Bevor der Unterricht losgeht, müssen sich die Schüler testen. Foto: dpa/Christian Charisius

Auch im neuen Schuljahr bestimmt an den Schulen in Stuttgart das Coronavirus den Alltag. Schulleiter und Elternvertreter hoffen bei den älteren Schülern auf eine hohe Impfquote. An Pilotschulen werden erstmals PCR-Pooltests erprobt.

Stuttgart - Geimpft oder nicht geimpft? Das ist zum Schulbeginn nach den Sommerferien auch an Stuttgarter Schulen eine wichtige Frage. Und sie betrifft nun auch die mindestens zwölfjährigen Schüler. Andernfalls bleiben, neben den üblichen Coronaregeln, nur die Testungen. Der Gesamtelternbeirat (GEB) der Stuttgarter Schulen sieht dem neuen Schuljahr mit Sorge entgegen.

Wie hoch ist die Impfquote?

Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht bislang nur Zahlen nach Bundesländern, nicht für einzelne Stadt- und Landkreise. Für Baden-Württemberg ist der aktuelle Stand (10.9.2021, 8 Uhr): 25,7 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen sind vollständig geimpft, 32,5 Prozent mindestens einmal geimpft.

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Zu welchen Schulen kommt das mobile Impfteam?

Die Schulen in Stuttgart können selbst entscheiden, ob sie ein mobiles Impfteam anfordern möchten. Seit Juli hat es laut Stadt 19 Impfaktionen an Schulen gegeben. Hierbei seien bisher rund 1600 Impfungen verabreicht worden. Die nächsten Termine finden an folgenden Orten statt: am 18. September am Schulcampus Untertürkheim (Wirtemberg-Gymnasium/ Linden-Realschule), Lindenschulstraße 20, 9–16 Uhr; am 23. September an der beruflichen Johannes-Guttenberg-Schule, Rostocker Straße 25, 9–13 und 13.30 bis 15.30 Uhr; am 23. September an der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule, Sickstraße 165, 9–13 und 13.30–15.30 Uhr, und am 30. September an der Festhalle Feuerbach und im Impfbus in der Kärntner Straße 48, 11–20 Uhr. Geimpft wird mit den Vakzinen von Biontech und Johnson & Johnson, die Termine sind öffentlich für alle.

Kann die Stadt weitere Teams anfordern?

Wenn das Land Baden-Württemberg einen Einsatz der mobilen Impfteams des RBK über den September hinaus zusagt, will die Stadt die weiteren Planungen in enger Abstimmung mit dem RBK fortführen.

Wie das mit den Tests läuft

Das ist neu: Vom 13. September an müssen sich alle Beschäftigten in Schulen täglich testen lassen, sofern sie nicht geimpft oder genesen sind. Für Schüler sind zwei Antigentests pro Woche Pflicht, vom 27. September bis 29. Oktober sogar drei Tests pro Woche – außer, sie sind geimpft oder genesen. „Die Klassenlehrer fragen das ab“, berichtet Matthias Wasel, der Geschäftsführende Leiter der Stuttgarter Gymnasien. Bei ihm am Hölderlin-Gymnasium müssten die Schüler ihren Impfnachweis zeigen, das werde dann im Sekretariat abgeheftet, und die Klassenlehrer tragen es in einer Liste ein. „In den ersten zwei Wochen machen wir auch den Geimpften ein Testangebot“, so Wasel.

Pilotversuch mit PCR-Pooltests

Das Hölderlin-Gymnasium gehört zu den Pilotschulen, die an den PCR-Pooltests teilnehmen. Dabei werde ein Abstrich von der Mundschleimhaut genommen und jeweils eine ganze Gruppe von Schülern gemeinsam getestet. Der Vorteil sei: „Diese Tests sind sehr wirksam“, sagt Wasel, und genauer als die Antigentests. Erst wenn ein Gruppentest positiv ausfalle, müsse sich jeder Einzelne dieser Gruppe noch mal testen. Man wolle aber erst einmal erproben, wie aufwendig das Prozedere sei und wie gut die Abläufe, etwa die Push-Nachricht an die Eltern betroffener Kinder, automatisiert werden könnten, so Wasel. Doch mit diesen Tests in ausgewählten Klassen plane man erst in der zweiten Schulwoche. „Die Klasse muss erst mal ankommen.“

Luftfilter lassen noch auf sich warten

Gemäß dem Gemeinderatsbeschluss hat die Stadt zunächst 250 Luftreinigungsgeräte für schlecht belüftbare Räume bestellt. „Der Beginn der Auslieferung ist derzeit für Oktober vorgesehen und erfolgt bis Ende des Jahres“, teilt das Schulverwaltungsamt auf Anfrage mit.

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CO2-Ampeln nach Bedarf

Die Stadt als Schulträgerin hat über die Sommerpause zentral keine weiteren CO2-Ampeln bestellt. Alle Schulen hätten bereits Ende 2020 welche von der Stadt erhalten. „Zudem kann und konnte jede Schule darüber hinaus nach Bedarf weitere CO2-Ampeln bestellen und aus dem Förderprogramm des Landes zu 100 Prozent finanzieren“, erklärt hierzu das Schulverwaltungsamt. Rektor Wasel hält mehr davon, auch ohne so ein Gerät regelmäßig zu lüften. Als Erinnerung könne man ja auch das Handy entsprechend einstellen.

Was Schulleiter hoffen

Rektor Wasel wünscht sich, „dass wir endlich mal wieder Schule machen können – mit Studienfahrten, Schüleraustausch, richtigen Kooperationen, Klassenfesten. Ohne permanent um das Coronavirus zu kreisen und ohne Schere im Kopf.“ Eine große Zahl geimpfter Schüler wäre für ihn und seine Kollegen „eine große Entlastung: „Psychologisch, weil ich weiß, es sind dann keine schweren Krankheitsverläufe zu erwarten, aber auch, weil diese Schüler dann weniger infektiös sind.“ Und noch etwas ist ihm wichtig: „Dass die Schüler wieder in eine Kontinuität zurückfinden und dass wir wieder die ganz normalen pädagogischen Konflikte haben.“

Kritik vom Gesamtelternbeirat

Inzwischen gibt es zwar an einigen Schulen Impfaktionen, doch die GEB-Vorsitzende Manja Reinholdt bedauert: „Wir können leider aktuell nicht voll in die Schulimpfung einsteigen, da die mobilen Impfteams des Robert-Bosch-Krankenhauses bis Ende September quasi ausgebucht sind.“ Sie hoffe aber, dass die Stiko-Empfehlung den Eltern eine Entscheidung fürs Impfen leichter mache. Während wenige Eltern die Maßnahmen zum Schutz der Kinder grundsätzlich ablehnten, machten sich viele Sorgen wegen der drohenden Infektionen ihrer Kinder, so Reinholdt.

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Unverständnis für Präsenzpflicht

Auf Unverständnis stößt beim GEB, dass nun Präsenzpflicht bestehe und Eltern individuelle Sicherheitsbedenken nur noch über Atteste regulieren können, zumal es keine Garantie für einen milden Verlauf gebe. Auch die verhaltene Ausstattung mit Luftreinigern trage nicht dazu bei, dass sich die Eltern sicherer fühlten. Deutliche Kritik vom GEB kommt zur gelockerten Quarantäneregelung. Statt der Empfehlung des RKI zu folgen und im positiven Fall die Schüler fünf Tage in Quarantäne zu schicken und dann frei zu testen, werden die Schüler fünf Tage in Folge getestet. Sie seien dann aber weiterhin überall unterwegs, gibt Reinholdt zu bedenken.