Oliver Halder aus Winnenden sitzt am Steuerrad des Fahrschulboots, beobachtet von seinem Lehrer Wilfried Neumann. Foto: factum/Granville

Wie man ein Motorboot steuert, dazu man keine Fahrstunden am Bodensee nehmen. Nein, das geht auch in Ludwigsburg. Wir haben Fahrschüler bei Poppenweiler begleitet.

Ludwigsburg - Bis dato sind Ralf Czukewitz, seine Frau und der Hund meistens mit dem Wohnmobil im Urlaub – bevorzugt an Flüssen. Künftig, sagt der Backnanger, wollten er und die Gattin aber  auf dem Fluss Urlaub machen. Deshalb sitzt er an diesem total verregneten Wintertag in der Kabine der Foxi auf dem Neckar. Die Foxi ist das kleine Fahrschulboot der Yachtschule Häbich aus Ludwigsburg.

Es ist seine zweite Fahrstunde. Zunächst muss der Novize seinem Fahrlehrer Wilfried Neumann zeigen, dass er daheim ordentlich geübt hat und knüpft einen Seemannsknoten nach dem anderen. Dann darf Czukewitz ans Steuer. Er dreht mit der Foxi ein paar Runden, legt an einem Steg an, gibt wieder Gas, legt nochmals ab und wieder an. Klappt alles ordentlich.

Die Yachtschule ist ein Hobby

Neumann ist gelernter Fernmeldetechniker, und er ist im Ruhestand – eigentlich muss man sagen: im Unruhestand. Denn er arbeitet regelmäßig für seinen Freund Harald Häbich, der seit knapp 30 Jahren die Yachtschule Ludwigsburg betreibt. Die Schule sei nur eine Art Nebenjob, sagt Häbich. Seit ein paar Jahren sei er – wie sein ehemaliger Telekom-Kollege und Kumpel Wilfried – ebenfalls in Rente. Die Schule wolle er aber weiter betreiben, solange er fit bleibe. Allein von den Erträgen, die die Schule einbringe, sei es unmöglich zu leben. Man könnte wohl von einem Hobby sprechen, das ein Zubrot erwirtschaftet.

Die beiden Männer haben einst gleichzeitig angefangen, Segeln zu lernen. Lange her, in einem Land, das es heute gar nicht mehr gibt: in Jugoslawien. Irgendwann haben sie dann beschlossen, anderen beizubringen, wie man Motorboote und Segelschiffe steuert. Die Fahrstunden für den Motorbootschein finden auf dem Neckar statt, auf der Foxi, die Häbich 1997 für rund 30 000 Mark (rund 15 000 Euro) neu gekauft hat. Wer lernen will, ein Segelschiff zu manövrieren, der könne das in seiner Schule in Kompaktkursen auf der Ostsee tun, erzählt Häbich. Bis dato hätten geschätzt rund 3500 Männer und Frauen bei ihm einen Bootsführerschein gemacht.

Die Vorfreude auf das Flusswandern

Ralf Czukewitz’ Fahrstunde geht zu Ende. Er freut sich schon auf die nächste und auf das Flusswandern auf dem Neckar. Schichtwechsel. Der nächste bitte: Oliver Halder besteigt die Foxi. Der Mann aus Winnenden ist oft auf dem Wasser unterwegs, bevorzugt auf dem Bodensee. Halder ist der Veranstalter der Bodenseequerung. Dieses Langstreckenschwimmen werde von einem Motorboot begleitet. Bislang muss Halder immer einen Steuermann engagieren, künftig darf er das Kommando übernehmen – vorausgesetzt er besteht die Prüfung. Deshalb wird geübt, zunächst das Knüpfen der Knoten, dann das Fahren.

Leinen los. Halder gibt kräftig Gas, aber der 20-PS-Motor braucht ein bisschen, bis die Foxi einigermaßen abgeht. Das Boot schippert mit seiner Topspeed, 18 Stundenkilometer, stromaufwärts Richtung Remseck. Jetzt gilt’s: Halder muss das Manöver „Person über Bord“ zeigen. Die Übungsperson ist während der Fahrstunde freilich kein Mensch, sondern eine Schwimmboje mit Fähnchen. Neumann ruft „Person über Bord“. Der Fahrschüler stellt das Getriebe sofort auf neutral, damit die Schiffsschraube still steht. Dann lässt er das Boot an der Boje vortreiben lassen, fährt einen Bogen und holt die Boje schließlich wieder an Bord. Das Manöver glückt. Glückwunsch von Fahrlehrer. Und gleich noch mal.

Die Foxi legt sauber am Steg an

Das nächste Manöver: Wenden auf engstem Raum. Neumann ruft: „Das passt, jetzt üben wir noch mal das Anlegen.“ Halder guckt zufrieden und bringt die Foxi sauber am Steg zum Halten. Der Schüler geht von Bord, und der nächst Novize setzt sich hinter das Steuerrad: Wilfried Neumanns Enkel. Auch der junge Mann nimmt bei seinem Opa eine Fahrstunde auf dem Neckar, um möglichst bald so ein Motorboot auch an der Küste oder auf einem großen See steuern zu dürfen. Schiff ahoi.