für Serienfans, und eines für den Kabelsender AMC, bei dem die Serie in Amerika zu sehen ist. Beim TV-Kanal HBO werden sie sich noch heute ärgern. Sie hatten das Drehbuch vor ein paar Jahren abgelehnt.

ZDF neo, Mittwoch, 22.30 Uhr