Das Porträt von Lydia Drexler-Nanz zum einhundertsten Geburtstag. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Nanz-Supermärkte waren in der Region Stuttgart eine Marke, zu der sie auch Lydia Drexler-Nanz gemacht hat. Von einer Reise nach Amerika brachte sie die Idee der Selbstbedienung mit

Stuttgart - Kurz vor ihrem 102. Geburtstag, den sie am 13. November hätte feiern können, ist Lydia Drexler-Nanz am 2. Oktober in Stuttgart verstorben. Nach einem erfolgreichen Leben als Geschäftsfrau, die ein Stück deutscher Einzelhandelsgeschichte verkörpert. Denn die ehemalige Seniorchefin des früheren Familienunternehmens Nanz gilt als Pionierin des modernen Supermarktes mit Selbstbedienung.

Mutter von drei Kindern

Lydia Drexler-Nanz, geborene Fleischmann, stammte aus einem Dorf bei Schwäbisch Hall. Sie kam mit 18 Jahren nach Stuttgart und trat nach dem Abschluss der Handelsschule als Volontärin in die Firma Nanz ein. Deren Chef, Paul Nanz, hatte aus den Anfängen eines Kolonialwarenladens in Esslingen ein prosperierendes Unternehmen mit mehr als 40 Filialen gemacht. 1941 wurde sie die Frau von Paul Nanz. Aus der Ehe entstammen drei Kinder: die Töchter Doris und Ingeborg und der Sohn Helmut.

Mit der damaligen Frauenrolle nicht zufrieden

Auch als Mutter von drei Kindern hat sich Lydia Drexler-Nanz nicht mit der damals üblichen Rolle der Frau in der zweiten Reihe begnügt. 1946 übertrug ihr Ehemann Paul die Geschäftsleitung. Mittlerweile Chefin von 60 Nanz-Läden, brachte sie 1954 von einer Reise nach Amerika die Idee der Selbstbedienung mit und setzte sie mit unternehmerischem Weitblick für die Entwicklung des Einzelhandels konsequent um.

Förderin von Kammerorchester und Bach-Akademie

1969 starb Paul Nanz, bald darauf übergab sie das Unternehmen an ihren Sohn Helmut Nanz, der es als Imperium mit zuletzt 400 Filialen, 10 000 Mitarbeitern und drei Milliarden Mark Umsatz 1996 verkaufte. Helmut Nanz starb als Opfer der Coronapandemie im April 2020. Lydia Drexler-Nanz war eine zweite Ehe mit George Drexler eingegangen, lebte lange in London und bereiste die Welt. Voller Unternehmungslust bis ins hohe Alter gehörte ihre besondere Liebe der Musik in Oper und Konzert. Als Freundin und Förderin war sie dem Stuttgarter Kammerorchester und der Internationalen Bach-Akademie verbunden.