Zurzeit noch Parkplatz, in Zukunft Standort von Wohncontainern: der Standort in der Ludwigsburger Schlieffenstraße Foto: Werner Kuhnle

Auf einem Parkplatz im Westen will die Stadt mit einem Container-Dorf der drohenden Unterbringungsnot entgegenwirken. Die Hotels, die ausgeholfen hatten, brauchen ihre Räume wieder.

Wohin mit den Menschen, die aus aller Herren Länder, akut besonders aus der Ukraine, geflohen sind und hier Schutz suchen? Diese Frage wird für die Kommunen zunehmend dringlicher – besonders in Anbetracht der Tatsache, dass nicht absehbar ist, wie viele Geflüchtete noch kommen werden.

Wir haben keine Prognosen, und deshalb ist es auch unheimlich schwer zu planen“, so Raphael Dahler, Fachbereichsleiter Gesellschaftliche Teilhabe, Soziales und Sport bei der Stadt Ludwigsburg. Im Januar sei man noch von der Zuweisung von rund 200 Geflüchteten in diesem Jahr ausgegangen. „Dann begann der Krieg in der Ukraine, und die Menschen kamen einfach.“

Mann + Hummel braucht die Parkplätze nicht mehr

Klar ist: Wenn keine zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, hat die Stadt bald ein großes Problem – ein Thema, das den Verantwortlich in allen Kommunen zurzeit Kopfschmerzen bereitet. Aktuell hat die Stadt inklusive Anmietungen von privaten Wohnungen und Hotelzimmern für knapp 1350 Geflüchtete zur Verfügung, rund 900 Geflüchtete sind dort derzeit untergebracht, davon 300 aus der Ukraine, noch einmal geschätzt 400 Ukrainer sind von Privatleuten untergebracht. Aber die von Hotels und Boardinghäusern nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine zur Verfügung gestellten Räume fallen bald weg. „Die Hotels haben uns total gut und schnell ausgeholfen, brauchen ihre Kapazitäten jetzt aber selbst wieder“, sagte Dahler im Ausschuss für Bildung und Soziales. Deshalb will die Stadt jetzt eine Container-Unterkunft auf einem Parkplatz in der Weststadt platzieren. Eine Zwischenlösung, die zunächst für den Zeitpunkt von zwei Jahren gedacht ist.

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Auf dem an Mann + Hummel vermieteten Parkplatz in der Schlieffenstraße zwischen Osterholzallee und Mörikestraße, den das Unternehmen nicht mehr braucht, sollen 20 Wohncontainer für 60 Menschen aufgestellt werden – aneinandergereiht, nicht als Kombi-Lösung, damit in den einzelnen Containern etwas mehr Ruhe und Privatsphäre möglich ist. „Man kann es offen sagen: Keinen von neun untersuchten Standorten fanden wir extrem gut für eine Containerlösung“, räumte Dahler ein.

Container mit Duschen gab es keine

Pragmatische Überlegungen waren ausschlaggebend: Es gibt kurze Leitungswege für Strom, Wasser und Entwässerung, die Geflüchtetenunterkunft in der Mörikestraße mit Betreuungs- und Beratungsmöglichkeiten ist nahe gelegen, und die Fläche ist kurzfristig verfügbar.

Nicht verfügbar seien Container mit Duschen gewesen, sagte Dahler. „Der Markt ist leer gefegt.“ Toiletten und eine Kochnische hingegen seien in den einzelnen Wohneinheiten vorhanden. Zum Duschen müssen die Menschen, die dort untergebracht werden, in zwei Duschcontainer gehen, die je vier Duschen für Frauen und Männer umfassen. Das fanden die Stadträte – die im Übrigen monierten, dass eine Bürgerinformation zu der Unterkunft stattgefunden habe, bevor sie selbst ins Bild gesetzt worden seien – zu wenig – vor allem, weil man davon ausgehe, dass es vor allem Frauen mit Kindern sein werden, die dort künftig leben.

Für das Containerdorf wird der Radweg verlegt

„Auch bei den Duschcontainern gibt es einen Konkurrenzkampf“, rechtfertigte die Bürgermeisterin Renate Schmetz das Raumprogramm. „Allein die Zusage für diese Duschanlage hat uns ein intensives Umwerben gekostet.“ Sie habe mehrfach mit der Firma gesprochen, damit die Stadt den Zuschlag erhalte.

Die Kurzfristigkeit der Bürgerinformation begründete Schmetz mit der drängenden Zeit. Sie machte klar – was sich angesichts der Dringlichkeit der Unterbringungsfrage ohnehin von selbst verstand – , dass mit der Containeranlage das Ende der Fahnenstange nicht erreicht sein wird. „Natürlich müssen wir uns noch mehr Lösungen überlegen und kommen mit weiteren Maßnahmen auf Sie zu.“ Für die Container verlegt die Stadt den Radweg, der zwischen den Parkflächen hindurch führt, auf die Schlieffenstraße – und kappt dafür eine Fahrspur in Richtung der Schwieberdinger Straße.