Im Land gibt es 100 öffentliche Bücherschränke, in Ludwigsburg keinen.   Foto: factum/Granville

In vielen Kreisgemeinden gibt es bereits öffentliche Bücherschränke, nun möchte auch Ludwigsburg welche aufstellen – am liebsten aber solche, die sich optisch von der Konkurrenz abheben.

Ludwigsburg - Was haben Klohäuschen und öffentliche Bücherschränke gemeinsam? Sie sind anfällig für Vandalismus. Diese Antwort kann man für weit hergeholt halten, aber für die Ludwigsburger Stadträte ist der Zusammenhang offensichtlich. Nachdem sie erst in der vergangenen Woche über ein wiederholt verwüstetes WC am Akademiehof diskutiert hatten, konzentrierten sie sich, auch als jetzt am Mittwoch im Schulausschuss überSchränke für Tauschbüchergeredet wurde, auf das Thema Vandalismus.

„So ein Bücherschrank ist keine Stadtbahn“, sagte ein ungeduldiger Oliver Kube (Ökolinx). „Wir haben den Antrag dafür vor zwei Jahren gestellt, und jetzt diskutieren wir noch immer darüber.“ Zur Verwaltung gewendet forderte der Stadtrat: „Macht’s doch einfach!“ Wenn Ludwigsburg etwas konzipiere, müssten am Ende immer High-end-Möbel herauskommen, kritisierte auch Maik Stefan Braumann (CDU). „Eine alte Telefonzelle täte es auch“, meinte er.

Bücherschrank Modell Ludwigsburg

Aber die Mehrheit sah das anders. Die Stadträte begeisterten sich an diesem Abend vor allem für die Idee eines ganz eigenen Bücherschranks – mit einer besonderen Ludwigsburger Note sozusagen. Ausgelöst hatte die Gedankenspiele die Ankündigung einer Metallbauerklasse an der Carl-Schäfer-Schule, der Stadt einen Metallbücherschrank zu bauen.

Noch mehr als über die passende Optik wurde jedoch über den richtigen Stellplatz gestritten. Stadtbibliotheksleiter Thomas Stierle, der im Auftrag der Verwaltung ein Konzept erarbeitet hat, konnte nur zwei Standorte nennen, an denen zentrale Forderungen der Stadt gewährleistet seien: einmal am Wetteplatz in Oßweil und einmal eine noch nicht näher bestimmte Stelle im Wohngebiet Hartenecker Höhe.

Zum Anforderungsprofil in Sachen Bücherschrank gehört, dass sich Vereine oder Gruppen finden, die eine Patenschaft für die kleine Tauschbücherei übernehmen. Stichwort: Vandalismus. „Das mit dem Büchertausch ist großartig“, sagte Gabriele Moersch (FW). „Aber es ist wichtig, dass Menschen sich Menschen darum kümmern. Und zwar dauerhaft.“ Andernfalls drohe die Gefahr der Zerstörung. „Wer pflegt so einen Bücherschrank auf Dauer?“ wollte auch Braumann wissen.

Im Falle eines Bücherschrankes auf dem Wettemarkt hätte sich der Bürgerverein bereit erklärt, ihn unter seine Obhut zu nehmen, sagte Stierle. Und auch auf der Hartenecker Höhe könne man auf bürgerschaftliches Engagement bauen. Doch CDU, SPD und Grüne lehnen einen Standort im Neubaugebiet ab, nur die Freien Wähler sperrten sich nicht dagegen. Obwohl auch Gabriele Moersch meinte, dass es sicher geeignetere Standorte gebe.

Tauschbüchersuche per App

Elfriede Steinwand (Grüne) vermisste ebenso Hubertus von Stackelberg (SPD) ein Angebot in der Stadtmitte. „Es gibt inzwischen sogar eine Bücherschrankfinde-App“, sagte Kube. „Da wäre es viel geschickter, wir hätten Standorte in der City.“

Die Suche danach aber sei bisher erfolglos verlaufen, sagte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Bisher fehlten geeignete Stellflächen als auch Personen, die eine Patenschaft übernehmen wollten. Vermutlich habe man nur noch nicht lange und intensiv genug gesucht, meinte Johann Heer (FDP). Die Stadt müsse einen Aufruf starten.

Im Haushalt 2018 sollen 30 000 Euro für die Tauschbibliotheken zur Verfügung gestellt werden. „Das reicht für vier Schränke“, sagt Stierle. Bis zum Frühjahr soll die Frage nach weiteren Standorten geklärt sein.