Die historische Liegehalle am alten Standort an der Marbacher Straße während einer Begehung mit Stadträten im Dezember 2017. Foto: factum//Simon Granville

2017 gab es eine Rettungsaktion für das Jugendstilgebäude im Ludwigsburger Stadtteil Hoheneck. Eine gute Idee, nur leider ist sie noch immer nicht umgesetzt worden.

Ludwigsburg - Liegehallen gehörten vor mehr als 100 Jahren zur Kur wie Heilwasser und Inhalation. Doch in der Nachkriegszeit verloren sie an Bedeutung. So war auch der Holzpavillon am Hohenecker Heilbad in Vergessenheit geraten – bis ihn die Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) 2017 abreißen wollte. Im Stadtteil gründete sich eine Initiative zur Rettung des Jugendstilgebäudes. Der Plan: Die Liegehalle bekommt eine neue Aufgabe, sie wird Umkleide für Neckarschwimmer und Triathleten. Darum wird sie fachmännisch ab- und am Neckarstrand wieder aufgebaut. Das Einzige, was seither aber wirklich geschehen ist: Sie wurde ab-, aber nicht wieder aufgebaut.

„Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir die Halle in diesem Sommer aufstellen können“, meint der Architekt und FW-Stadtrat Jochen Zeltwanger aus Hoheneck heute. Auch die Initiative, der neben Zeltwanger auch Klaus Hoffmann angehörte, hatte die Liegehalle etwas aus den Augen verloren, nachdem es Anfang 2018 so aussah, als sei alles in bester Ordnung: Der Schwimmverein wollte den 1911 im Stil einer Gartenlaube errichteten Pavillon auf seinem Gelände aufstellen, freiwillige Helfer, die mit anpacken wollten, standen bereit, und die WBL steuerte sogar noch 15 000 Euro für den Umzug bei.

Zu viel Wasser am Neckarufer

Doch dann kam Sand ins Getriebe – oder eher Wasser. Allerdings eher imaginiertes Wasser. Der Gewässer- und Hochwasserschutz im Ludwigsburger Landratsamt erhob Einspruch. So wie am alten Platz, wo sie auf einer kleinen Anhöhe stand (hinter dem ehemaligen Hotel in der Marbacher Straße), könne man die Liegehalle am neuen Ort nicht aufstellen. Denn im Falle eines Hochwassers werde sie vermutlich überspült. Das zwar nicht denkmalgeschützte, aber von vielen Ludwigsburgern für erhaltenswert erachtete Gebäude müsse so hoch stehen, dass es auch im Falle eines Jahrhunderthochwassers nicht vom Neckar überflutet werden kann.

Diese Bedenken seien erst spät aufgekommen, sagt Architekt Zeltwanger und meint:  „Das sind doch alles relativ theoretische Ansätze.“ Mag sein, aber alle Einwände nützten nichts, die Mitarbeiter der Kreisbehörde verweigerten die Genehmigung. Und die Stadt Ludwigsburg wiederum teilte mit: Ohne die Erlaubnis des Landratsamts geht nichts. Wir können uns nicht darüber hinwegsetzen. Also musste die in ihre Einzelstücke zerlegte Halle erst einmal zwischengelagert werden – auf dem Gelände des Holzbaubetriebs von Lars Skalicky in Oßweil.

Weitere Auflagen für den Architekten

Dort blockiert der Holzstapel seit 2018 eine Fläche von 50 Quadratmetern und der Schwimmverein sorgt sich mittlerweile, wie er das Geld für die Lagerkosten aufbringen soll. „Wir hoffen, dass uns die Stadt noch einmal unterstützen wird“, sagt Matthias Nagel, der stellvertretende Vorsitzende. Erste Gespräche in der Sache mit Rathausmitarbeitern hätten ihm jedenfalls Hoffnung gemacht.

„Der Architekt hat eine Liste von uns bekommen, er muss noch ein paar Dokumente vorlegen“, sagt Landratsamts-Sprecherin Caren Sprinkart. Sobald alles vorliege, stehe einer Genehmigung wohl nichts mehr im Wege. Auch von Seiten der Stadt Ludwigsburg sei nicht mit Einwänden zu rechnen, versichert Rathaussprecherin Susanne Jenne.

Aufbau in diesem Frühjahr?

Letztlich gehe es auch darum, dass der Wiederaufbau des historischen Pavillons nicht durch zusätzliche Auflagen unnötig verteuert werde, sagt Zeltwanger. Mit Jahresbeginn habe die Debatte um die Liegehalle neuen Schwung bekommen, sagt er und beruft sich auf „ein gutes Gespräch mit den Verantwortlichen im Landratsamt“. Falls er also demnächst eine Genehmigung erhalte, werde die Halle im Frühjahr endlich wirklich aufgebaut.