Passagiere sollen sich künftig besser auf ihre Flüge verlassen können.  Foto: dpa

Die Südwest-Wirtschaft begrüßt das Ergebnis des Luftfahrt-Gipfels. Verbraucherschützer fordern nun Tempo. In Stuttgart gibt es mit der Bundespolizei schon gemeinsame Pläne, wie die Personenkontrollen beschleunigt werden können.

Stuttgart - Nach einem Chaos-Sommer für viele Fluggäste haben sich Vertreter von Bund, Ländern und der Luftverkehrswirtschaft am Freitag in Hamburg auf 25 Maßnahmen verständigt, um Missstände im Luftverkehr beseitigen. Für die international stark vernetzte und exportorientierte Wirtschaft in der Region „ist jede Initiative für weniger Verspätungen und Flugausfälle im Luftverkehr – wie der Luftfahrtgipfel heute in Hamburg – zu begrüßen“, sagt Bernd Engelhardt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart. Für die Unternehmen seien zuverlässige Flugverbindungen von und nach Stuttgart sehr wichtig. „Auch in Zeiten der digitalisierten Kommunikation sind persönliche Gespräche mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden rund um den Globus für den Geschäftserfolg unerlässlich.“

Die in Hamburg beschlossenen Maßnahmen sehen unter anderem vor, mehr Fluglotsen auszubilden, sie von Sonderaufgaben zu entlasten und flexibler einzusetzen. Am stark belasteten Frankfurter Flughafen sollen zehn neue Kontrollpunkte eingerichtet werden, an anderen Flughäfen sollen zusätzliche Flächen für Security-Checks bereitgestellt werden. Nicht nur die Flughäfen, auch Flugsicherung, Airlines, Bund und Länder sollen zur Verbesserung beitragen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte, sein Unternehmen werde zusätzliche Flugzeuge und Crews an den großen deutschen Flughäfen bereitstellen und 600 zusätzliche Stellen für die Verbesserung der Qualität schaffen.

Verbesserung von Sicherheitskontrollen

Ein weiteres Ziel der Vereinbarungen ist die Verbesserung von Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Dazu sollen sie etwa mehr Sicherheitspersonal anstellen und mehr Platz für die Sicherheitskontrollen schaffen. Während ersteres kurzfristig umsetzbar sei, erfordere die Vergrößerung des Sicherheitsbereichs bauliche Maßnahmen, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Das sei nicht einfach umsetzbar. In der Landeshauptstadt ist man da schon einen Schritt weiter. „In Stuttgart gibt es gemeinsame Planungen mit der Bundespolizei, wo wir zusätzliche Flächen einrichten können“, sagt eine Sprecherin des Flughafens. Bislang ist die Bundespolizei für die Personenkontrollen zuständig, die private Dienstleister beauftragt. In Stuttgart können Passagiere zudem die Wartezeiten verkürzen: Bildschirme zeigen an, wie lange es bei Sicherheitskontrollen dauert. Weil die Terminalgebäude verbunden sind, können sie immer dorthin gehen, wo der Andrang am geringsten ist. Auch die Koordination in der Luft soll verbessert werden. Bund und Land wollen dafür sorgen, dass mehr Fluglotsen ausgebildet und von Sonderaufgaben befreit werden – eine Maßnahme, die zwar positiv, aber nicht kurzfristig umsetzbar sei, sagt Buttler.

Flugpläne entzerren

Zudem sollen die Airlines ihre Flugpläne entzerren und mehr Flugzeuge bereitstellen. Buttler kritisiert dies, da die Slots der Flughäfen ohnehin sehr eng getaktet seien. Statt mehr Flugzeugen plädiert er für größere Flieger, die mehr Passagiere transportieren können. Am Himmel sollen die Flugzeuge zudem besser koordiniert und in „Autobahnen der Lüfte gelenkt“ werden, wie es in der Abschlusserklärung des Gipfels heißt. Um für Entlastung im Luftraum zu sorgen, sollen niedrigere Flughöhen erlaubt werden. Dies könne jedoch aus Sicht von Verbraucherschützern zu einer höheren Lärmbelästigung am Boden führen. Das Ergebnis des Gipfels „wird sicherlich zu Verbesserungen führen“, erklärt die Flughafen-Sprecherin in Stuttgart.

Gipfel soll fortgesetzt werden

Noch bevor im nächsten Jahr der Sommerflugplan in Kraft tritt, soll der Gipfel fortgesetzt werden: Eine erneute Runde soll in ähnlicher Besetzung tagen und eine Zwischenbilanz ziehen. „Am Himmel wird es eng, und das spüren wir“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach dem Gipfel. Er werde auch auf europäischer Ebene das Thema stärker nach vorn bringen, um auf dem Weg zu einem einheitlichen europäischen Luftraum voranzukommen.