Eine Stoffpuppe von Käthe Kruse Foto: Pressefoto

Einmal mehr zeigt sich, wie sehr unsere Serie von dem Kenntnisreichtum unserer Leserinnen und Leser lebt

Stuttgart - Einmal mehr zeigt sich, wie sehr unsere Schwäbisch-Serie von dem Kenntnisreichtum unserer Leserinnen und Leser lebt. Was ist ein „Blätz“, haben wir zu Wochenbeginn gefragt und darauf eine Vielzahl von Antworten bekommen. Dafür herzlichen Dank! Einige Zuschriften davon veröffentlichen wir heute. Weitere folgen morgen.

Leserin Margret Klanfer aus Herrenberg-Kayh schreibt: „Ein ‚Blätz‘ ist ein Stück Stoff, den man verwenden kann als ,Wäschplätz‘ (heute Waschlappen) oder um ein Loch zu stopfen. (In der Hausarbeitsschule haben wir gelernt, wie das Weißzeugstopfen geht.) Ein Blätz kann auch ein Schnullerersatz für ein Baby sein, an dem es ,rumschlotzt‘. Es kann aber auch ein Stück alter Stoff sein, eben ein Lomba; der ist zum Putzen immer noch gut genug. Früher kam meist zweimal im Jahr der ,Lombasammler‘ auf die Dörfer. Dem brachte man alles – Lomba und Alteise –, was nicht mehr brauchbar war. Er entschied dann, was man dafür bekam, ein ,Schüsselsatz‘ oder eine Sammeltasse oder a Häfele.

A „Blätzdog“ ist eine Puppe mit Stoffleib und angenähten Stoffarmen und Beinen. Alles ausgestopft mit Blätz! Meine erste Puppe war so eine, und ich habe sie unendlich geliebt. Damit hatte auch schon meine Mutter gespielt und dementsprechend ,lommelig‘ war sie. Vielleicht kommt auch daher der Ausdruck ,Blätzdog‘ für ein ,a bisle a lommeligs Mädle‘.“

Leser Hans Decker aus Neckartenzlingen bemerkt: „Ein ,Bletz‘ (die Schreibweise ist wahrscheinlich regional unterschiedlich) ist ein Stoffrest, mit dem man zum Beispiel eine zerrissene Hose geflickt hat. Eine ,Dog(g)‘ ist eine Puppe. Folglich ist eine ,Bletzdog(g)‘ eine Puppe, die man aus Stoffresten zusammengenäht hat. Eine Bletzdogg nannte man auch eine Frau, die sich ungeschickt angestellt hat. In diesem Zusammenhang fiel meiner Frau ein Begriff ein, den ihre Oma immer verwendet hat: ,nadoggela‘. Was nichts anderes bedeutet, als etwas schön herzurichten.“

Leserin Ursula Klay aus Neckartailfingen fügt an: „In unserem familiären Umkreis war der Blätz ein Flicken und eine Blätzdogg eine Flickenpuppe, die von der Mutter selbst genäht und ausgestopft wurde. Ein beliebtes Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk – mangels finanzieller Mittel. Außerdem heiß geliebt!“

Leser Richard Berkemer aus Ostfildern (Ruit) schreibt: „Von meiner Mutter, aufgewachsen auf der Münsinger Alb, hörte ich als Kind immer wieder den Ausspruch: ,Do muss mr sich ja blätz aa schäma!‘, was sinngemäß bedeutet: ,Da muss man sich ja gewaltig schämen.‘ Auch im früheren Ruit auf den Fildern kannte man diesen Ausspruch.“ Der Spruch des Tages kommt von Leser Willy Berner. Er bezieht sich auf unseren Beitrag „An Bolla Fleisch“: „Zwei ältere Herrschaften unterhielten sich über die schlechten Zeiten, als es wenig zu essen gab. Der eine sagte zum anderen: ,Oos isch emmr guat ganga. Bei oos hot’s jeda Dag Fleisch gea – außer werdichs (werktags)‘.“