Entwischte einen Tag nach seiner Ankunft in Asperg: Mischlingshund Fiodor Foto: StN

Tierschützer kritisieren Polizeieinsatz in Ludwigsburg - Anzeige gegen Schützen geplant.

Ludwigsburg - Der Tierschutzverein Ludwigsburg will Anzeige gegen einen Polizisten erstatten, der in der Nähe der A 81 einen entlaufenen Hund mit sieben Schüssen getötet hat. Mitarbeiter des örtlichen Tierheims sprechen von einer "bestialischen Hinrichtung". Die Polizei dagegen sagt, dass der Hund "eine Gefahr für Leib und Leben der Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn war". Der Beamte, der den Vierbeiner erschossen hat, ist ein erfahrener Polizeihundeführer.

 

Der Fall hat sich bereits am Freitag vor einer Woche ereignet. Der kleine, schwarzhaarige Rüde war zwei Tage vorher in Asperg entwischt. Seither irrte er mit einer Leine am Hals herum. Der Vierbeiner war erst tags zuvor zu einer Familie nach Asperg gekommen. Er stammte aus einem Tierheim bei Dresden.

Berichte von gefährlichen Bremsmanövern

An jenem Freitag war um 6.40 Uhr bei der Polizei die erste Meldung über den kleinen Hund mit Namen Fiodor eingegangen. Mal war der sieben Jahre alte Mischling in Ludwigsburg, mal in Asperg und mal bei der A81 gesehen worden. Die Polizei schickte bei jeder Meldung Streifen los. "Es gelang uns aber nicht, das Tier einzufangen", sagt der Ludwigsburger Polizeisprecher Peter Widenhorn - auch nicht mit Hilfe von Diensthunden. Zwischen 9 und 10 Uhr hätten mehrere Autofahrer angerufen. Sie berichteten von "gefährlichen Bremsmanövern auf der A 81 wegen eines Hundes".

Auch das Ludwigsburger Tierheim wurde um 9.15 Uhr alarmiert. Ein Spaziergänger hat Fiodor in der Nähe des Wasserturms in Möglingen unweit der Autobahn gesehen. Als zwei Tierpflegerinnen eine halbe Stunde später dort ankamen "rannte der Hund in Panik vor den Polizeibussen davon", berichtet Marina Procheiske. Zweimal sei es gelungen, sich dem Tier zu nähern. "Es war keineswegs aggressiv." Doch das "viel zu laute Geschrei" der Polizei habe den Hund erschreckt und es unmöglich gemacht, ihn einzufangen, so die Pflegerin.

Gegen 10.30 Uhr, "ist mir ein ziviles Fahrzeug aufgefallen, das ebenfalls die Hatz aufnahm", sagt Procheiske weiter. Aus dem fahrenden Auto heraus sei plötzlich auf Fiodor geschossen worden. "Wir konnten deutlich sehen, dass sich der Hund, offensichtlich verletzt, langsamer über den Acker bewegte." Dennoch seien weitere sechs Schüsse auf ihn abgegeben worden. Als der Mann später aus dem Auto ausgestiegen sei, hätten ihn die Tierheimmitarbeiter erkannt. "Wir haben ihn schon öfter gesehen, weil er bei den Wesentests von Hunden, die das Veterinäramt macht, meistens dabei ist."

"Ein Schuss hätte ausgereicht"

Polizeisprecher Widenhorn bestätigt, dass der Hundeführer aus dem fahrenden Wagen heraus geschossen hat. "Er hat versucht, den Hund einzuholen." Die ersten beiden Doppelschüsse hätten ihn jedoch verfehlt. "Beim dritten Doppelschuss wurde das Tier so schwer verletzt, dass ein weiterer Schuss die letzte Alternative war." Widenhorn widerspricht jedoch dem Vorwurf, es habe sich um eine Treibjagd gehandelt. "Der Einsatz war gerechtfertigt, auch wenn wir es bedauern, dass der Hund erschossen werden musste." Dennoch hat die Polizei angekündigt, den Fall nochmals zu prüfen. "Solche Anschuldigungen können wir nicht stehen lassen."

Eine Anzeige liegt der Polizei bislang nicht vor. Auch nicht der Obduktionsbericht des Veterinäramts in Fellbach. Aus ihm gehe hervor, dass "beim ersten Schuss keine Organe verletzt wurden. Dieser Schuss hätte ausgereicht, um ihn zu stoppen und einzufangen", meint Tierheimleiterin Ursel Gericke.