Der Wald zwischen Korb und Buoch bietet die perfekte Kulisse für die Dreharbeiten der Ludwigsburger Filmstudenten. Foto: Gottfried Stoppel

Zurzeit wird der Abschlussfilm des erfolgreichen Jungregisseurs und Berlinale-Gewinners Adrian Goiginger im Wald zwischen Korb und Buoch gedreht. Erzählt wird die wahre Geschichte seines Urgroßvaters, der Motorradkurier im Zweiten Weltkrieg war.

Korb/Remshalden - Eigentlich liegen zwischen dem Remstal und der Normandie knapp 800 Kilometer. Aber in dieser Woche wird die französische Region in den Wald zwischen Korb und Buoch geholt. „Zwar denkt man bei Normandie immer an Strand, aber es gibt dort viel Wald. Wir haben es uns vor Ort angeschaut und die Gegend hier passt perfekt“, sagt Gerrit Klein.

Der Student der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg produziert „Franz“, den Abschlussfilm seines Mitstudenten Adrian Goiginger. Der erfolgreiche Jungregisseur hat bei der Berlinale 2017 den Kompass-Perspektive-Preis für sein Langfilmdebüt „Die beste aller Welten“ bekommen.

Der Produzent kennt den Wald vom Mountainbiken

Zwischen Berlin und Leipzig sowie in der gesamten Region Stuttgart haben die Filmemacher nach einem passenden Drehort gesucht. Denn zum einen gibt es in der Normandie keinen dichten Nadelbestand wie hierzulande, zum anderen sollten der Wald und vor allem auch die Wege so aussehen wie vor 80 Jahren – der Kurzfilm spielt nämlich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Also naturbelassen, mit viel Bewuchs am Boden sowie mit Wegen, die nicht asphaltiert sein dürfen. „Und dann ist mir erst kurz vor knapp dieser Wald bei Korb eingefallen, den ich selbst vom Mouintainbiken kenne“, sagt Gerrit Klein. Eine große Hilfe sei es gewesen, dass die Gemeinden Korb und Waiblingen ihn bei der Planung unterstützt hätten. So dürfen die Studenten das Gelände des Forstbetriebshofs am Rande von Buoch für ihr Set nutzen.

Goiginger erzählt die wahre Geschichte seines Uropas

Am vergangenen Wochenende haben die Arbeiten angefangen, am Montag wurden die ersten Szenen von „Franz“ gedreht. Franz, so hieß der Urgroßvater von Adrian Goiginger. Der Österreicher wurde 1940 in die Wehrmacht eingezogen und als Motorradkurier in die Normandie versetzt. „Wir wollen mit dem Film seine Geschichte, die wahre Geschichte eines einfachen Soldaten erzählen“, sagt Gerrit Klein. Quelle seien die mit dem Diktiergerät aufgenommen Erzählungen gewesen.

Ganz unterschiedliche Facetten sollen gezeigt werden: das Leben der Soldaten, die ständige Ungewissheit, wie es weitergeht und der allgegenwärtige Wunsch nach Hause zurückzukehren. Zudem soll die besondere Beziehung zwischen Franz und dem älteren Soldaten Erwin dargestellt werden. „Er hat bereits den Ersten Weltkrieg erlebt und ist erfahrener. Das ist eine Art Vater-Sohn-Geschichte.“

Intensive Fahraufnahmen sind eine Herausforderung

Gerade weil der Film so nah an die Darsteller ran möchte, gibt es für das Team einige Herausforderungen. „Es soll ganz intensive Fahraufnahmen geben“, erläutert Gerrit Klein. Teilweise wird das Motorrad auf einen LKW-Anhänger gespannt, „das ist noch am einfachsten.“ Teilweise wird auch vom Quad aus gedreht, manchmal wird ein Kran eingesetzt und immer sind die Fahrzeuge auf dem unbefestigten Waldweg zwischen der Kreuzeiche und Buoch unterwegs. „Das will schon gut geprobt sein.“ Deswegen sind die Tage so aufgeteilt, dass vormittags geprobt und nachmittags gedreht wird. Etwa zwei Minuten Film entstehen so pro Tag. „Das ist schon ein echter Luxus, so etwas würde es bei einem normalen Dreh nie geben“, sagt Gerrit Klein.

Es ist aber auch der einzige Luxus, den sich die Studenten gönnen. Denn die Produktion muss mit einem kleinen Budget auskommen, das sich aus einem Zuschuss der Akademie, von einigen Sponsoren und dem Ersparten der Studenten zusammensetzt. Dankbar ist Gerrit Klein, dass die Rottenburger Firma Sturm die komplette historische Ausrüstung kostenlos zur Verfügung stellt. Und er selbst schont sich auch nicht: „Ich mache Nachtwache und stehe alle zwei Stunden auf, um zu schauen, ob im Wald alles in Ordnung ist. Das ist ganz schön anstrengend“, sagt der 25-Jährige.

Gerrit Klein will seinen Studium nächstes Jahr abschließen

Trotzdem möchte er das Projekt nicht missen: „Alle sind mit großer Leidenschaft dabei. Alle haben es gewagt, alle wollen es schaffen. Das macht große Freude“, sagt Gerrit Klein, der hofft, dass das Wetter diese Woche mitspielt und sich noch genügend Komparsen fürs Wochenende finden. Eine PR-Agentur wird die Studenten dann beraten, auf welchen Festivals der 20-Minüter gezeigt werden soll. Für Gerrit Klein sind die Dreharbeiten eine gute Übung: Er will im kommenden Jahr seinen Studiengang Produktion abschließen.

Komparsen werden gesucht

Laien
: Für Szenen, die am Wochenende 7. bis 9. Juli gedreht werden, sucht das Filmteam noch Komparsen (männlich, 25plus, kurze Haare), die Lust haben als Soldaten mitzuspielen. Eine Vergütung wird nicht gezahlt. Die Bewerbung sollte an kurzfilmcasting@gmx.de gesendet werden. Zudem werden Unterstützer gesucht oder Ehrenamtliche,die Lust haben etwa als Streckenposten mitzuhelfen.

Profis
: Bei „Franz“ wirken einige bekannte Gesichter mit. Eine der beiden Hauptrollen spielt Sylvester Groth, der als Ermittler bei Polizeiruf 110 zu sehen war, aber auch in Filmen wie Inglourious Basterds, Der Vorleser oder Das Wunder von Lengende. Der Schauspieler und Tänzer Vinzenz Wagner hat bei der Show „Supertalent“ mitgemacht, der 14-jährige Eloi Christ hat bei Burg Schreckenstein mitgespielt und Produzent Gerrit Klein kennt man etwa aus den Serien Herzensbrecher, Der Lehrer und einigen SoKo-Filmen.