Von Air Berlin wird die Lufthansa zunächst für sechs Jahre 38 Maschinen vom Typ Airbus A 319 und A 320 (Foto) samt Personal leasenVon Air Berlin wird die Lufthansa zunächst für sechs Jahre 38 Maschinen vom Typ Airbus 319 und 320 (Foto) samt Personal leasen Foto: airberlin

Das Bundeskartellamt hat die Übernahme von 38 Air-Berlin-Maschinen samt Personal für sechs Jahre genehmigt. Weitere 34 Maschinen des direkten Lufthansa-Konkurrenten hat bereits der Air-Berlin-Hauptaktionär Etihad übernommen. Die Flotte soll künftig von der österreichischen Airline Niki genutzt werden.

Berlin - Die Lufthansa darf rund ein Viertel der Flotte des direkten Konkurrenten Air Berlin langfristig mieten. Der Leasingvertrag über 38 Maschinen sei nach fusionsrechtlicher Prüfung ohne Auflagen freigegeben worden, erklärte das Bundeskartellamt. Die Übernahme der Flieger habe keinen Einfluss auf die Neuvergabe der Start- und Landerechte (Slots) auf Flughäfen, die bisher von Air Berlin genutzt wurden, begründete der Amtspräsident Andreas Mundt die Entscheidung. Wettbewerber wie Ryanair hatten gegen die Allianz der beiden größten deutschen Airlines dort protestiert. Die Übernahme von Flugzeugen sei aber anders zu bewerten als die Übernahme von Firmenanteilen, betont die Behörde. „Natürlich hat Lufthansa mit den neuen Flugzeugen die Möglichkeit zu expandieren“, sagte Mundt. Das reiche für eine Untersagung nicht aus.

Der Mietvertrag soll sechs Jahre laufen

Das Kartellamt hatte im Verfahren nach eigenen Angaben komplexe Sach- und Rechtsfragen zu klären. Mehrere Konkurrenten hätten sich gegen die Allianz ausgesprochen. Da die Neuvergabe der Slots von Air Berlin unabhängig von dem Mietvertrag erfolge, könne offenbleiben, ob überhaupt eine Fusion im Sinne des deutschen Kartellrechts vorliege. In Kürze können damit 38 Flieger von Air Berlin des Airbus-Typs 319 und 320 mitsamt Personal für die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian Airlines starten. Der Mietvertrag soll sechs Jahre laufen und kann verlängert werden. Die operative Verantwortung für den Flugbetrieb, die Crewplanung und Wartung sollen bei Air Berlin bleiben.

Der neue Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hat damit ein Problem weniger. Der Lufthansa-Manager, der bisher die Lufthansa-Tochter Germanwings leitete, tritt am 1. Februar sein Amt beim Konkurrenten in Berlin an. Der 57-Jährige übernimmt den Posten von Stefan Pichler, der die meisten Sanierungsziele bei Air Berlin verfehlt hat.

Bei Etihad hat man Ende 2016 die Geduld verloren

Die Staatsfluglinie Etihad aus Abu Dhabi, Großaktionär von Air Berlin, hatte deshalb Ende 2016 die Geduld verloren und auch in den eigenen Reihen eine Neuausrichtung eingeleitet. Etihad-Chef James Hogan und sein Finanzchef verlassen die Airline. Eine engere Allianz mit Lufthansa wird angestrebt. Am Mittwoch wollen beide Airlines Details ihrer Kooperation am Arabischen Golf bekannt geben, die zunächst Wartung und Bordverpflegung umfassen soll.

An den Börsen war zuletzt auch über eine Kapitalbeteiligung der Araber an Lufthansa spekuliert worden. Beide Airlines haben einen harten Sparkurs und die Streichung Tausender Stellen eingeleitet. Über Jahre hinweg galten die aggressiv expandierenden Airlines aus den Ölstaaten und europäische Platzhirsche wie die Lufthansa als erbitterte Gegner. Mit der schweren Krise von Air Berlin und deren drohendem Aus setzte aber ein Umdenken ein.

Zuletzt hatte Air Berlin fast 150 Flugzeuge am Start

Teile von Air Berlin sollen durch eine Dreiteilung der verbliebenen Flotte von zuletzt fast 150 Maschinen gerettet werden. Neben den 38 Fliegern, die Lufthansa langfristig mietet, hat Etihad bereits 34 Flugzeuge übernommen, inklusive des fast kompletten touristischen Geschäfts. Die Araber wollen diese Flotte an den neuen Ferienflieger Niki in Wien übergeben.

Die bisherige Tochter der Fluggesellschaft Air Berlin , die einst vom Rennfahrer Niki Lauda gegründet wurde, soll künftig ein Gemeinschaftsunternehmen von Etihad und dem Tourismusriesen Tui werden. Der Starttermin ist offen und könnte sich verschieben. Auch gegen diese Allianz protestieren Wettbewerber wie Ryanair. Bislang gebe es jedoch keine förmlichen Beschwerden, teilte ein Sprecher des Kartellamts mit.