Ein Besuch bei Fußballspielen kann dem Image eines Politikers nicht schaden. Also besucht auch Präsident Emmanuel Macron die Kicker von PSG Paris und hofft, aus dem Umfragetief heraus zu kommen. Foto: AFP/FRANCK FIFE

Der neue Präsident wird erst 2022 gewählt, die möglichen Kandidaten bringen sich aber jetzt schon in Stellung – Für Staatschef Macron könnte es ein böses Erwachen geben

Paris - Natürlich hebt Ségolène Royal eifrig den Finger. Wie immer, wenn es einen Posten zu verteilen gibt, bringt die französische Politikern ihren Namen ins Spiel. Zuletzt versicherte sie, beim Umbau der Regierung vor einigen Tagen als Kandidatin für eines der begehrten Ministerämter im Gespräch zu sein, doch die 66-Jährige ging leer aus. Nun aber fühlt sich die Sozialistin zu ganz Großem berufen: sie will – wieder einmal - Präsidentin von Frankreich werden.

Doch die Ex-Umweltministerin ist nicht alleine mit ihrem ehrgeizigen Ansinnen. Mit dem Austauschen der Regierung hat Präsident Emmanuel Macron endgültig das Rennen um seine Nachfolge eröffnet. Beobachter befürchten, dass sich das Land nun für die kommenden zwei Jahre in einer Art Dauer-Wahlkampf befinden wird.

Emmanuel Macron rückt nach rechts

Natürlich möchte der 42-Jährige Macron noch eine zweite Amtszeit im Élysée-Palast residieren, doch seine Umfragewerte verharren seit Monaten im Keller. Also hat er sich zu einer radikalen Maßnahme entschieden und ist mit seinem gesamten politischen Kurs nach rechts gerückt, von wo er sich offensichtlich mehr Wählerstimmen erhofft. Das relativ gute Abschneiden der konservativen Bürgermeister bei den jüngsten Wahlen scheint ihm Recht zu geben. Der neue Premierminister Jean Castex hat bei seinen ersten Auftritten sehr deutlich gemacht, wo einer seiner Schwerpunkte liegt: die innere Sicherheit, ein klassisch konservatives Thema.

Die Konservativen in der Zwickmühle

Dieser politische Schachzug bringt die traditionellen französischen Konservativen allerdings in gewisse Nöte. Seit dem katastrophalen Abschneiden bei der Europawahl 2019 mit knapp 8,5 Prozent der Stimmen, sind Les Républicains auf nationaler Ebene praktisch pulverisiert und nun wildert Emmanuel Macron höchstpersönlich in ihrem politischen Revier. Angesichts dieser Ausgangslage halten sich alle Möchtegern-Kandidaten bedeckt. Auch Édouard Philippe, der vom Staatschef eiskalt abservierte und sehr beliebte Ex-Premierminister, betont immer wieder, wie viel Spaß es ihm mache, wieder Bürgermeister von Le Havre zu sein.

Nur eine traut sich aus der Deckung

Allein die bekannte Ex-Justizministerin Rachida Dati, auch sie wird immer wieder für hohe Posten gehandelt, hat sich etwas aus der Deckung gewagt. Sie gehe davon aus, bei der Präsidentenwahl in den Reihen der Konservativen „eine gewisse Rolle“ zu spielen, ließ die 54-Jährige jüngst in einem Interview verlauten.

An dieser Stelle kommt Ségolène Royal ins Spiel. Der Rechtsruck der Regierung gibt den Parteien auf der linken Seite der Mitte natürlich mehr Spielraum. Das Problem aber ist: auch die Sozialisten sind bei der Europawahl mit knapp sechs Prozent der Stimmen dramatisch abgestürzt und befinden sich noch immer in einer Art Selbstfindungsphase. Diese Ausgangslage will Ségolène Royal für sich nützen, indem sie sich als einigende Kraft der Sozialisten anbietet. Dabei versucht die ehemalige Umweltministerin auffallend offen, mit ihrer „grünen“ Vergangenheit zu punkten.

Die Grünen schwimmen auf einer Erfolgswelle

Auch das entspringt einem politischen Kalkül, denn die Partei der Grünen schwimmt im Moment auf einer Erfolgswelle und konnte zuletzt bei den Kommunalwahlen große Erfolge erzielen. Die Vertreter der Öko-Partei strotzen im Moment allerdings vor Selbstbewusstsein. So hat ihr Frontmann Yannick Jado, der für die französischen Grünen im Europaparlament sitzt, seine Kandidatur für die Präsidentenwahl 2022 praktisch schon verkündet.

So könnte die Abstimmung in zwei Jahren auf einen Dreikampf hinauslaufen: Emmanuel Macron, Yannick Jado und – Marine Le Pen. Die Chefin des extrem rechten Rassemblement National drängt mit ihren populistischen Parolen gegen Einwanderer und den Islam mit aller Macht auf den Einzug in den Élysée-Palast. 2017 hatte die hölzern wirkende Rechtsauslegerin erst in der Stichwahl gegen den dynamischen Emmanuel Macron verloren. Auch dieses Mal scheint der amtierende Präsident auf diese Konstellation in der Stichwahl zu spekulieren. Sollten seine Umfragewerte in der Bevölkerung allerdings nicht besser werden, könnte der Fall eintreten, dass es Marine Le Pen wieder in die Endrunde schafft – ihr Gegenkandidat aber nicht Emmanuel Macron heißt.