Die Bühlerhöhe beherbergte einst illustre Gäste, darunter Reichskanzler Gustav Stresemann, König Hussein von Jordanien, Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg und den norwegischen Dichter Knut Hamsun. Foto: dpa

Was wird aus der legendären Bühlerhöhe und was aus dem Neuen Schloss in Baden-Baden? Investoren haben sie gekauft, um Luxus-Hotels der Extra-Klasse aus ihnen zu machen. Nicht einfach bei Baudenkmälern dieser Güte. Wird das noch was?

Baden-Baden - Das waren noch Zeiten: Begleitet von Böllern, Glockengeläut und „Vivat“-Rufen besuchte Zarin Elisabeth von Russland am 19. Juni 1814 ihre badische Verwandtschaft im Neuen Schloss Baden-Baden. Etwas weniger pompös, aber mit fast so viel Aufmerksamkeit wurde 140 Jahre später Konrad Adenauer, der erste Kanzler der jungen Republik, bei seinen regelmäßigen Aufenthalten auf der nahen Bühlerhöhe im Schwarzwald empfangen.

 

Zwei Schlossbauten mit großem Namen und Geschichte. Einst standen sie für mondänes Leben - nun stehen beide seit langem leer. Ausländische Investoren haben die legendären Immobilien gekauft, um sie zu Luxus-Resorts der Extraklasse aufzumöbeln. Doch das ist weder billig, noch einfach. Die Sorge um die Zukunft der Denkmäler wächst.

Da ist zum einen das Neue Schloss: Die badische Markgrafenfamilie konnte sich in den 1990er Jahren die hoch über Baden-Baden thronende ehemalige Residenz aus dem 14. Jahrhundert nicht mehr leisten. Land und Stadt winkten angesichts eigener Finanznöte ab. Daraufhin wurde fast das ganze Inventar des ehemaligen Stammsitzes des Hauses Baden 1995 spektakulär vom Auktionshaus Sotheby’s versteigert. Badische Kunstschätze wurden zum Entsetzen von Historikern über die ganze Welt verstreut.

Das Gebäude - eines der schönsten Schlösser im Südwesten - wurde 2003 vom Vater der jetzigen Besitzerin gekauft, der kuwaitischen Geschäftsfrau Fawzia Mubarak Al Hassawi. Sie wollte es für 90 Millionen Euro zum Hotel mit 129 Zimmern ausbauen. 2013 sollten die ersten Gäste hier nächtigen. Viele Pläne und einige Architekten später ist immerhin das Schlossdach dicht, das Kavalliershaus renoviert und ein Gartenhäuschen versetzt. Doch der Hotelumbau ist in weite Ferne gerückt, die Baugenehmigung ausgelaufen. „Wegen Untätigkeit der Schlossherrin“, heißt es im Rathaus. Die neuen Pläne mit Hotel nur im historischen Schloss und Privat-Appartements im Park lehnt die Stadt ab.

Hat die Schlossherrin das Projekt aufgegeben? Nein, betont ihre Sprecherin. „Sie will an dem Vermächtnis ihres Vaters festhalten.“ Das hat Al Hassawi auch im Gespräch mit einem ihrer früheren Architekten unterstrichen. Wie es weitergehen soll, weiß jedoch niemand. Die Fraktionschefin der Rathaus-Grünen, Bea Böhlen, sieht sich bestätigt: Sie hatte schon von Anfang an vor einem „Luftschloss“ gewarnt.

Stille auch auf der Bühlerhöhe

Stille auch auf der Bühlerhöhe. Die beherbergte einst illustre Gäste, darunter Reichskanzler Gustav Stresemann, König Hussein von Jordanien, Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg und den norwegischen Dichter Knut Hamsun. Nach wiederholtem Besitzerwechsel ist das 100 Jahre alte Schlosshotel seit sieben Jahren nahezu durchgängig geschlossen.

Seit Ende 2013 gehört es kasachischen Investoren, der Bühlerhöhe Castle Invest GmbH. Die wollte schon vor einem Jahr Pläne vorlegen. Doch außer Fotos von fein gedeckten Tischen und Liegestühlen in der Sonne auf der Hotel-Homepage tut sich vordergründig nichts. Dafür prüfen erneut Branchenexperten aus London das Baudenkmal. „Wir haben das Gefühl, da wird gerade aufwendig recherchiert“, sagt Baden-Badens Tourimusschefin Nora Waggershauser.

Bühls Oberbürgermeister Hubert Schnurr (parteilos), auf dessen Gemarkung das Hotel liegt, hofft jedenfalls, dass die Bühlerhöhe bald an alte Glanzzeiten anknüpfen kann. Dass die neuen Eigentümer die von neugierigen Blicken abgeschirmte 18 Hektar große Parkanlage in Schuss halten und das Gebäude heizen, stimmt ihn zuversichtlich.

Der Prachtbau der Generalswitwe Hertha Isenbart überstand zwei Weltkriege und ist in gutem Zustand. Doch das „Denkmal von besonderer Bedeutung“ braucht mehr als ein Face-Lifting, um betuchte Gäste in die Einsamkeit zu locken. Die letzte große Renovierung war in den 1980er Jahren, als Max Grundig noch Schlossherr war. Schon damals war ein dreistelliger Millionenbetrag nötig.

„Wir haben zwei Sorgenkinder in der Region“, beschreibt Badens-Badens Stadtsprecher den Stand beim Neuen Schloss und Bühlerhöhe. Die Denkmalschutzauflagen sind streng, der Investitionsbedarf ist groß - und die Konkurrenz schläft nicht. Während die Prachtimmobilien seit Jahren leer stehen, ist in Baden-Baden längst wieder ein neues Luxushotel entstanden, andere Traditionshäuser werden aufgefrischt.

Doch die Hotelkonjunktur im Südwesten floriert, und für Häuser der Extra-Klasse gibt es laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) noch Platz. Vor allem für solche mit Geschichte. „Historie, die sich in Architektur und Lage spiegelt, kann immer Teil eines besonderen Urlaubserlebnisses sein“, sagt ein Verbandssprecher.

Zumindest für die am Nationalpark Schwarzwald gelegene Bühlerhöhe sieht Touristik-Fachfrau Waggershauser gute Perspektiven: „Natur pur ist trendy.“ Bei Kooperation mit der benachbarten Max-Grundig-Klinik ließe sich auch mit „Medical Wellness“ punkten. An den Hotelplänen für das Neue Schloss hat sie hingegen Zweifel. Dort, wo einst Zarin Elisabeth nächtigte, könnte sei sich eine deutsch-russische Begegnungsstätte vorstellen. Für die Öffentlichkeit wäre dann wenigstens wieder ein Teil des Schlosses zugänglich.