Unter dem neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz (vorn) sortiert sich auch das Verhältnis zur bayerischen Schwesterpartei CSU unter Markus Söder neu. Foto: dpa/Michael Kappeler

Im Verhältnis der Schwesterparteien CDU und CDU hat sich einiges verändert: Die Bayern brauchen eine erfolgreiche CDU – das zähmt die Angriffslust.

Berlin - Wie es ist, kann es nicht bleiben. Nach der krachend verlorenen Bundestagswahl war das Verhältnis zwischen CDU und CSU am absoluten Nullpunkt angelangt. Zu erbittert, zu rücksichtslos wurde der Machtkampf um die Kanzlerkandidatur zwischen Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder ausgefochten. gestern besuchte CDU-Chef Friedrich Merz die Klausur der Landesgruppe der CSU in Berlin. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder gab es Signale neuer Nähe. Ist dem Burgfrieden zu trauen? Eine Analyse:

Friedrich Merz ist der neue Faktor

Es hat sich vieles geändert im Verhältnis der ungleichen Schwestern. Die CSU ist nicht mehr in einer Situation, in der sie glauben könnte, die CDU dominieren zu können. Zu Zeiten des Machtkampfes um die Kanzlerkandidatur war die CDU ein vielstimmiges Gebilde mit vielen Machtzentren – vom Vorsitzenden über die Ministerpräsidenten bis hin zur Bundestagfraktion. Und Armin Laschet war nicht der Mann, der für einen einheitlich getragenen Kurs sorgen konnte. Das schwächte die Position im Verhältnis zur CSU ganz erheblich. Mit Friedrich Merz hat die CDU nun einen Vorsitzenden, der es im dritten Anlauf tatsächlich geschafft hat, dass sich die Partei hinter ihm versammelt.

Im Duell mit Armin Laschet hatte sich Söder nicht zuletzt darauf verlassen, dass die gemeinsame Bundestagfraktion ihn letztlich als Kandidaten akzeptiert. Tatsächlich gab es in der Fraktion eine mehrheitliche Unterstützung für ihn, auch wenn Laschet dafür sorgen konnte, dass die Fraktion nicht der Ort der Entscheidung war. Nun aber hat Friedrich Merz auch klargemacht, dass er die Fraktionsführung übernehmen wird. Damit ist klar, dass Auftritt und Positionierung der Bundestagfraktion künftig eindeutig von der CDU geprägt werden wird. Zumal viele CDU-Abgeordnete vom Verhalten Söders im Wahlkampf enttäuscht sind.

Befriedende Wirkung der Landtagswahlen

Schon im März stehen Landtagswahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein an. Im Mai wählt das bevölkerungsreichste Bundesland NRW. Überall wollen CDU-Ministerpräsidenten ihr Amt behalten. Es ist glasklar, dass die Ergebnisse der Wahlen das politische Klima auf lange Sicht prägen werden. Das wird auch auf das Binnenverhältnis von CDU und CSU eine befriedende Wirkung haben. Die CSU denkt dabei schon ans nächste Jahr. Dann nämlich wird in Bayern gewählt. Und die Zeiten, da Wahlen im Freistaat ein Selbstläufer für die CSU waren, sind längst vorbei. Im Gegenteil: Nach aktuellen Umfragen wäre nicht einmal ein Fortbestand der Zweierkoalition aus CSU und Freien Wählern gesichert. Die CSU ist längst kein geschlossener Block mehr. Markus Söder spürt an der bayerischen Basis gerade ziemlich heftigen Gegenwind. Ein CSU-Chef ist nur dann unangefochten, wenn er Garant des Machterhalts im Freistaat ist. Davon ist aber nicht mehr jeder in der CSU überzeugt.

Söder braucht eine erfolgreiche CDU

Fazit: Die Machtbalance zwischen den Schwesterparteien hat sich zugunsten der CDU verändert. Inzwischen braucht Markus Söder eine intakte und an den Wahlurnen erfolgreiche CDU. Das wird sein Verhalten mindestens bis zu den bayerischen Landtagswahlen im Herbst 2023 bestimmen.