Die Ausstellung ist eine Schnittmenge aus Infos zu Martin Luther und der Reformation in Württemberg. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Schau „Luther kommt nach Württemberg“ ist in der Schlosskirche im Alten Schloss eröffnet worden. 200 Exponate wurden zusammengetragen – daunter auch einige außergewöhnliche Stücke.

Stuttgart - Nachdenklich blickt Martin Luther auf die Kreuzigung Jesus. Jörg Stocker bannte den Urheber der Reformation, wahrscheinlich 1530, auf den Mittelteil des Neubronner Altars in der Stadtkirche Blaubeuren. Das Gemälde sollte eigentlich in die Schlosskirche am Schillerplatz zur Ausstellung „Luther kommt nach Württemberg“, die von der Evangelischen Landeskirche zum 500. Reformationsjubiläum ausgerichtet wird, zu sehen sein. Dort ist nun aber immerhin eine aufwändige Fotografie in Originalgröße zu sehen. „Das Gemälde muss restauriert werden, auch die Nachbildung ist ein zentrales Werk“, sagt Pfarrer Wolfgang Schöllkopf. Der Landeskirchliche Beauftragte für Württembergische Kirchengeschichte und die Kulturwissenschaftlerin Andrea Kittel vom Landeskirchlichen Archiv haben federführend die Ausstellung kuratiert. Sie haben von 15 Leihgebern 200 Exponate zusammengetragen.

Diese werden in drei Teilen gezeigt: „Berührungen“, „Wirkungen“ und „Bilder“. „Ein Element ist auch der Ort“, so Kittel. Er ergänzt: „Die Schlosskirche war 1561 der erste evangelische Kirchenbau in Württemberg. Die Gemeinde wurde zentral um den Altar gruppiert, damit jeder etwas von der Predigt mitbekam.“ Und Schöllkopf ergänzt: „Die Ausstellung ist eine Schnittmenge aus Luther und der Reformation in Württemberg.“ So sei Luther nie persönlich nach Württemberg gekommen, sondern nach Ulm, was damals noch nicht zum Land gehörte. Dennoch habe sich das Herzogtum, das 1534 evangelisch wurde, zum Hüter der Lutherischen Lehre entwickelt und über die Schüler Luthers, auch die Universität Tübingen ausgebreitet.

Luher, Zwingli und Calvi an einem Tisch

Die Schau, gestaltet von Anja und Christoph Emde, zeigt denn auch Schaubilder, wie die fiktive „Disputation“ des Kupferstechers Hans Schwyzer von 1650. Dort sitzt Luther etwa mit Huldrych Zwingli, Johannes Calvin, Philipp Melanchton oder Johannes Oekolampad am Tisch. Unbekanntere Schüler kommen ebenso durch Originalschriftstücke zu Wort: Von Johannes Geiling ist eine Nachschrift der ersten deutschen Lutherpredigt zu sehen sowie eine Flugschrift des Mathematikers Michael Stifel, der über kabbalistische und andere biblische Zahlen die Endzeit errechnete. Die kam nicht. „Daher das Sprichwort, einen Stifel zusammenrechnen“, so Schöllkopf.

Ein Faksimile der päpstlichen Bannandrohungsbulle von 1520, deren Originalabschrift im Hauptstaatsarchiv liegt – ein Überbleibsel der Habsburger – zeugt von der Brisanz von Luthers Thesen. Unter dem Titel „Luthers Feuer“ geht es um die Leidenschaft des Reformators. „Die schaffte anderen Leiden, löste eine Flüchtlingskrise aus“, so Schöllkopf. Darunter waren Andersgläubige wie Juden oder die aufständischen Bauern.

Die Zeption Luthers wandelte sich

Die Rezeption Luthers und der Reformationsjubiläen wandelte sich über die Jahrhunderte. „Jede Zeit hat eine andere Brille!“, so Schöllkopf. Gab es zunächst Dankes- und Jubelpredigten tauchten vermehrt Lutherbibeln mit Abbildungen auf. Im 19. Jahrhundert wurde Luther zum Heroen auf Statuetten oder Bildlein. 1968 konnten endlich Pfarrerinnen eingesegnet werden. Und zum 500-Jahr-Jubiläum gab es eine Neuauflage der Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ in leichter Sprache, von der auch eine Ausgabe von 1520 zu sehen ist, sowie der Bibel. Das Spektrum des Merchandising reicht vom Lutherkaffee bis der Handysocke mit seinen Worten „Hier stehe ich und kann nicht anders“.