Nicholas Hoult als Nux (von links), Abbey Lee Kershaw als Wag und Charlize Theron als Furiosa in "Mad Max: Fury Road", der am 14. Mai in die deutschen Kinos kommt. Foto: dpa

Der Film aus dem Jahr 1979 ist längst Kult, nach zwei Fortsetzungen war Schluss - bis jetzt. Nach 30 Jahren kehrt "Mad" Max Rockatansky ins Kino zurück. An seiner Seite: Charlize Theron als furioser Racheengel.

München/Syndey - Max Rockatansky ist zurück - nach 30 Jahren Pause rast der Held der Kult-Kinoserie „Mad Max“ wieder durch die postapokalyptische Welt. Die Hauptrolle des Ex-Polizisten spielt zwar nicht mehr Mel Gibson, sondern Tom Hardy, doch der Böse aus Christoph Nolans „The Dark Knight Rises“ erweist sich als würdiger Nachfolger: Wortkarg, unerschrocken und mit der alten, einärmeligen Mad-Max-Lederjacke, die schon Gibson trug.

„Mad Max: Fury Road“ ist ein durch und durch benzingetränkter Streifen mit Höllentempo, in dem Rockatansky von den Schrecken seiner Vergangenheit verfolgt wird und mit der knallharten Furiosa und ihren Begleiterinnen den grausamen Warlord Immortan Joe und dessen Krieger bekämpft. Der australische Regisseur George Miller zelebriert die Gewalt mit allem, was die Filmtechnik zu bieten hat.

Zwei Stunden Action pur

Mit Hardy und Charlize Theron als rachebeseelter Furiosa bietet der Film zwei Stunden Action pur: atemberaubende Verfolgungsjagden mit röhrenden Motoren, halsbrecherische Stunts, spektakuläre Crash-Szenen und bildgewaltige Feuer-Explosionen. Sogar die Natur verschwört sich und droht, alles Leben in einem schwefelgelben Gewittersturm epischen Ausmaßes auszulöschen. Und das in einer ohnehin zerstörten, öden Welt, mit baumlosen Wüsten, scharfkantigen Felsformationen und Schlamm-Pisten bis zum Horizont. Eine feindliche Umgebung, in der die wenigen Menschen, die sich hier durchschlagen, keine Gnade kennen.

Die wichtigsten Güter: Wasser und wieder einmal Benzin. Immortan Joe hat sich diese Schätze gesichert und sich so die dürstenden Menschenmassen untertan gemacht. Doch der Herrscher fürchtet um den Fortbestand seines Stammes - ist Furiosa doch mit seinen überaus hübschen Frauen entflohen, die seine Kinder gebären sollen. Wutentbrannt bricht er mit seinen Kriegern auf, gesichtslosen Männern, den War Boys, die er mit einem kruden Germanen-Kult gefügig gemacht hat. Ihre weiß bemalten Körper sind von Narben und Tatoos überzogen und sie träumen davon, nach ihrem Heldentod in die Walhalla einzuziehen. „Ich lebe, ich sterbe, ich werde wiedergeboren!“, so der hoffnungsvolle Ruf des jungen Nux, der allerdings zu seinem Ärger auch die schlimmsten Zusammenstöße in seinem Panzerauto überlebt.

Choreographie des Schreckens

Miller fährt alles auf, was man sich vorstellen kann: stachelbewehrte Kriegswagen, gigantische Panzer-Trucks, wildentschlossene Kämpfer, die sich an biegsamen, langen Stangen durch die Luft schleudern lassen. Auspuffrohre, die Flammen spucken. Und riesige Feuerbälle. Miller dirigiert diese Höllenmaschinen zu einer Choreographie des Schreckens, die mal an brutale Western, mal an antike Schlachten oder mittelalterliches Gemetzel erinnert. „Action-Filme sind für mich wie eine Art visuelle Musik, und „Fury Road“ ist irgendwo zwischen einem wilden Rockkonzert und einer Oper angesiedelt“, kommentiert der Regisseur.

Ein Kraftakt - logistisch, schauspielerisch und visuell. Mitunter ist es kaum zu ertragen, zumal Miller die Gewalt lustvoll in Szene setzt. „Es liegt eine intensive und eigenartige Befriedigung darin, wenn Autos in der Wüste aufeinander krachen. Man verliert den Bezug zu sich selbst und man richtet sich nur noch nach dem Instinkt und dem Bauchgefühl“, beschreibt der Regisseur.

Bei so viel gnadenloser Gewalt, Blut und Lust am Töten tut es gut, dass das düstere Endzeit-Inferno hin und wieder aufgebrochen wird - wirkt das Spektakel der Superzylinder doch bisweilen so überdreht, dass es schon wieder komisch ist.

Musiker iOTA im roten Sakko

Völliger Kontrast dazu: Immortans hübsche Frauen, zarte Laufstegschönheiten, die mitten in der Wüste plötzlich wie eine Fata Morgana vor Rockatansky auftauchen.

Besonders sehenswert: Der australische Schauspieler und Musiker iOTA. Im roten Sakko steht er mit seiner E-Gitarre ganz vorne auf einem Kampfwagen und begleitet das Kämpfen, Explodieren, Krachen und Sterben mit aufpeitschenden Akkorden und Gitarrenriffen. Und wenn sonst nichts mehr hilft, kann er auch austeilen - ist sein Instrument doch gleichzeitig ein chromblitzender Flammenwerfer.

Verrückt? Vielleicht. „Man muss nicht verrückt sein, einen „Mad Max“-Film zu drehen, aber es ist hilfreich“, zitiert Regisseur Miller eine Redensart. Und selbst Max Rockatansky selbst weiß manchmal nicht, was richtig oder falsch ist. „Es war kaum zu unterscheiden, wer verrückter war: Ich oder alle anderen.“