Mit Fernbussen lassen sich vergleichsweise günstig Großstädte in Deutschland und Europa erreichen. Foto: dpa

Ludwigsburg soll an das Fernbusnetz angeschlossen werden – das will die Stadt und das wollen auch die Betreiber. Jetzt wird nach einem Platz für eine Haltestelle gesucht. Die Zeit drängt, denn auch andere Kommunen sind interessiert.

Ludwigsburg - Die Anbieter wollen, die Stadt will – und trotzdem ist es nicht gesichert, dass es klappt. Das Ludwigsburger Rathaus ist mit mehreren Betreibern von Fernbussen in die Verhandlungen über eine Haltestelle am Bahnhof eingestiegen. „Wir können uns grundsätzlich sehr gut vorstellen, dass diese Busse in Zukunft bei uns halten“, sagt der Bürgermeister Michael Ilk. Das Manko: „Wir haben aber bislang keinen idealen Standort gefunden.“

Marktführer in Deutschland ist das im Jahr 2015 aus zwei ehemals eigenständigen Firmen entstandene Unternehmen Mein Fernbus/Flixbus. Erste Kontakte zwischen Flixbus und dem Ludwigsburger Rathaus wurden bereits vor drei Jahren geknüpft. Damals scheiterte das Vorhaben, die Barockstadt an das Fernbusnetz anzuschließen, noch an den schwierigen rechtlichen Rahmenbedingungen. 2013 wurde der Markt allerdings weitgehend liberalisiert, und seither boomt das Geschäft: In den vergangenen beiden Jahren haben die Anbieter in Deutschland ihre Fahrgastzahlen jeweils verdoppelt.

Die Busbetreiber rennen im Rathaus offene Türen ein

Jetzt unternimmt Mein Fernbus/Flixbus einen neuen Anlauf, was auch daran liegt, dass sich die Anbindung des Großraums Stuttgart bislang eher schwierig gestaltet. „Ludwigsburg rückt nun in den Fokus“, sagt die Unternehmenssprecherin Marie Gloystein. Der konstruktive Kontakt zur Stadt sei nie abgerissen.

Namen nennt die Verwaltung nicht, aber auch andere Firmen haben inzwischen am Ludwigsburger Rathaus angeklopft – um dort offene Türen einzurennen. Die Stadt wäre bereit, Geld für den Bau einer Fernbushaltestelle in die Hand zu nehmen, um im Gegenzug von den Unternehmen eine Gebühr für die Nutzung der Haltestelle zu kassieren.

Nicht nur für Studenten wäre das Angebot attraktiv

Was jedoch nicht der Hauptgrund ist, warum sich die Verwaltung in dieser Angelegenheit engagiert. Vielmehr sieht das Rathaus in Fernbussen eine sinnvolle Ergänzung des Mobilitätsangebots, weil diese für viele Reisende eine günstige Alternative zum Auto, zur Bahn und zum Flugzeug darstellen. „Wir gehen davon aus, dass das bei uns rege genutzt würde“, sagt Ilk, und verweist unter anderem auf die vielen Studenten in der Stadt. Ein weiteres Argument: „Jeder, der bei einer Reise nicht das eigene Auto nutzt, trägt dazu bei, dass die Straßen etwas leerer werden“, sagt Ilk.

Während die rechtlichen Hürden weitgehend abgebaut wurden, rücken vor Ort nun die Kapazitätsprobleme in den Vordergrund. Alle Fernbusbetreiber drängen auf Haltestellen in der Nähe von Bahnhöfen, damit die Kunden nahtlos auf andere Verkehrsmittel umsteigen können.

Das Problem: am Bahnhof gibt es zu wenig Platz

Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Ludwigsburg ist jedoch ausgelastet und soll überdies in den kommenden Jahren umgebaut werden. In der Umbauphase werden die dort verkehrenden Linienbusse wohl an der Bahnhof-Rückseite halten, in der Pflugfelder Straße. Was bedeutet, dass auch dort auf absehbare Zeit kein Platz für Fernbusse vorhanden sein wird. „Wir sind auf der Suche nach Alternativstandorten und haben auch welche im Blick“, sagt Ilk, ohne Details zu nennen.

Die Zeit drängt. Derzeit können die Fernbusse noch die provisorischen Busbahnhöfe in Obertürkheim und Zuffenhausen ansteuern, die aber geschlossen werden, wenn im April das so genannte Stuttgart Airport Busterminal am Flughafen in Leinfelden-Echterdingen in Betrieb geht.

Von Ludwigsburg direkt nach Mailand – ohne Umstieg

Schon im Sommer 2015 klagte der Flixbus-Geschäftsführer André Schwämmlein öffentlich, dass die Flughafen-Haltestelle keinesfalls optimal, sondern zu weit im Süden der Landeshauptstadt und zudem zu weit entfernt vom Hauptbahnhof liege. Damit potenzielle Kunden aus der Region nördlich von Stuttgart nicht erst zum Airport fahren müssen, um dort in einen Fernbus einsteigen zu können, suchen die Betreiber nun händeringend nach einem weiteren Haltepunkt.

Dieser könnte in Ludwigsburg liegen, aber auch anderswo. Es gebe, sagt Flixbus, „eine Reihe von Gemeinden in der Region, die sich als Haltestelle angeboten haben“. Allerdings seien die Bedingungen in Ludwigsburg – wegen des Bahnhofs und der Nähe zu Stuttgart – optimal. Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass bald ein Standort gefunden wird. Etwa 50 Ziele, heißt es, wären dann von Ludwigsburg aus per Fernbus und ohne Umstieg erreichbar, darunter fast alle deutschen Großstädte oder beliebte Destinationen wie Zürich oder Mailand. Das klingt nach viel, hätte aber auf den Verkehr in Ludwigsburg nur geringe Auswirkungen. „Realistisch rechnen wir am Tag mit zwei Bussen pro Stunde, was gemessen am Gesamtverkehrsaufkommen marginal ist“, sagt Marie Gloystein.