Düster sieht es zurzeit für Passagiere der Lufthansa aus: Sie müssen mit einem Pilotenstreik rechnen. Foto: dpa/Bodo Marks

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit droht im Tarifkonflikt bei der Lufthansa nun mit Streiks. Was bedeutet dies jetzt konkret für die Passagiere?

Nach der Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings, wo dies bereits in der vergangenen Woche beschlossen wurde, wollen nun auch die Piloten der Muttergesellschaft in den kommenden Tagen und Wochen streiken. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ein jüngstes Angebot des Lufthansa-Vorstands für die 5000 Piloten des Unternehmens zwar als „Schritt in die richtige Richtung“ anerkannt, aber es im Hinblick auf einen weiteren Inflationsausgleich und einer Verbesserung der Gehaltsstruktur zurückgewiesen. Details wurden allerdings nicht genannt.

Während das Unternehmen auf die Forderung nach einer Gehaltserhöhung um 5,5 Prozent zum 1. Juli offenbar eingegangen ist, will es sich nicht darüber hinaus festlegen. Beide Seiten haben ihre Gesprächsbereitschaft betont, sodass noch nicht ausgemacht ist, mit welcher Wucht Streikaktionen die Passagiere tatsächlich treffen könnten.

Streikbereitschaft der Piloten ist hoch

Die Streikbereitschaft der gewerkschaftlich organisierten Piloten ist allerdings hoch. In einer Urabstimmung haben sich Ende Juli 97,6 Prozent für unbefristete Aktionen ausgesprochen. Der letzte Streik der Lufthansa Piloten liegt sechs Jahre zurück.

Zudem hat Anfang August das Bodenpersonal der Lufthansa die Messlatte hoch gesetzt: Nach Streikaktionen im Juli, die an manchen Tagen mehr als 130 000 Passagiere betrafen, ging die Unternehmensführung auf die Forderungen der diese Mitarbeiter vertretenden Gewerkschaft Verdi ein. Die Gehaltserhöhungen summierten sich dort in einzelnen Lohngruppen teilweise auf mehr als 19 Prozent.

Streiks haben zurzeit eine besonders große Hebelwirkung. Nicht nur sind die Sommerferien eine Hauptreisesaison. Zudem ist die die Situation im Luftverkehr generell unter anderem wegen Personalmangels stark angespannt. Auch ohne Streiks musste die Lufthansa in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Verbindungen vor allem auf Kurz- und Mittelstrecken ausdünnen.

Auch die Langstrecke könnte es treffen

Bisher war es bei Streiks oft so, dass diese Flüge zumindest für Langstreckenpassagiere einen gewissen Puffer boten. Nicht mitstreikendes Personal konnte auf diese für die Rentabilität besonders wichtigen Flüge umgelenkt werden, sodass zumindest diese auch während Streiks vergleichsweise noch stabil liefen. Doch diese Möglichkeit ist nun eingeschränkt.

Zudem ist das Flugangebot im Vergleich zur Nachfrage zurzeit generell knapp. Umbuchungsmöglichkeiten etwa auf Lufthansa-Partner wie die US-Gesellschaft United Airlines, die auch Ziele wie die Drehkreuze Frankfurt und München anfliegt, dürften in diesem Sommer deutlich schwieriger zu erhalten sein. Und genau diese großen Drehkreuze dürften, wie bereits bei den Streikaktionen des Bodenpersonals im Fokus stehen.

Streiks erzielen wohl schnell Wirkung

Für Passagiere ist die einzige tröstliche Aussicht, dass dies und die weiterhin von beiden Seiten betonte Gesprächsbereitschaft dafür spricht, dass sich Streikaktionen sehr wahrscheinlich nicht über längere Zeit hinziehen werden.

Auch der Beginn der Aktionen könnte sich gegebenenfalls noch hinziehen. Bei Eurowings, wo der finale Streikbeschluss bereits vor knapp zwei Wochen gefallen ist, hat es bisher noch keine konkreten Aktionen gegeben.