Ludwigsburg plant eine Übernachtungssteuer. Dass sie im Gemeinderat beschlossen wird, gilt als wahrscheinlich. Hoteliers haben dazu eine klare Forderung.
Betten- oder Beherbergungssteuer, Übernachtungspauschale oder Tourismusabgabe: Die Steuer, mit der Städte versuchen, die Löcher in ihren Haushalten zu stopfen, hat viele Namen. Freiburg hat sie, Konstanz, Mannheim – und bald vielleicht auch Ludwigsburg. Ende Juni stimmen die Gemeinderäte über die Steuer für Touristen und Geschäftsleute ab. Im Gespräch sind zwei Euro pro Übernachtung ab dem 1. Juli 2026, aber auch eine prozentuale Abgabe wurde im Wirtschaftsausschuss diskutiert.
Der genaue Betrag und seine Berechnung sind noch unklar, dass die Steuer kommt, gilt jedoch als wahrscheinlich. Die Stadt könnte mit ihr abzüglich des Aufwands circa 550 000 Euro einnehmen. Doch was sagen diejenigen dazu, die den Betrag für die Stadt kassieren: die Hoteliers? Und wie müsste die Übernachtungspauschale geregelt sein, um bei ihnen auf eine breite Akzeptanz zu stoßen?
Die Hoteliers fordern einen Pauschalpreis
Marco Angas, stellvertretender Hoteldirektor des Schlosshotel Monrepos und Vorsitzender des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) Kreisverbands, rechnet bereits mit der Einführung. „Grundsätzlich ist mir bewusst, dass jede Stadt Geld braucht – dass man immer versucht, das bei Hotel- und Gastronomie-Betrieben zu holen, finde ich aber schwierig.“ Wenn sie eingeführt werde, dann bitte möglichst unbürokratisch mit einem Pauschalpreis, den die Hotels monatlich an die Stadt abführen. Eine prozentuale Abgabe, wie sie die SPD im Wirtschaftsausschuss angesprochen hat, hält er für völlig unpragmatisch. „Es ist sowieso schwierig, das dem Kunden zu vermitteln, der denkt erst einmal, wir als Hotel kassieren ab“, so Angas. „Die Abgabe muss darstellbar sein und nicht zu abstrakt.“
Oberbürgermeister Matthias Knecht hatte im Wirtschaftsausschuss beruhigt: „Wir gehen nicht davon aus, dass durch die Steuer die Übernachtungszahlen nach unten gehen.“ Marco Angas ist sich dessen nicht sicher. Er und Kollegen befürchten, dass gerade Geschäftsreisende in umliegenden Städten übernachten und durch die Steuer eine Konkurrenzsituation entsteht. Stuttgart hatte im November 2023 über eine Übernachtungssteuer ab 2025 diskutiert, die Einführung dann aber verschoben, „um die in Folge der Covid-19-Pandemie akut betroffenen Beherbergungsbetriebe nicht noch zusätzlich zu belasten“.
Michael Steinbrück, Direktor des Nestor-Hotels, schaut bislang gelassen auf den Vorschlag der Stadtverwaltung. „Wenn die Übernachtungssteuer kommt, können wir sowieso nichts daran ändern“, sagt er. Sollte sie beschlossen werden, hofft er auf eine möglichst einfache und sinnige Lösung. „Wir reden von Bürokratie-Erleichterung, schaffen die Meldescheine in Hotels für deutsche Staatsbürger ab und im nächsten Moment kommt das nächste Thema auf den Tisch“, sagt Steinbrück. Die Gebühr von den Kunden zu verlangen, sei zwar nicht schön, er glaubt aber nicht, dass sich Reisende von zwei Euro oder 2,50 Euro abschrecken lassen.
„Das sind schnell vier, fünf Euro und rechnet sich hoch“
Thomas Fülster, Geschäftsführer von DQuadrat Living GmbH, der hinter der Hotelmarke „HARBR. hotel & boardinghouse“ steht, kennt die Bettensteuer aus Konstanz. Dort fallen fünf Prozent auf den Nettoübernachtungspreis an: „Das sind schnell vier, fünf Euro und rechnet sich hoch.“ Gäste nähmen das laut Bewertungen als deutlich zu teuer wahr. Dennoch habe Konstanz einen Vorteil, der Ludwigsburg fehlt: Während Gäste am Bodensee schwieriger ausweichen könnten, „gibt es um Ludwigsburg viele attraktive Angebote, die gut mit der S-Bahn angebunden sind“. Wenn die Steuer also komme, sollten sich laut dem Geschäftsführer die Städte in der Region zusammenschließen. Für ihn stellt sich die Frage: Warum macht man es einer Branche, die durch die Wirtschaftslage derzeit ohnehin schon einen Rückgang an Gästen bemerkt, noch schwerer?