Königin Máxima wischt ihre Tränen ab, König Willem-Alexanders Miene ist versteinert: Am Flughafen von Eindhoven empfängt das niederländische Königspaar die Toten des abgeschossenen Fluges MH17. Foto: dpa

Ein Land in tiefer Trauer: In Máximas Tränen und Willem-Alexanders versteinerter Miene spiegelt sich das Entsetzen und die Trauer wieder, die alle Niederländer in diesen Tagen vereint.

Ein Land in tiefer Trauer: In Máximas Tränen und Willem-Alexanders versteinerter Miene spiegelt sich das Entsetzen und die Trauer wieder, die alle Niederländer in diesen Tagen vereint.

Eindhoven - Ein Land in Trauer hat am Mittwoch die ersten in die Heimat gebrachten Todesopfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine empfangen. Das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima, Regierungschef Mark Rutte und zahlreiche Angehörige warteten auf dem Flughafen Eindhoven, als am Nachmittag ein Transportflugzeug vom Typ Hercules die ersten Särge mit den sterblichen Überresten aus Charkow brachte. Kurz danach folgte eine australische Maschine. Beide waren am Morgen mit insgesamt 40 Särgen an Bord im ukrainischen Charkow gestartet. Mit einer Schweigeminute gedachten die über 1300 Versammelten der Opfer.

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Nach der Landung der beiden Maschinen spielte ein Trompeter auf dem Rollfeld den letzten Gruß. Das war auch das Signal für eine landesweite Schweigeminute. Von Groningen bis Maastricht stand das öffentliche Leben weitgehend still. Züge und Busse stoppten, der Luftraum war für rund 15 Minuten gesperrt. In Geschäften und Supermärkten wurde die Arbeit eingestellt. Anschließend läuteten im ganzen Land die Kirchenglocken. Auf dem Domplatz von Utrecht hatten sich über 1000 Menschen versammelt, als die Trauerglocke des Doms „Salvator“ schlug.

Tausende säumen die Straßen

In einer langen Kolonne fuhren die 40 Leichenwagen mit einer Polizeieskorte zur Kaserne in Hilversum unweit von Amsterdam, wo sie am Abend eintrafen. Tausende Niederländer standen an den Straßen. Manche klatschten oder warfen Blumen. In der Kaserne sollen die Opfer identifiziert werden. Insgesamt werden 75 Gerichtsmediziner täglich daran arbeiten.

Beim mutmaßlichen Abschuss von MH17 waren am vergangenen Donnerstag alle 298 Menschen an Bord ums Leben gekommen - unter ihnen 193 Niederländer. Der Unglücksjet der Malaysia Airlines war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Bei der Zeremonie waren auch Vertreter jener Länder anwesend, aus denen andere Passagiere kamen.

Bis zum Freitag sollen alle geborgenen Leichen vom Absturzort in der Ostukraine in die Niederlande gebracht werden, teilte die Regierung in Den Haag mit. Am Donnerstag sollten nach Angaben des niederländischen Krisenstabes 74 Särge in Eindhoven ankommen.

Der nationale Sicherheitsrat der Niederlande hat die Untersuchung nach der Ursache des Absturzes von Flug MH17 über der Ostukraine begonnen. Die Experten hätten aber noch keinen Zugang zur Absturzstelle, teilte der Rat am Mittwoch in Den Haag mit. „Zur Zeit gibt es keine Garantie für die Sicherheit der Experten.“ Der Rat bemüht sich nach eigenen Angaben darum, den Schutz der Ermittler zu organisieren. Die Niederlande hatten auf Ersuchen der Ukraine die Leitung der internationalen Untersuchung übernommen.

Die zwei Flugschreiber der Boeing der Malaysia Airlines werden zur Zeit in Großbritannien ausgewertet. Erste Ergebnisse erwartet der niederländische Rat in einigen Wochen.