Wer in China mit einem Ferrari vorfährt, kann sicher sein, dass er im Mittelpunkt steht. Foto: AP

Die Volksrepublik will mit der zusätzlichen Abgabe auf Luxusautos ihr Image beim einfachen Mann wieder etwas aufpäppeln. Ob sich das Kaufverhalten der Superreichen dadurch ändert, ist mehr als fraglich.

Peking - Die chinesische Regierung verteuert Luxusautos. Für Fahrzeuge, die mehr als 180 000 Euro kosten, gilt demnächst eine zusätzliche Steuer von zehn Prozent auf den Kaufpreis. Die Abgabe gilt auch für zahlreiche Modelle deutscher Hersteller, beispielsweise besser ausgestattete S-Klasse-Modelle von Daimler sowie große Teile der Modellpalette von Porsche. Die neue Steuer ist Teil einer länger laufenden Kampagne gegen die Zurschaustellung von Luxus. Die allein regierende Kommunistische Partei will damit ihr Image als Vertreterin des einfachen Mannes aufpäppeln. Die Ungleichheit in China hat zuletzt sogar die in den USA übertroffen. „Wenn die Einkommensunterschiede weiter auseinandergehen, dann ist das politisch ungünstig für die Führung und könnte die Stabilität beeinträchtigen“, sagt Ding Shuang, Ökonom bei der Citigroup in Hongkong. Peking hat bereits zahlreiche Luxusartikel höher besteuert, darunter Cognac und Handtaschen. Das ändert zwar nicht so viel daran, dass die Reichen rasend schnell reicher werden, aber es sieht in den Augen des Volkes gut aus. Vor drei Jahren hat die Regierung bereits eine Luxussteuer von 20 Prozent auf teure Autos eingeführt. Das kommunistische Propagandaorgan „Volkszeitung“ hat die hohe Abgabe seinerzeit in einem Kommentar einen „richtigen Schritt zu mehr sozialem Frieden“ genannt. Noble Importautos sind in China ohnehin teuer: Für sie gelten Zölle von bis zu 40 Prozent.

Von Bentley bis Porsche

In der Modellpalette von Daimler in China liegt der Listenpreis eines Mercedes S 400 in der Langversion noch knapp unter dem Schwellenwert von 1,3 Millionen Yuan. Der Preis versteht sich vor Rabatten, gilt aber auch nur für die Grundausstattung. Der S 500 liegt bereits deutlich darüber und wird von der Abgabe erfasst. Audi ist ganz an der Spitze der Modellpalette ebenfalls betroffen. Ein 12-Zylinder-A8 mit sechs Liter Hubraum in der Langversion fällt mit einem Preis von knapp 270 000 Euro locker unter die Steuer. Der ganz überwiegende Teil der Modelle ist jedoch vor der Verteuerung sicher.

Porsche fällt jedoch erwartungsgemäß überwiegend in die Luxuskategorie. Den einfachsten Cayenne oder Panamera von Porsche gibt es zwar gerade noch preiswert genug, um der Steuer zu entgehen, und auch der Macan und der Cayman liegen preislich unter dem Schwellenwert. Wer einen 911 haben möchte, muss aber künftig in jedem Fall zehn Prozent draufzahlen. Auch ein besser ausgestatteter Cayenne überspringt in den Augen des Gesetzgebers die Grenze zur überflüssigen Verschwendung. Am stärksten betroffen dürften jedoch die reinen Luxushersteller sein. Ein Bentley kostet mindestens drei Millionen Yuan (410 000 Euro). Ungefähr die gleiche Summe muss ein Käufer für einen Ferrari California hinlegen – und von hier an geht es steil aufwärts bis zum Supersportwagen Ferrari FF mit 660 PS, für den die Kunden in China etwa 700 000 Euro bezahlen.

Der Porsche 911 in Pink

Es ist aber gut möglich, dass die neue Steuer in China nur wenige Interessenten von ihren Kaufplänen abhält. Die Preise liegen jetzt schon beim Doppelten oder sogar Dreifachen dessen, was Kunden im Ursprungsland der Ware aufbringen müssen. Dennoch röhren durch die Pekinger Innenstand viele Lamborghinis oder Maseratis. Manchmal steigt dann die Mutter des neureichen Fahrers aus dem Sportwagen aus – oft eine einfache Frau vom Lande mit wettergegerbtem Gesicht. Der Porsche 911 wiederum gilt wegen seiner kleinen Abmessungen als niedlicher Kleinwagen für die Geliebten reicher Männer – und wird deshalb oft in Pink bestellt.