In den nächsten Jahren soll die Flotte der Elektrohybridbusse in Esslingen um weitere 15 Fahrzeuge wachsen. Foto: Horst Rudel

Park-and-ride-Plätze, Radwege oder eine Nahverkehrs-App: Mit Hilfe eines neuen Maßnahmenpakets zur Luftreinhaltung sollen die Stickstoffdioxid-Werte in Esslingen gesenkt werden. Der Green City Plan Esslingen hält noch weitere Ideen bereit.

Esslingen - „Fahrverbote sind unsozial, wirtschaftsfeindlich und lösen das Problem nicht“: Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger macht keinen Hehl daraus, was er von den auch seiner Stadt drohenden Fahrverboten hält. Deshalb hat die Verwaltung, unterstützt mit 60 000 Euro aus dem „Sofortprogramm für Saubere Luft“ der Bundesregierung, nun einen Masterplan zur Verbesserung des Stadtklimas erarbeitet. Dieses „Green City Plan Esslingen“ genannte Maßnahmenpaket hat Zieger am Montag vorgestellt.

Die Erstellung eines solchen Green City Plans sei die Grundvoraussetzung dafür, um an Mittel aus den verschiedenen Fördertöpfen der Bundesregierung kommen zu können, begründet Jürgen Zieger das Vorgehen. Allerdings dürfe man sich keine Illusionen machen: Auf die Schnelle seien spürbare Verbesserungen nicht zu verwirklichen. Allein die geplante Anschaffung von 15 weiteren Elektrohybridbussen – Kostenpunkt jeweils rund eine Million Euro pro Bus – und der Ausbau des Oberleitungsnetzes werden sich fünf Jahre hinziehen. Mit Hilfe der neuen Technik sollen 63 Prozent der im Esslinger ÖPNV zurückgelegten Kilometer emissionsfrei werden. Momentan sind es nur 21 Prozent.

Eine zentrale Rolle spielt der Nahverkehr

Überhaupt spielt die Verbesserung des Nahverkehrs eine zentrale Rolle bei der angestrebten Klimaverbesserung. Beantragt hat die Stadt mittlerweile ein dynamisches Fahrgastinformationssystem: An den 35 meistfrequentierten Haltestellen in der Stadt sollen die Fahrgäste über die tatsächliche Wartezeit auf ihren Bus informiert werden. Zudem sollen sie mit Hilfe einer App in die Lage versetzt werden, frühzeitig zu schauen, wie viele Fahrgäste sich im erwarteten Bus bereits befinden. Dazu sollen sämtliche Busse mit Fahrgastzählsystemen ausgestattet werden.

Sehen Sie in unserem Video – Zehn Fakten zu Feinstaub und Stickoxiden:

Geplant sind zudem die Verlängerung der Buslinie 118 bis Nellingen, die Einführung von Tangentialbuslinien, die Schaffung weiterer Park-and-ride-Plätze sowie die Einrichtung von Busüberholschleusen. Auch die in ferner Zukunft angedachte Verlängerung der U-Bahnlinien 4, 9 und 13 bis Esslingen tauchen im Green City Plan auf.

Auch die Radinfrastruktur soll verbessert werden

Ein weiterer Schwerpunkt, um die Bürger zur Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu bringen, ist der Ausbau des Radwegenetzes. Noch in diesem Jahr soll feststehen, auf welcher Trasse der Neckartal-Radschnellweg über das Esslinger Stadtgebiet geführt wird. Zudem soll die stadtteilverbindende Radinfrastruktur verbessert und an den S-Bahn-Haltestellen und in Wohngebieten Fahrradparkhäuser gebaut werden. „Die Menschen, die mit ihren teuren Pedelecs zu den S-Bahnhöfen fahren, sollen sicher sein können, dass ihre Räder dort gut bewacht und aufgehoben sind“, erklärt der Technische Bürgermeister, Wilfried Wallbrecht.

Aussichtslos ist der Kampf gegen die Luftverschmutzung nicht. Langzeitstudien, so Wallbrecht, belegten, dass die Luft heute besser sei als noch im Jahr 1990. Das gelte auch für Esslingen. Und auch bei der Messstation in der Grabbrunnenstraße seien die Werte 2017 deutlich niedriger gewesen als noch im Jahr 2016.

Schwierigkeit mit Grenzwerten in Esslingen:

Feinstaub
Die Feinstaubbelastung an der Messstelle in der Esslinger Grabbrunnenstraße liegt deutlich unterhalb der vorgegebenen Grenzwerte.

Stickstoffdioxid
Der Grenzwert für Stickstoffdioxid liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Im Jahr 2016 wurde in Esslingen ein Durchschnittswert von 54 Mikrogramm, 2017 dann von 48 Mikrogramm gemessen. Damit muss das Regierungspräsidium Stuttgart für Esslingen einen Luftreinhalteplan erstellen. Ordnet das RP Fahrverbote an, muss die Stadt diese umsetzen.

Problematisch
Die sogenannte Hintergrundbelastung durch die im Ballungsraum Stuttgart tätige Industrie und durch den Verkehr im Neckartal liegt bei 34 Mikrogramm pro Jahr. Esslingen selbst hat nur geringe Möglichkeiten, auf den Stickstoffdioxid-Ausstoß Einfluss zu nehmen.