Die Hochschulhalle ist nicht mehr nur „bis auf weiteres gesperrt“, sondern wird nie wieder geöffnet. Für angehende Sportlehrer ist das ein massives Problem. Foto: factum/Archiv

Die einsturzgefährdete Sport- und Schwimmhalle an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg muss abgerissen werden. Die angehenden Sportlehrer brauchen dringend Ersatz.

Ludwigsburg - Auf die Hiobsbotschaft folgt die Hiobsbotschaft: Die Sport- und Schwimmhalle an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Ludwigsburg bleibt geschlossen – und wird nie wieder geöffnet. Der zuständige Landesbetrieb Vermögen und Bau hat am Dienstag mitgeteilt, dass bei der Überprüfung der Träger und des Daches an dem maroden Gebäude weitere Probleme aufgetaucht seien. „Es sieht leider nicht gut aus“, sagt Corinna Bosch, die Leiterin von Vermögen und Bau in Ludwigsburg. „Wir fürchten, dass die Halle nicht mehr in dieser Form in Betrieb gehen kann und jetzt schon in Teilen abgerissen werden muss.“

Schon Ende 2017 hatten Experten festgestellt, dass die Träger des Gebäudes, das drei Sporthallen sowie ein Schwimmbecken umfasst, stellenweise verrostet sind. Daraufhin wurde es sofort geschlossen, provisorisch abgestützt und danach teilweise wieder geöffnet – um dann vor fünf Wochen erneut komplett gesperrt zu werden. Inzwischen ist bekannt, dass auch die Deckenplatten des Flachdachs nicht mehr sicher sind und abstürzen könnten. „Wir müssen ausschließen, das jemand zu Schaden kommt“, sagt Bosch. „Die Sicherheit der Nutzer geht vor.“

Lehrer aus dem ganzen Land sind auf die Halle angewiesen

Die Folgen sind schon jetzt gravierend, könnten aber noch viel gravierender werden. In der Halle wurden angehende Sportlehrer für den Unterricht ausgebildet, hier legten die Studierenden der Pädagogischen Hochschule ihre Prüfungen ab. Speziell das Schwimmbecken wurde zudem für Fortbildungen von Lehrern aus dem ganzen Land genutzt. Wenn dies nicht mehr möglich sei, „droht in der Folge der Schwimmunterricht in den Schulen auszufallen“, sagt Edwin Gahai, der Leiter des Landesinstituts für Schulsport, Schulkunst und Schulmusik. Zwar wurde bereits vor einigen Monaten entschieden, dass auf dem Hochschul-Areal in Ludwigsburg eine neue Halle gebaut wird, aber diese wird frühestens Ende 2022 fertig sein. Die PH und das Institut suchen daher zurzeit händeringend nach Ausweichsportstätten.

„Die dauerhafte Schließung der Halle vor der Erstellung des Neubaus ist äußerst problematisch“, sagt der Hochschul-Rektor Martin Fix. Bislang ist es gelungen, zu improvisieren. Seminare wurden in die Aula der PH, ins Campusbad in der Stadtmitte, zum MTV Ludwigsburg, in Schulsporthallen oder sogar in die Nachbarstadt Freiberg verlagert. Für das laufende Semester sei alles Erdenkliche getan worden, um einen „eingeschränkten Lehr- und Prüfungsbetrieb für die Sportstudierenden in Ersatzsportstätten der Region möglich zu machen“, so Fix. Doch nun müsse man auch für die kommenden Semester Lösungen finden, „um das Studium im Fach Sport aufrechterhalten zu können“. Doch dies gestalte sich extrem schwierig.

Der Neubau wird teuer – und erst in vier Jahren fertig sein

So ganz haben die Verantwortlichen die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung der alten Halle offenbar noch nicht aufgegeben. In der Mitteilung von Freitag, die vom Amt für Vermögen und Bau, dem Schulsportinstitut und der Hochschule verschickt wurde, wird über mögliche Szenarien spekuliert. Denkbar sei, heißt es, das marode Dach abzureißen und durch ein Notdach zu ersetzen. Eine andere Variante sei, Traglufthallen, also aufblasbare luftdichte Hüllen, über das Schwimmbecken zu spannen. Sicher ist indes nur: „Es muss eine kurzfristige Lösung für das nächste Semester und Fortbildungsjahr gefunden werden – sowie eine mittelfristige bis zur Fertigstellung der neuen Halle.“

Die alte Halle stammt aus den 1960er Jahren. Der Rost an den Trägern und am Dach rührt daher, dass über die Jahre Wasser in die Konstruktion eingedrungen ist. Die neue Halle soll auf einer noch freien Fläche neben dem Sportplatz auf dem Hochschulgelände entstehen. Bezahlt wird das Vorhaben vom Land. Nach ersten groben Schätzungen werden 15 bis 20 Millionen Euro für den Neubau fällig.