Park oder Parkplatz: der Arsenalplatz in Ludwigsburg soll autofrei werden. Oder doch nicht? Foto: factum/Granville

Der Arsenalplatz soll autofrei, die chaotische Verkehrsführung am Schillerplatz verändert, die Myliusstraße teilweise für Autos gesperrt werden – die Ludwigsburger City steht vor einer gewaltigen Veränderung. Doch das Vorhaben ist umstritten.

Ludwigsburg - Es ist ein Vorhaben, das die Ludwigsburger Innenstadt drastisch verändern würde. Vielleicht nur vergleichbar mit der Umgestaltung des Marktplatzes. Als dieser in den 1990er Jahren von Autostellplätzen befreit und zu einer freien Fläche zum Flanieren wurde, war dies heftig umstritten. Das Projekt, um das jetzt gerungen wird, dürfte indes weitreichendere Folgen haben. Nicht nur die Verkehrsführung am Schillerplatz soll verändert werden – mit dem Ziel, dass dort mehr Platz für Fußgänger entsteht. Auch die vom Bahnhof in die City führende Myliusstraße soll teilweise für Autos gesperrt werden. Die größten Auswirkungen hätte die Umgestaltung des zentralen Arsenalplatzes. Aus der grauen Fläche mit 140 Autostellplätzen soll ein grüner Park werden.

Mit diesen Vorschlägen ging die Stadtverwaltung kürzlich in eine Sitzung des Bauausschusses, und in der Sitzung zeigte sich eindrücklich, wie weit die Positionen der Fraktionen auseinanderliegen. „Wir haben ganz unterschiedliche Signale erhalten“, sagt der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. „Und die schwierige Aufgabe, die verschiedenen Haltungen zusammenzugießen und eine gute Lösung zu entwickeln.“

Die Grünen wollen mehr Grün, die Freien Wähler beste Bedingungen für Autofahrer

Der Konflikt ist so alt wie grundsätzlich. Auf der einen Seite stehen die Freien Wähler, die betonen, wie wichtig die vielen Fahrspuren am Schiller- und die vielen Parkplätze am Arsenalplatz seien. Sie können darauf verweisen, dass der Wegfall von Parkraum stets zu Protesten führt. Auf der anderen Seite sind die Grünen, die auf mehr Aufenthaltsqualität, mehr Grün pochen. Auch sie können sich des Rückhalts der Bürger sicher sein, denn ein kleiner Park inmitten der City wäre populär.

Zwischen den Polen liegen die anderen Fraktionen. So gibt es in der CDU durchaus Sympathien für den autofreien Arsenalplatz. Aber anders als die Grünen verlangen sie, dass als Kompensation im Umfeld eine weitere Tiefgarage gebaut wird. Das ist nah an der Linie der Stadt: „Auch ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die Parkplätze ersatzlos streichen“, sagt Ilk.

Der Innenstadtverein Luis hat am Mittwoch mit einer zwölf Seiten langen Stellungnahme zusätzlichen Schwung in die Debatte gebracht. Die Einzelhändler loben darin das Bemühen um die Stadtbahn, um bessere Bedingungen für Radler oder Fußgänger, und sie sind offen für Veränderungen. Aber der größte Stellenwert wird dem Auto eingeräumt. Das Auto sei das wichtigste Verkehrsmittel für Besucher, heißt es in dem Papier. Die City müsse für „Kunden mit einem großen Einkaufskorb namens Kofferraum“ bestmöglich erreichbar sein, es brauche nicht weniger, sondern mehr Parkplätze. „Keine autofreie Innenstadt!“ steht in großen Lettern über einem Absatz.

Eine autofreie Innenstadt will niemand

Die jedoch will niemand. Auch der Schillerplatz soll nicht autofrei werden, der Verkehr dort nur anders fließen. Heute wird der Platz auf allen Seiten von mehrspurigen Straßen eingeschnürt, was ihn für Fußgänger zur nervenden Hürde macht. Ein von der Verwaltung beauftragtes Gutachten hat ergeben, dass es möglich wäre, zumindest die lange Diagonale vor der Kreissparkasse für Busse zu reservieren und für Individualverkehr zu sperren.

Schmilzt der Straßenraum, böte dies die Gelegenheit, alte Pläne der KSK zu reaktivieren. Diese hatte einst Ideen zur Umgestaltung der Fläche vor den Bankgebäuden vorgestellt. Das Areal könnte teilweise überbaut und mit Ladenpassagen und gastronomischen Angeboten angereichert werden. „Wir sind weiter offen dafür“, sagt der Vorstandsvorsitzende Heinz-Werner Schulte. Das gilt auch für Ilk: „Für uns ist alles interessant, was die Attraktivität erhöht“, sagt der Bürgermeister.

In einigen Wochen soll die Innenstadtentwicklung erneut auf die Tagesordnung gehoben werden, bis dahin werden die Verkehrs-Untersuchungen weiter vertieft. Sollte der Ausschuss zumindest eine grobe Linie finden, würde im Herbst ein Ideenwettbewerb zur Umgestaltung ausgeschrieben. Was den zentralen Baustein angeht, scheint sich Ilk bereits festgelegt zu haben: „Es ist schon schade, dass ein derart schönes Fleckchen wie der Arsenalplatz momentan mit Autos vollgestellt ist.“