Der französische Erfinder Franky Zapata hat die Gäste der Pariser Militärparade zum französischen Nationalfeiertag mit einer spektakulären Vorführung auf einem Flugbrett in Atem gehalten. Wir erklären, wie sein Flyboard Air funktioniert und woher die Idee stammt.
Paris/Stuttgart - Ein Pilot auf einem fliegenden Surfbrett war die Attraktion bei der traditionellen Militärparade zum 14. Juli in Paris. Der Jetski-Rennfahrer, Armee-Reservist und Erfinder Franky Zapata (39) flog mit einem Flyboard Air und einem Sturmgewehr in der Hand am Sonntag über die Champs-Élysées und den Place de la Concorde im Herzen der französischen Hauptstadt. In Frankreich nennt man Zapata nur „den Mann, der fliegt“.
Das Flugbrett wird durch vier Düsentriebwerke mit jeweils 250 PS Leistung unter der Standplattform in der Luft gehalten und angetrieben. Zwei kleinere Stabilisierungsdüsen und eine komplizierte Elektronik mit zahlreichen Sensoren balancieren das Board aus, das über eine Fernbedienung gesteuert wird. Den Treibstoff trägt der Pilot in einem Rucksack.
Mit 190 km/h durch die Lüfte
Das Flyboard Air fliegt bis zu 190 Kilometer pro Stunde, erreicht eine Höhe von 150 Metern und kann eine Nutzlast von 100 Kilogramm nebst Piloten bis zu vier Kilometer weit tragen. Dabei kann es bis zu zehn Minuten in der Luft bleiben und hat eine Reichweite von vier Kilometern, bevor die Gasturbinen den Kerosinvorrat aufgebraucht haben. Die Schuhe des Piloten sind wie Skistiefel auf dem Brett festgeschnallt.
Am 30. April 2016 flog der Franzose mit einem Flyboard Air 2252 Meter weit über Wasser und stellte einen neuen Weltrekord im „Guinnessbuch der Rekorde“ auf auf. Sein erstes Flyboard baute das in Marseille gegründete Unternehmen Zapata Racing 2011 für den Wassersport. Es ermöglicht neun Meter hohe Schwebeflüge und wird durch den Rückstoß eines Wasserstrahls angetrieben. Die Antriebsenergie für das 40 Kilo schwere Gerät kommt aus dem Wasserstrahlantrieb eines Jet-Ski. Das Druckwasser wird durch einen Schlauch zugeleitet.
Mit Flyboard Air über den Ärmelkanal
Ab 2016 begann die Zapata mit der Entwicklung des Flyboard Air. Der 39-Jährige plant eine Vermarktung für Einsätze etwa im Rettungswesen oder in der Industrie. Am 25. Juli will er mit seinem Flugbrett den Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien überqueren. Das Flyboard Air soll dafür während des Flugs erstmals in der Luft betankt werden.
Franky Zapata zufolge arbeitet seine Firma zudem an einer Weiterentwicklung des Flugbretts, das mehr als 200 Stundenkilometer schnell sein und 30 Minuten in der Luft bleiben soll. Die maximale Flughöhe könnte dann bis zu 3000 Metern betragen.
Armee zeigt Interesse an Zapatas Erfindung
Zapatas Erfindung weckt schon seit Längerem das Interesse der Militärs. Sein Flyboard Air entwickelte er mit Unterstützung der französischen Armee. Verteidigungsministerin Florence Parly hat bereits konkrete Einsatzpläne im Kopf. So könnte es „fliegende Logistik- oder Angriffs-Plattform“ zum Einsatz kommen.
Im November 2018 trat der Erfinder mit einem Flyboard Air bei einer vom französischen Verteidigungsministerium organisierten Konferenz in Paris auf, bei der es um Innovationen im Militärbereich ging. Dabei diente das Flyboard Air als fliegende Plattform für einen Scharfschützen, der den Vorstoß von Kommandoeinheiten absicherte, die bei der Übung von Booten auf der Seine aus vordrangen.
Geschichte des Jet-Pack
Zapatas Erfindung ist eine Weiterentwicklung des Raketenrucksacks (englisch: Jet-Pack) aus den frühen 50er Jahren. Vorläufer war ein umschnallbares Raketentriebwerk namens „Himmelstürmer“, an dem die deutsche Wehrmacht Ende des Zweiten Weltkriegs gearbeitet hatte. Angeblich soll ein Prototyp den US-Streitkräften nach Kriegsende im Jahr 1945 in die Hände gefallen sein.
1949 entwickelte der amerikanische Erfinder Thomas Moore mit Unterstützung durch den deutschen Raketenbauer Wernher von Braun einen Raketenrucksack. 1958 testete Moore seinen „Rocket Belt“ erfolgreich. Drei Jahre später flog Testpilot Harold Graham damit erstmals vor einem öffentlichen Publikum 30 Meter weit.
In der Raumfahrt werden Raketenrucksäcke verwendet, um Astronauten längere Aufenthalte außerhalb von Raumstationen und Raumschiffen zu ermöglichen, um etwa Reparaturarbeiten durchzuführen.
Raketenrucksack im Film
Jet-Pack: Auf der Leinwand taucht der Ein-Mann-Raketenantrieb erstmals 1949 in dem amerikanischen Spielfilm „King of the Rocket Men“ auf.
Populär wird der Raketenrucksack 1965 durch den James-Bond-Streifen „Thunderball“. 007-Darsteller Sean Connery nutzt einen Jet-Pack der US-Firma Bell Textron, der für das US-Militär entwickelt worden war. Das Modell erzeugt mittels Wasserstoffperoxid und Stickstoffgas heiße Dämpfe. Der Rückstoß reicht aus, um einen Menschen 20 Sekunden in der Luft zu halten.
1984 düst Bond-Double Bill Suitor damit bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spielen von Los Angeles ins Stadion.
Flyboard: 1989 fliegt Filmheld Marty McFly in der Science-Fiction-Komödie „Zurück in die Zukunft II“ auf einem Hoverboard – einem schwebenden Skateboard – durch die Lüfte.
Rocket Man: 1991 bringt der Disney-Konzern den Fantasy-Streifen „The Rocketeer“ in die Kinos, in dem der Filmheld die USA mit einem Raketenrucksack vor den Nazis rettet. Auch „Iron Man“ alias Tony Stark nutzt in den Marvel-Fantasy-Filmen einen integrierten Raketenrucksack als Antrieb.