Mehr bio für Ludwigsburg: Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Foto: factum/Weise

Der Landkreis Ludwigsburg ist eine von fünf neuen Bio-Musterregionen des Landwirtschaftsministeriums. Er teilt sich den Titel aber mit der Landeshauptstadt Stuttgart, die bislang eher weniger ökologisch unterwegs ist.

Ludwigsburg - Die Konstellation überrascht zunächst: der Landkreis Ludwigsburg ist zusammen mit der Landeshauptstadt Stuttgart eine der fünf neuen Bio-Musterregionen des Landwirtschaftsministeriums geworden. „Die Stuttgarter zeichnen sich ja nicht durch besondere biologische Produktion aus“ und generell sei die Landeshauptstadt „nicht das Aushängeschild für Ökologie“, sagte der Landeslandwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts auf dem Biohof Seemann in Eberdingen. Er hat recht: Auf der Gemarkung Stuttgarts gibt es acht Bioland-Betriebe, im Kreis Ludwigsburg 50.

30 Prozent bio bis 2030

Der Charme der Kopplung liegt laut Hauk daran, Abnehmer und Produzenten biologischer Produktion zu verzahnen, um so den Absatz und die Akzeptanz von Bio-Produkten zu fördern. Denn: „Die Produktionsseite ist nicht entscheidend, solange man keine Abnehmer hat.“ Hauks Ziel ist ambitioniert: Bis 2030 sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche in Baden-Württemberg ökologisch bewirtschaftet werden. Aktuell sind es elf Prozent, im dicht besiedelten Landkreis Ludwigsburg sind es sogar nur fünf Prozent.

Laut Minister Hauk geht es vor allem darum „Bewusstseinsarbeit“ zu leisten: Der Verbraucher solle verstehen, dass ökologisch und regional hergestellte Lebensmittel nicht nur höherpreisig, sondern auch höherwertig seien.

Helfen soll dabei das Projekt der Bio-Musterregionen. Mittlerweile gibt es neun davon, die Region Ludwigsburg-Stuttgart fällt dabei insofern aus der Reihe, als sie ein dicht besiedeltes Gebiet darstellt. Warum die Region Ludwigsburg-Stuttgart und nicht etwa Stuttgart-Ludwigsburg heißt, erklärt Michael Münter, der Leiter des Referats Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität in Stuttgart: Der Schwerpunkt der Produktion von Bio-Lebensmitteln liege eben im Landkreis Ludwigsburg.

Für den Landkreis war schnell klar, dass er sich gemeinsam mit der Landeshauptstadt auf das Projekt des Landwirtschaftsministeriums bewerben wird. Zum einen steigert das die Chancen, zum anderen ist der Fachbereich Landwirtschaft im Ludwigsburger Landratsamt ohnehin bereits für die Landwirte in Stuttgart mitverantwortlich.

Bio-Essen soll in die Betriebskantinen

Doch was genau soll in der Musterregion eigentlich passieren? Bislang gibt es nur drei große Eckpunkte: die Bio-Bauern besser vernetzen, den Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher fördern und natürlich den Absatz von Bio-Lebensmitteln stärken, beispielsweise, indem man sie verstärkt in Großküchen, Betriebskantinen und allgemein der Gastronomie verwendet. Dafür gibt es vom Land drei Jahre lang jährlich bis zu 100 000 Euro – nicht besonders viel in Anbetracht der ehrgeizigen Ziele. So nennt auch der Naturschutzbund Baden-Württemberg in einer ersten Reaktion das Projekt diplomatisch ein „kleines Puzzleteil für ökologischen Wandel“.

Andere Bio-Musterregionen haben bereits konkretere Pläne: So soll im Neckar-Odenwald-Kreis der Anbau von Öko-Christbäumen gestärkt werden. Eine weitere Idee ist die Vermarktung eines „Odenwälder Käseherzes“. Die Region Biberach konzentriert sich auf Streuobstwiesen, im Hohenlohe-Kreis sowie im Landkreis Schwäbisch-Hall, die gemeinsam die Bio-Musterregion Hohenlohe bilden, geht es um die Zucht von Bio-Ferkeln.