Air Berlin reduziert sein Angebot an touristischen Flügen ganz erheblich. Foto: AP

Air Berlin gibt ab dem Sommerflugplan die Mallorca-Flüge auf und damit ein Geschäft, mit dem die Airline einst groß wurde und das besonders gut läuft. Der Großteil des bisherigen Touristikgeschäfts geht an den neuen Ferienflieger, den Etihad und der größte Reiseveranstalter Tui derzeit schmieden.

Berlin - Air Berlin gibt ab dem Sommerflugplan die Mallorca-Flüge auf und damit ein Geschäft, mit dem die Airline einst groß wurde und das besonders gut läuft. Auch von Stuttgart aus werden dann keine Flieger mehr nach Palma de Mallorca fliegen. Der Großteil des bisherigen Touristikgeschäfts geht mitsamt der einst vom Rennfahrer Niki Lauda gegründeten Tochter Niki an den neuen Ferienflieger, den der arabische Großaktionär Etihad und der größte Reiseveranstalter Tui derzeit schmieden. Der aktuelle Flugplan behalte aber seine Gültigkeit. Das teilte Air Berlin PLC nach einem Treffen der Führungsspitze am Firmensitz in London mit.

Schrumpfkurs der zweitgrößten deutschen Airline setzt sich fort

Damit setzt sich der Schrumpfkurs der verlustreichen zweitgrößten deutsche Airline fort, die mehr als 900 Millionen Euro Schulden belasten, die 1200 Entlassungen angekündigt hat und nur aufgrund wiederholter Finanzhilfen aus Abu Dhabi weiterfliegen kann. Für den Verkauf von Niki und der Ferienflüge mitsamt 35 Maschinen erhält Air Berlin laut einer Börsen-Pflichtmitteilung 300 Millionen Euro von Etihad. Das werde „einen positiven Effekt auf das Finanzergebnis haben“, heißt es darin. Die Wettbewerbsbehörden haben den Handel aber noch nicht genehmigt.

Ein Sprecher von Air Berlin bestätigte auf Anfrage, dass mit Ende des Winterflugplans die letzten Mallorca-Flüge stattfinden. Auch die dortige Basis, die bisher ein wichtiges Drehkreuz von Air Berlin war, soll vom neuen Ferienflieger von Tui und Etihad übernommen werden. Mit den Mallorca-Flügen startete der frühere Chef von Air Berlin, Joachim Hunold, einst den Siegeszug der Airline. Er scheiterte später aber nach mehreren Übernahmen und einem starken Flottenausbau an einer zu ehrgeizigen Expansion und einem zu wenig fokussierten Geschäftsmodell. Auch die Flüge auf die Kanaren und ins übrige Spanien, in die Türkei und nach Nordafrika wird Air Berlin abgeben. Nur das Italien-Programm und die Langstreckenflüge in die USA und in die Karibik bleiben vom touristischen Angebot übrig. Damit setzt dem Vernehmen nach der arabische Großaktionär und Geldgeber seine Interessen maßgeblich durch. Air Berlin übergibt auch alle A-321-Flieger an Niki und übernimmt von dort deren A-319/320-Flugzeuge.

A-321-Flieger gehen an Niki

Air Berlin wird sich damit künftig auf Geschäftsflüge in Deutschland, Nord- und Osteuropa sowie Zubringerflüge für das Etihad-Netzwerk und deren Basis in Abu Dhabi konzentrieren. Die Araber haben in Europa bereits zahlreiche Beteiligungen an Airlines erworben, um mit von deren Abflugrechten zu profitieren. Der Start des neuen Ferienfliegers von Etihad und Tui, der auch Niki heißen könnte und in Wien sitzen soll, ist noch offen. Je ein Viertel sollen die beiden Konzerne halten, die knappe Mehrheit eine Stiftung.

Gewerkschaften protestierten gegen den Ausverkauf nach Österreich

Die Tui will dort das Geschäft ihres Ferienfliegers Tuifly einbringen, was auch am Sitz in Hannover zunächst heftige Proteste auslöste. In der Folge fielen zahlreiche Flüge von Air Berlin und Tuifly aus, weil Mitarbeiter sich krank meldeten. Bei Niki liegen die Gehälter aus historischen Gründen um mehr als 20 Prozent niedriger. Auch die Gewerkschaften protestierten deshalb gegen einen „Ausverkauf“ nach Österreich.

Air Berlin kämpft seit Jahren ums Überleben, zahlreiche Sanierungsversuche blieben ohne Erfolg. Unter dem früheren Bahnchef Hartmut Mehdorn wurde die Allianz mit Etihad geschmiedet, aber auch ihm gelang die Wende nicht. Im dritten Quartal flog Air Berlin einen Verlust von 46 Millionen Euro ein und lag damit mehr als 100 Millionen Euro unter dem noch positiven Ergebnis im Vorjahreszeitraum. Die Verluste summierten sich in den ersten neun Monaten auf 317 Millionen Euro bei 927 Millionen Euro Schulden und einer Eigenkapitallücke von 987 Millionen Euro.Für Air-Berlin-Chef Stefan Pichler ist der Verkauf von Niki und des Großteils des Touristikgeschäfts „ein wichtiger Meilenstein“ im Ende September beschlossenen Sanierungsplan. Demnach wird Air Berlin auf eine Airline mit einer nur noch halb so großen Flotte von 75 Fliegern und zwei Drehkreuzen in Berlin und Düsseldorf schrumpfen. 40 Maschinen werden der Lufthansa-Tochter Eurowings überlassen, die fast alle Flieger im Leasing von Air Berlin weiter betreiben lässt.