Viele Dieselbesitzer sind vom Fahrverbot genervt. Foto: dpa

Viele Leserinnen und Leser ärgern sich über die Beschränkungen für Diesel. Andere setzen vermehrt auf das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel.

Stuttgart - Viele Stuttgarter sind seit dem 1. April vom Diesel-Fahrverbot bis einschließlich Euro 4 betroffen. Bei der Telefonaktion unserer Zeitung zur Kommunalwahl standen Unverständnis und Ablehnung im Vordergrund.

Magdalena Niethammer aus Münklingen, einem Ortsteil von Weil der Stadt, fühlt sich durch das Diesel-Fahrverbot vom Stuttgarter Kulturbetrieb abgeschnitten. „Dabei gehe ich so gerne ins Theater“, sagt die 75-Jährige, die einen 14 Jahre alten A-Klasse-Mercedes mit Euro-4-Diesel fährt. Nach der Vorstellung abends mit der S-Bahn nach Hause zu fahren, komme für sie nicht in Frage: „Das ist mir alleine zu gefährlich“.

Margarete Stochniol und ihr Mann wohnen in Stuttgart-Neugereut, nahe der Stadtgrenze. Ihr Euro-4-Diesel ist Baujahr 2001, „aber noch gut in Schuss“. Die 70-Jährige ärgert sich, weil sie damit die zwei Kilometer nach Fellbach nicht mehr fahren darf. Das Fahrverbot im gesamten Stadtgebiet sei unnötig, erst recht in den Außenbezirken, wo weniger Schadstoffe in der Luft sind. „Wir fahren nur ganz wenig, und wenn wir in die Innenstadt müssen, nehmen wir die Stadtbahn“. Ein neues Auto lohne sich deshalb nicht. Auch mit einem Gebrauchtwagen, der die Umweltauflagen erfüllt, kann sie sich nicht anfreunden.

Horst Jülich aus Leonberg hat eine Lancia-Goßraumlimousine mit Euro-4-Diesel. Er fahre nur selten mit dem Auto nach Stuttgart, sagt der 68-Jährige. Und wenn, dann nehme er dafür jetzt eben den 20 Jahre alten Benziner seiner Frau. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich der Luft damit was Gutes tue“, meint Jülich. Er hält es auch für unlogisch, dass für Euro-4-Diesel ein Fahrverbot gilt, obwohl manche Euro-5-Modelle im realen Betrieb sogar mehr Stickstoffdioxid ausstoßen würden.

Cornelius Hummel aus Stuttgart hat seit dem Fahrverbot sein Mobilitätsverhalten radikal verändern: „Wir haben unsere beiden Fahrzeuge verkauft und nicht mehr ersetzt. Wir fahren fast ausschließlich mit Bus, Bahn und dem Radangebot Call-a-bike“. Auch Thomas Bück aus Lichtenwald radelt mit dem E-Bike ins Büro. Er unterstütze zwar Maßnahmen, die dem Umweltschutz dienten, das Fahrverbot treffe aber „nicht meinen Geschmack“, sagt er. Es komme zu kurzfristig, viele Autofahrer hätten keine Alternative. „Der Schaden kommt jetzt beim Bürger an“, so Bück.

Gegen das Verbot gehen Annemarie und Dieter Franz auf die Straße, „jeden Samstag, seit Februar“, erzählen beide stolz – obwohl sie mit einem Benziner nicht betroffen sind. „Enteignung“, „Behördenwillkür“, „Übergriff“, die Schlagworte der kleiner werdenden Demos kommen ihnen flott über die Lippen. Auch die Schuldigen haben sie ausgemacht. An der ganzen Misere, glauben Franzens, trügen nur die Grünen Schuld.