Mit solchen Modellhäusern warben Wüstenrotvertreter nach dem Zweiten Weltkrieg Kunden. Foto: factum/Weise

Wenn alle gemeinsam sparen, können alle schneller bauen. Mit dieser Überzeugung gründet der vor 150 Jahren geborene Georg Kropp in Wüstenrot eine Bausparkasse. Anfangs wurden die Zuteilung ausgelost.

Ludwigsburg - – Am Anfang des Bausparens stand ein Mann: Georg Kropp. Erst im dritten Anlauf gelang es ihm, eine funktionierende Bausparkasse auf die Beine zu stellen – in Wüstenrot. Das nach dem Ort benannte Unternehmen feiert nun am seinem Ludwigsburger Standort den 150. Geburtstag seines Gründers. Der Wirtschaftswissenschaftler Klemens Grube hat das Leben des Rastlosen erforscht.
Herr Grube, den Schwaben wird nachgesagt, sie seien auf das Hausbauen fixiert. War der Bausparkassenerfinder Georg Kropp, ein Mann aus Swinemünde, ein Gesinnungsschwabe?
Steile These, schwierige Frage.
Oder ist der Wunsch nach einem Eigenheim gar nicht schwäbisch?
In Swinemünde waren die Kropps zumindest Hauseigentümer. Dort war ihre Drogerie. Dort hat die Familie den alten Adressbüchern nach gewohnt. Es war Kropp also nicht unbekannt, in einem eigenen Haus zu wohnen. Auch seine zweite Frau hat ein Haus in Wüstenrot gekauft. In der Inflation hat ihm dieses Haus enorm über die Nöte hinweggeholfen, weil er in seinem Garten Gemüse anbauen konnte. Daher kommt auch seine Aussage: Jeder Familie ein eigenes Heim. Wahrscheinlich haben sich zwei Ideen getroffen – seine Überzeugung und die schwäbische Gesinnung.
Kropps Leben wirkt wie das eines ewigen Glückssuchers. Er wollte zur See fahren, hat einen Eisbrecher erfunden, war Drogist und war dann Erfinder des Bausparens. Was hat ihn angetrieben?
Vieles, was er wollte, hat er ja nicht gedurft. Zum Beispiel zur See fahren. Er wollte auch mal Missionar werden und durfte es nicht. Er war einfach nur experimentierfreudig. Er hat ja auch pharmazeutische Produkte wie die lindernde Hautcreme, die nach ihm benannt war, und Zahnwatte gegen Zahnschmerzen entwickelt.
Er konnte offenbar auch Niederlagen einstecken.
Er hat einfach in jeder Niederlage eine neue Chance gesehen. Selbst das Bausparen hat er ja mehrmals versucht, bis es geklappt hat. 1912 hat er es seinen Brüdern im Guttemplerorden vorgestellt. Die haben es abgelehnt. Dann hat er 1921 zum ersten Mal die „Gemeinschaft der Freude“ gegründet. Während der Hyperinflation haben die schnell alles Geld zurückgezahlt, weil das System unter diesen Bedingungen nicht mehr funktionieren konnte. Erst der dritte Versuch im Februar 1924 mit der Wüstenrot-Bausparkasse hat geklappt.