Platz für ein Hochhaus: Das Kepler-Dreieck liegt brach, zwischen asbesthaltigen Platten wächst das Unkraut. Foto: factum/Simon Granville

Ludwigsburg muss das 2013 gekaufte Gelände für eine halbe Million Euro sanieren lassen.

Ludwigsburg - Vor zwei Jahren am Fuchshof, jetzt am Kepler-Dreieck: Schon wieder muss die Stadt auf einer Brache asbesthaltiges Material entsorgen – und wieder sieht es so aus, als würde Ludwigsburg auf den Kosten sitzen bleiben. Schon 2013 hatte die Stadt das damals noch als Stellplatz für Gebrauchtwagen genutzte Areal beim Bahnhof gekauft, um dort einen „Green-Tower“ zu bauen. Das Hochhaus gibt es zwar noch immer nicht, aber als Experten im vergangenen Jahr prüften, ob das Gelände für eine Zwischennutzung in Frage komme, entdeckten sie asbesthaltige Platten im Boden. Gut erkennbar an ihrer roten Farbe. Die Entsorgung der Schadstoffe kommt auf 520 000 Euro.

 

„Aber es gab doch damals ein Gutachten“, sagte Klaus Herrmann (CDU), als jetzt dem Mobilitätsausschuss im Gemeinderat die Rechnung präsentiert wurde. „Wie kann das sein? Wir müssen uns doch darauf verlassen können.“ Margit Liepins (SPD) erinnerte daran, dass die Stadt beim Ankauf des Geländes 150 000 Euro für die Entsorgung möglicher Altlasten eingeplant hatte – aber eben keine halbe Million. Der Vorfall erinnere fatal an die Debatte um den Fuchshof, meinte Andreas Rothacker (FW). Dort hatte die Stadt das ehemals von Gärtnereien genutzte Areal gekauft und erst später festgestellt, dass bei der Verglasung der Treibhäuser Asbest verwendet worden war. Statt 700 000 Euro kostete der Abbruch dort am Ende 2,9 Millionen Euro.

Kosten für Altlasten eingepreist

Jürgen Müller (Die Linke) wollte wissen, ob sich die Schadstoffe tatsächlich nur in den Bodenplatten befinden, oder ob im Erdreich darunter mit weiteren bösen Überraschungen zu rechnen sei. Dieses Risiko gebe es wohl eher nicht, meinte Thomas Hugger. „Allerdings haben wir uns damals schon auf die Fachleute verlassen“, sagte der Leiter des Fachbereichs Liegenschaften. „Beim Kauf waren Kosten für Altlasten eingepreist. Aber offenbar haben die Gutachten dem Estrich keine Schadstoffrelevanz zugemessen.“

Das Ganze sei sehr ärgerlich, meinte Baubürgermeister Michael Ilk. Wenn man bedenke, wann und wie das Gelände genutzt wurde, hätte sehr wohl jemand auf die Idee kommen müssen, dass hier auch Asbest verbaut worden ist. „Natürlich gehen die Experten mit gewissen Vorgaben an die Untersuchung“, sagte Ilk. Die Kosten für die Analyse müssten schließlich in einem angemessenen Verhältnis stehen. Darum sie offenbar vor allem nach Spuren von Stoffen gesucht worden, die bei galvanischen Prozessen anfallen.

Druckerei und Pharma-Hersteller

Das Gelände war zwar von 1893 bis 1966 im wesentlichen ein Standort für eine Druckerei gewesen, zeitweise hatte dort aber auch eine Firma zur Herstellung chemisch-pharmazeutischer Präparate ihren Sitz. Zuletzt hatte dort bis 2016 ein Gebrauchtwagenhändler seine Fahrzeuge präsentiert. Nachdem nun aber bekannt sei, so Ilk, dass am Kepler-Dreieck asbesthaltige Platten lagern, bestehe dringender Handlungsbedarf. In Abstimmung mit der Gewerbeaufsicht habe man auch bereits ein Sanierungskonzept entwickelt.

Problematisch ist indes auch der Zufahrt zu dem Gelände: Für die Lastwagen müsse für die Dauer der Asbestsanierung auf der viel befahrenen Keplerstraße eine Linksabbiegespur eingerichtet werden. Das werde aber keine große Verkehrsbehinderung mit sich bringen, meinte Achim Leban, der Leiter der Abteilung Straßenbau: „Da das Beladen der Lastwagen immer eine längere Zeit dauert, werden jeden Tag nur wenige Fahrzeuge dort ein- und ausfahren.“

Standort für ein Hochhaus

2015 hatte der damalige Oberbürgermeister Werner Spec große Pläne für das Gelände neben dem Gebäude der Krankenkasse MH-Plus: Er schlug vor, einen sogenannten Green Tower zu errichten – ein Hochhaus, das keine Energie benötigt, sondern selbst welche produziert. Unter anderem wollte der OB, dass in dem Gebäude Solarenergie für künftige Mobilitätssysteme erzeugt und gespeichert werde. Eines dieser Mobilitätssysteme wäre die BRT-Bahn gewesen, jenes schienenlose Bus-Rapid-Transit-System, das Spec’ Nachfolger Matthias Knecht im vergangenen Sommer für tot erklärt hat.

Die Pläne für ein Hochhaus am Kepler-Dreieck sind dagegen nicht vom Tisch. Nachdem mehrere Konzepte für eine Bebauung gescheitert sind, hat die Stadt im vergangenen Jahr neue Entwürfe vorgelegt und sich damit bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) in der Region Stuttgart beworben. Kernstück auch dieser Planung ist ein Hochhaus.