Verkehrsminister Winfried Hermann will zusammen mit der Stadt und der Region ein Feinstabticket anbieten Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bei Feinstaub-Alarmen soll es ab Herbst ein verbilligtes VVS-Ticket geben. Ein Einzelticket könnte dann als Tagesticket gelten.

Stuttgart - Der nächste Feinstaubalarm für die Landeshauptstadt ist trotz der in den letzten Tagen hohen Luftschadstoffwerte nicht absehbar. Am Mittwoch und Donnerstag lagen die Messwerte mit 52 und 58 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft knapp über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm, die für einen Alarm festgelegten Kriterien seien aber vorab nicht prognostiziert worden. Zumindest bis Montag „sieht es nicht nach einem Alarm aus“, sagt Stadtsprecherin Jana Braun.

Bis zum 18. Februar wurde der EU-weit gültige Grenzwert an zwölf Tagen überschritten. Basis ist eine kontinuierliche Messung mit größeren Toleranzen, die später durch ein genaueres, gravimetrisches Verfahren korrigiert werden kann. Im ganzen Jahr sind 35 Tage mit Überschreitungen erlaubt, Stuttgart registrierte im Vorjahr 72. Um die Grenzwerte einzuhalten, hat die Stadt am 18. Januar ihre Bürger und Pendler erstmals dazu aufgerufen, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen und Holz-Zusatzöfen, so genannte Komfortkamine, nicht anzufeuern.

Das Land trägt die Hälfte der Kosten

Weil der Erfolg verhalten war, wollen Stadt und Land bei Alarmen ab Herbst mit einem neuen Angebot für den Umstieg nachlegen. Das bereits 2015 debattierte Feinstaub-Ticket, die rabattierte Fahrt mit Bus und Bahn, soll dann kommen. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat signalisiert, dass das Land die Hälfte des Aufwandes übernehm, die andere müssten Stadt und Region bestreiten. Dazu sind voraussichtlich mehrerer Abstimmungsrunden nötig, die OB Fritz Kuhn (Grüne) angehen will.

Nach Berechnungen des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) wäre das Angebot, ein Einzelticket als Tagesticket (unbegrenzte Fahrtenzahl an einem Tag in den jeweiligen Zonen) gelten zu lassen, die günstigere Wahl. Sie würde nach Modellrechnungen pro Tag einen Einnahmeausfall für den VVS von 60 000 Euro bedeuten. Würden Einzeltickets zum halben Preis abgegeben (Erwachsene könnten dann ein Kinderticket lösen), würde das täglich 200 000 Euro weniger in der Kasse bedeuten. Bei 50 Feinstaubtagen würde sich die Variante Einzel- gleich Tagesticket auf drei Millionen Euro summieren. Käme das Angebot erst im Herbst, würde sich der nötige Ausgleichsbedarf für den VVS verringern.

27 Prozent sagen, sie hätten ihr Verhalten geändert

Der erste Feinstaubalarm hat, das weist eine Telefonumfrage im Auftrag des Verkehrsministeriums vom 18. bis 22. Januar aus, 92 Prozent der Bevölkerung in Stuttgart und den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr erreicht. Vernommen wurde er vor allem über die klassischen Medien Radio und Fernsehen (77) und die Tageszeitung (44 Prozent), zur Überraschung des Ministeriums nur bei fünf Prozent über Social-Media-Kanäle im Internet.

Laut ihrer Selbsteinschätzung hatten 27 Prozent der Befragten ihr Mobilitätsverhalten während der Alarmtage geändert, in Stuttgart 40, im Umland 27 Prozent. ein Drittel der täglichen Autonutzer will weniger gefahren sein. Viele fühlten sich also als Umsteiger. Tatsächlich waren die Straßen aber voll.