Sein Amt als VfB-Präsident sah Dietmar Allgaier bisher als Übergangslösung – jetzt hat sich seine Meinung geändert. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier will sich im März 2025 auf das Amt des VfB-Präsidenten bewerben – bisher hatte er das ausgeschlossen. Er versichert nun: Sein Job als Landrat hat Priorität. Was sagen die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag zu der Doppelbelastung?

Keine acht Wochen sind vergangen, seitdem der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier in einem Interview mit unserer Zeitung sagte, dass er sich beim VfB in der „Rolle des Brückenbauers in die Zukunft“ sehe. Interimsmäßig hat der CDU-Kommunalpolitiker im August das Amt des Präsidenten übernommen – bislang aber vehement eine weitere Kandidatur ausgeschlossen. „Es ist einfach nicht möglich, den Job eines Landrats dauerhaft mit dem Ehrenamt als VfB-Präsident zu vereinen“, sagte er Anfang Oktober. Schon allein des Zeitaufwandes wegen.

 

Präsidenten-Team des VfB wird aufgestockt

Jetzt die Kehrtwende. Allgaier bestätigt: Er wird sich beim Wahlausschuss als Präsidentschaftskandidat bewerben. Er habe stets betont, dass sein Hauptamt und das Ehrenamt „in dieser Form“ nicht vereinbar seien, betont der Kreischef. Die Belastung durch das operative Tagesgeschäft sei zu groß. Doch die vom Verein geplanten strukturellen Veränderungen ließen Allgaier umdenken: Das Präsidenten-Team soll mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer verstärkt werden. Dieser würde sich um besagtes Tagesgeschäft kümmern, Allgaier oblägen repräsentative Aufgaben und die strukturellen Weiterentwicklung des Vereins.

Der 58-Jährige ist nun überzeugt, dass beide Ämter vereinbar wären. Vor allem mit einer klaren Priorisierung. „Mein Job als Landrat wird immer Vorrang haben“, versichert Allgaier. So werde er beispielsweise auch am 27. November nicht beim Champions League Spiel der Roten in Belgrad dabei sein, weil da das Preisgericht zum neuen Katastrophenschutzzentrum tage. Auch das Spiel gegen Regensburg im DFB-Pokal am 3. Dezember wird ohne den Präsidenten angepfiffen werden.

Doppelbelastung gehe zu Lasten seiner Freizeit

Sollte Allgaier am 22. März gewählt werden, gehe dies vor allem zu Lasten seiner Freizeit, versichert der Landrat. „Ich glaube, dass ein Ausgleich, der einen innerlich ausfüllt, sich auch positiv auf das Hauptamt auswirkt.“ Wobei sich der 58-Jährige bewusst ist, dass er kritisch beäugt werden wird – „und das ist auch gut so.“

Was meinen die bereits informierten Fraktionsvorsitzenden im Kreistag? „Ich finde das hervorragend, dass er das macht“, sagt Klaus Herrmann, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. Die zwei Aufgaben seien machbar, wenn man sich entsprechend organisiere – das traue er Dietmar Allgaier absolut zu. Beispiele von Politikern, die mehrere Ämter innehalten, gebe es viele. Jürgen Kessler (SPD), selbst Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen, kann nachvollziehen, „dass er Freude und Erfüllung an dem Amt findet“. Er sei sich sicher, dass die Entscheidung im Kreistag kontrovers diskutiert werde, „aber es ist eine persönliche Entscheidung“.

Kreisräte haben Verständnis

Die Kreisräte scheinen Verständnis zu haben – solange das Amt des Landrats nicht zu kurz kommt. Aufgrund Dietmar Allgaiers bisheriger Stellungnahme, nur interimsmäßig VfB-Präsident zu sein, sind einige Kreisräte dennoch überrascht. „Das hat er auf Nachfrage vehement so gesagt, deshalb finde ich das jetzt erstaunlich“, sagt Viola Noack von der FDP. Da Dietmar Allgaier ein pflichtbewusster Landrat sei, gehe sie aber davon aus, dass er seine Aufgabe auch weiterhin gut machen werde.

Nadja Schmidt (LuV) sieht die enormen derzeitigen Herausforderungen im Kreis, unter anderem die angespannte Haushaltslage, „wir können uns nicht ganz vorstellen, wie er das hinkriegt, aber es ist seine Privatsache“. Bislang gebe es keine Anzeichen, dass sein Job als Landrat darunter leiden würde – man schätze den Landrat und sei froh, dass er sein Amt nicht vor dem Jahr 2028 niederlege.