Viele Foto: Werner Kuhnle

Die Freibad-Betreiber stochern noch im Nebel, solange das Land keine Vorgaben macht. Im Murrer Gemeinderat wurde darüber diskutiert.

Steinheim - Noch ist unklar, ob die Freibäder in der Region angesichts der Corona-Pandemie öffnen. Grundsätzlich gewillt sind offenbar die beiden Betreiberkommunen des Mineralfreibades Wellarium, Steinheim und Murr. Allerdings fehlen ihnen – wie allen anderen Freibad-Zweckverbänden – noch konkrete Vorgaben der Landesregierung.

Im Murrer Gemeinderat poppte das Thema am Dienstagabend auf, als der Bürgermeister Torsten Bartzsch den Räten die aktuelle Lage im Corona-Krisenmanagement erläuterte. „Es wird spannend, wie wir mit dem Wellarium umgehen: Ob wir es aufmachen oder nicht“, sagte Bartzsch. Einige Räte befürchteten einen erhöhten Druck auf Badeseen und das Murr-Ufer, sollten die Bürger nicht mehr in die Freibäder gehen wollen, weil sie Angst hätten sich zu infizieren.

Überfüllung am heimischen Flussufer hält der Bürgermeister für nicht wahrscheinlich. Im Unterschied zum Steinheimer Murr-Ufer, an dem der Aufenthalt und das Baden wegen des Naturschutzgebietes verboten sei, dürfe man sich am Murrer Ufer grundsätzlich zum Sonnen aufhalten – was immer wieder von einzelnen genutzt werde. „Ich glaube aber nicht, dass es große Auswirkungen darauf hat, wenn das Freibad geschlossen ist.“

Ob das Wellarium in diesem Sommer noch öffnet oder nicht, erscheint noch völlig offen. Laut einer aktuellen Umfrage des Radiosenders SWR 1 würden 70 Prozent der Befragten wegen der Corona-Pandemie darauf verzichten, in diesem Jahr in ein Freibad zu gehen. Trotz dieses vorsichtigen Verhaltens vieler Menschen, hält es Torsten Bartzsch, der auch als Vorsitzender des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) Steinheim-Murr fungiert, für verantwortbar, das Freibad zu öffnen, sollten die Vorgaben des Landes dies erlauben.

Formal nötig wäre ein Beschluss des GVV. Um vorbereitet zu sein, hat sich Torsten Bartzsch mit seinem Steinheimer Kollegen Thomas Winterhalter schon mal in die Richtlinien der Deutschen Bädergesellschaft eingearbeitet. „Ein Drittel der Gäste sollten sich im Becken aufhalten, zwei Drittel auf den Liegewiesen“, sagt Bartzsch. Wie viel solche Musterberechnungen am Ende für Baden-Württemberg taugen, sei noch unklar. Deshalb wäre die rechnerische Größe von 1200 bis 1300 Gästen, die sich demnach zeitgleich im Wellarium aufhalten dürfen, noch längst keine beschlossene Sache. Online-Kartenverkauf würde Schlangenbildung an den Kassen verhindern, auch die Namen und Adressen der Kunden wären erfasst, wie es die Corona-Pandemie zum Nachvollziehen von Infektionsketten erfordere.

Weil das Bad zum Großteil aus Steuermitteln finanziert ist, möchte es auch Thomas Winterhalter für die Steuerzahler öffnen. „Die Spannweite bei den Vorgaben ist riesig – wir stochern im Nebel, solange das Land nichts vorgibt.“ Ein Großteil des jährlichen Abmangels von 400 000 Euro falle mit oder ohne Öffnung an.