Bei der Lufthansa soll erstmal nicht protestiert, sondern geschlichtet werden. Foto: dpa

Die Pilotenvereinigung Cockpit willigt endlich in eine Schlichtung mit der Lufthansa ein. Das ist gut so. Andernfalls würde die Belegschaft weiter gespalten und die Politik zum Vorgehen gegen die Streiks herausgefordert, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Was genau Cockpit veranlasst hat, jetzt in eine Schlichtung einzuwilligen, wird nicht nach außen getragen. Erkennbar jedoch sieht sich die Pilotenvereinigung bei allem zur Schau gestellten Selbstbewusstsein unter großem Druck – dies von mehreren Seiten: So hat es in der Gesamtbelegschaft massive Proteste gegen Cockpit gegeben, weil ihre immer neuen Streiks und die hohe Lohnforderung alle anderen Beschäftigten in Mitleidenschaft ziehen. Je mehr wirtschaftlichen Schaden die Piloten anrichten und je mehr sie für sich herausholen, desto weniger bleibt für den Rest übrig. Mit einem solchen Kurs zementiert Cockpit die Spaltung im Konzern.

Eliten koppeln sich ab

Dies ist in einer Zeit, in der die Gesellschaft auseinanderdriftet und den Eliten ohnehin der Vorwurf gemacht wird, sich von den realen Problemen abzukoppeln, besonders schwerwiegend. Womöglich hat die Populismus-Debatte das Bewusstsein der Cockpit-Mitglieder insoweit geschärft, dass sie von ihren Spitzenfunktionären mehr Konsensorientierung verlangt haben.

Der Druck ist aber auch im politischen Raum gewachsen. Dabei geht es nicht mehr um die Anwendung des Tarifeinheitsgesetzes. Die Politik hatte sich zwar davon versprochen, Streiks wie die der Piloten zu verhindern. Doch weil Cockpit in seinem Tarifbereich sehr gut organisiert ist, vermag niemand der Vereinigung den Status der größten Gewerkschaft streitig zu machen. Sie kann weitermachen wie bisher.

Zwangsschlichtung findet Befürworter

Somit hat das Gesetz im Lufthansa-Konzern mit seinen vielen Unternehmen und komplexen Verbindungen kaum befriedende Wirkung. Daher sind die Rufe nach neuen Zwangsmechanismen wieder lauter geworden. Wirtschaftsnahe Teile der Union sind längst dafür, das Arbeitskampfrecht in der Daseinsvorsorge zu ändern – etwa indem einem Streik zwingend eine Schlichtung vorgeschaltet wird. Eine solche Regulierung würde – wenn überhaupt – zwar erst in einigen Jahren umgesetzt, doch auch Cockpit müsste schon heute dämmern, der gesamten Gewerkschaftsbewegung damit schweren Schaden zuzufügen.